Beziehungs-Baustelle

Das Ehemodell aufgeben?

Die Ehen haben sich verändert. Heute bleibt kaum noch jemand aus moralischen Gründen zusammen. So lange man die Beziehung als befriedigend empfindet. ist alles in Ordnung. Wenn aber Unfrieden herrscht, geht man schnell auseinander.
Ein Ehepaar bei der Hochzeit.

Anna hat genug. Sie hat die Koffer gepackt und ihren Ehemann Peter verlassen, weil ihre Liebe erkaltet ist. Doch schon einige Wochen nach der Trennung fühlt sie sich in ihrer neuen Wohnung einsam. Was soll sie nun mit ihrer Zeit anfangen? Auch ihre Freundinnen reagieren nicht immer auf ihre Anrufe und SMS, denn die arbeiten oder sind in der Familie eingespannt. Nun erfährt sie von einer Freundin, dass Peter sich bereits wieder verliebt habe. Anna ist eifersüchtig und fragt sich, ob die übereilte Trennung das Richtige war.

Dauermodell nicht aufgeben

Die Scheidungsrate ist steigend. Das Bundesamt für Statistik vermeldet, dass im Jahre 1970 gerade mal 15 Prozent der Ehen in der Schweiz geschieden wurden. Zehn Jahre später waren es bereits 27 Prozent und heute sind es 48 Prozent. Die hohen Scheidungsraten sind nicht nur eine Herausforderungen für Männer, Frauen und vor allem auch Kinder, sie fordern auch die Paartherapeuten. Diese sind in der Bredouille.

Hans Jellouschek, ein bekannter Paartherapeut und Seelsorger aus Deutschland, widerspricht dem gängigen Verhaltensmuster nach dem Motto: Wenns nicht mehr rund läuft, dann ist Schluss. Jellouschek: «Es ist verkehrt, das Modell der Dauerbeziehung und die Idee der Treue einfach aufzugeben. Bei uns Menschen gibt es neben dem "Bedürfnis nach Flügeln" auch das Bedürfnis nach Wurzeln, das Bedürfnis nach Geborgenheit in einer festen, verlässlichen, dauerhaften Beziehung.»

Gute Erfahrungen mit langjährigen Bindungen

Dies bedeutet aber nicht, dass daraus ein moralisches Gebot gemacht wird und es nun jedem gelingen muss, mit dem Partner ein ganzes Leben zu verbringen. Jellouschek meint sogar, dass manche die Trennung einer Beziehung erleben müssen, um entscheidende Schritte vom gebunden Kind zum autonomen Menschen zu machen. Trotz der gesellschaftlichen Tendenz zur Scheidung sei es wichtig, dass der beratende Therapeut beim Paar alles daran setzte, dass es zusammenbleiben kann. Denn Jellouschek selbst hat die Erfahrung gemacht, dass es immer noch einfacher ist, eine gute Balance von Autonomie und Bindung innerhalb einer Zweierbeziehung zu finden als in anderen Modellen, die auf Treue und Verbindlichkeit verzichten.

Ehe pflegen

Deshalb ist es wichtig, eine Ehe zu pflegen. Jellouschek hat einige Tipps, wie ein Eheleben verbessert werden kann.

  • Lernen Sie sich abzugrenzen! Viele Männer und Frauen sind sehr tüchtig und wollen in Job und Haushalt alles perfekt machen. