Die Täter zum Guten reizen
Nicht nur Lehrpersonen werden heute im Internet dem Spott ausgesetzt, auch ungeliebte Schulkameraden werden im Netz gemobbt. Oft merken diese erst am Verhalten ihrer Kameraden, dass etwas nicht stimmt. Und es betrifft besonders diejenigen, die auch sonst leicht in eine Aussenseiterrolle geraten. Eltern und auch Lehrpersonen stehen dem Problem weithin hilflos gegenüber, da ihnen die Kids in ihrer Technikkompetenz weit voraus sind. «Kinder sind ‚digital natives’, digitale Eingeborene, sie sind im Netz gross geworden, es gehört zu ihrer sozialen Realität», schreibt die NZZ am Sonntag vom 5. Juni 2011 dazu. Die ältere Generation bestehe dagegen aus lauter «digital immigrants», oft sei ihr die Welt ein Rätsel, in der sich der Nachwuchs heutzutage bewegt.
Eine «Anti-Mobbing-Gruppe»
Zwar kann Cyber-Mobbing strafrechtlich verfolgt werden auch wenn es an sich diesen Straftatbestand nicht gibt, wie Martin Boess von der Schweizerischen Kriminalprävention versichert. Aber damit ist es nicht getan. Ein Mittel gegen das Übel ist die Aufklärung. Diese wird durch Experten der Kriminalprävention in den Klassen gemacht. Aber es braucht auch die positive Umsetzung. Martin Hotz, Lehrer an einer betroffenen Primarschulklasse in Bern hat vorerst durchgesetzt, dass seine ganze Schule nach den Sommerferien in einer Kampagne präventiv über Cyber-Mobbing informiert wird. Und die Täter, die einem seiner Schüler das Leben schwer machten, hat er zur Rechenschaft gezogen. Er verpflichtete sie, auf Facebook anstatt der «Hass-Gruppe» eine «Anti-Mobbing-Gruppe» zu eröffnen. Dazu brauchte es gar keinen Druck, denn seine Schüler waren begeistert und sagten: «Cool, eine Anti-Mobbing-Gruppe. Wann dürfen wir loslegen?»
Zum Thema:
Was tun gegen Cyber-Mobbing? – Tipps von Franz Eidenbenz, Fachpsychologe für Psychotherapie FSP
Internetnutzung und Cybermobbing
Die Angst vor dem virtuellen Freund
Datum: 07.06.2011
Autor: Fritz Imhof
Quelle: Livenet / NZZ am Sonntag