Kitas und Schulen
geschlossen – das war wohl die Schreckensnachricht Ende letzter Woche in vielen
Ländern. Was tun mit den Kindern? Wie geht das mit dem Homeschooling? Wie kann
man gerade auch kleinere Kinder beschäftigen, wenn man sie nicht vor einem Bildschirm
absetzen will?
In dieser Woche wurden an
vielen Stellen neue Angebote publiziert, Ideen gesammelt, Ratschläge erteilt –
hier eine kleine Zusammenfassung für verzweifelte Eltern.
Schule zu Hause
Das ist wohl einer der
schwierigsten Punkte. Während einige Schulen dies sehr gut organisiert haben,
herrscht bei anderen das Chaos. Wichtig ist die Zeiteinteilung: Gerade für
Grundschulkinder ist es wichtig, dass jeder Tag denselben Ablauf hat, etwa dass
von 9 bis 11 Uhr die Schulaufgaben durchgeführt werden.
Tabea Gross ist Lehrerin
an der Deutsch-Schweizer Grenze und selbst Mutter von drei Kindern im Vor- und
Grundschulalter. Sie sieht eine grosse Herausforderung darin, jedem einzelnen
Kind die nötige Aufmerksamkeit zu geben. «Das Kunststück beim Homeschooling
ist, dass man immer nur einem Kind gleichzeitig Aufmerksamkeit schenken kann…» Deshalb
ihr Tipp: Die Kinder in verschiedene Räume verteilen und dann jeweils einem
Kind bei den Aufgaben helfen, bevor man zum nächsten geht. Man kann auch ältere
Kinder miteinbeziehen, indem diese den Jüngeren etwa die Aufgaben vorlesen, die
sie machen müssen. Vorschulkinder kann man in derselben Zeit Aufgaben in
Vorschulheftchen machen lassen oder ihnen leichte «Malen nach Zahlen»-Bilder
aus dem Internet ausdrucken. Kita-Kinder kann man ebenfalls «Aufgaben» geben,
etwa mit Knete spielen oder Wasserfarbenbilder ausmalen.
Bewegung und frische
Luft
Die «Schulzeit», die am
besten vormittags sein sollte, muss unbedingt mit regelmässigen Pausen gefüllt
werden, denn «Kinder brauchen Bewegung und frische Luft», so Tabea Gross.
Hierzu gehen ihre Kinder regelmässig in den Garten, spielen fangen oder hüpfen
Springseil. Familien, die keinen eigenen Garten haben, können auch einfach mal
einen Spaziergang im Wald planen oder zu Fuss einkaufen gehen. Dies alles ist natürlich nur möglich, wenn die Vorgaben der Behörden dies erlauben. Zur Not kann
auch ein Balkon herhalten, auf dem die Kinder etwas springen oder sich einfach eine
Zeitlang aufhalten können.
Was ist denn mit
Lernaufgaben am Tablet? Hiervon rät die Lehrerin ab. «Grundschulkinder müssen
ihre Aufgaben nicht am Bildschirm machen. Quiz-Lernaufgaben können sie gut auf
Papier machen. Die Feinmotorik sowie Augen-Hand-Koordination wird deutlich stärker gefördert,
wenn das Kind einen Stift in der Hand hält und mit Heft und Papier
arbeitet, als wenn man nur mit dem
Finger irgendwo drauftippt. Lern-Apps kann man als Belohnung einsetzen, aber
nicht als Grundsatz-Lernmethode.»
Freizeitbeschäftigung
Auch hier sind viele
Eltern wie vor den Kopf gestossen, wenn sie die Kinder nicht mehr bedenkenlos
nach draussen schicken können und an vielen Orten sogar Spiel- und Sportplätze
geschlossen sind. Am besten ist, die ganz normale Wochenroutine aufrecht zu
erhalten. Das könnte bedeuten, dass man mit Musikinstrumenten-Lehrern spricht
und schaut, ob der Unterricht ab sofort per Skype durchgeführt werden kann.
Dann gibt es unendliche
Beschäftigungsmöglichkeiten für Kinder vom Kita- bis ins Teenie-Alter. Man kann
die Kinder etwa beim Kochen mit einbeziehen – da muss nur etwas mehr Zeit
eingeplant werden. Gemeinsames Plätzchen oder Kuchenbacken schenkt auch Freude
und Abwechslung, insbesondere kleineren Kindern. Auch Gesellschaftsspiele, die
vielleicht lange nicht mehr hervorgeholt wurden, können bei Kindern auf
Interesse stossen, vor allem, wenn die Erwachsenen mitspielen. Hier gibt es
natürlich die Klassiker wie Monopoly, aber man kann auch kreativ werden und
etwa Ratespiele machen, bei denen beispielsweise bekannte Persönlichkeiten per
Beschreibung, Mimik oder Gestik erraten werden müssen.
Wer im Sportbereich noch
etwas Nachhilfe braucht, wird beim Basketballverein ALBA Berlin fündig. Dieser
veröffentlicht ab sofort jeden Tag auf Youtube ein Sport-Programm für Kinder und Jugendliche
im Kita- (9 Uhr), Grundschul- (10 Uhr) und Oberschul-Alter (11 Uhr).
Impulse für die ganze
Familie
Doch es muss nicht immer
Action sein. Bereits vor einiger Zeit stellte Autorin und Elterncoach Regula
Lehman ihr Buch «Der Familien-Aufsteller» bei Livenet vor. Hier finden sich
viele Impulse zum Familienleben, Gesprächsthemen und praktische Aktivitäten, um
das Familienleben aufleben zu lassen – mehr dazu im Dossier von Livenet.
Weitere Impulse in
derselben Richtung werden seit kurzem vom Familiensupport SG herausgegeben. Ein Survival-Newsletter gibt
Familien alle 2 bis 3 Tage praktische Hilfen, wie sie diese herausfordernde
Zeit gut überstehen können. Der Newsletter kann entweder direkt abonniert
(regula-urs@bluewin.ch) oder von der Internetseite heruntergeladen
werden.
Kinder-Gottesdienste
Immer breiter wird auch
das Angebot für Kindergottesdienste im Netz. Da gibt es etwa den
Kindergottesdienst «ERzählt – meine Bibelgeschichten» der Freikirche der
Siebenten-Tags-Adventisten, dessen Material für sieben Wochen kostenlos von der
Webseite heruntergeladen werden kann.
Auch diverse Gemeinden
aus Karlsruhe und Umgebung haben sich zusammengeschlossen und bieten ab diesem
Sonntag, 22. März einen Online-Kindergottesdienst an, jeden Sonntag um 9 Uhr auf ihrem Youtube-Kanal.
Eine kritische
Stimme
Dass der «Beschäftigungswahn»
unter den Eltern gar nicht unbedingt förderlich ist, sieht Stefanie Büsing.
Die Mutter zweier Grundschulkinder ist selbstständig und arbeitet mit ihrem Mann
in einem eigenen Betrieb. Sie beschäftigt sich derzeit von ganz anderen Fragen,
existentiellen Fragen, wie es mit dem Betrieb und letztlich mit der Familie
weitergeht, wenn die Einnahmen sinken und bei einer möglichen Ausgangssperre
sogar ganz wegbleiben.
«Ich glaube, dass
sehr viele Eltern unter viel Angst und Druck leiden und ich habe den Eindruck,
da sollte man viel mehr Leichtigkeit reinbringen, als noch mehr Druck
aufzubauen, was man alles pädagogisch Wertvolles mit den Kindern machen sollte.»
Gerade selbstständige Eltern hätten im Moment gar keine Kapazität, darüber
nachzudenken, was sie alles mit den Kindern machen könnte. Und das sei in
dieser Situation dann auch gar nicht unbedingt zu raten, denn «der Druck, der
auf den Eltern lastet, überträgt sich auf die Kinder und dann können sie sich
auch nicht hinsetzen und fröhlich vor sich hin basteln.»
Eine
herausfordernde Situation, für Eltern, für Selbstständige, für Schulen und
Lehrer… da bleibt letztlich nur ein Ratschlag, der schon in der Bibel gegeben
wurde: Leben Sie im Heute und nehmen Sie jeweils nur einen Tag auf einmal!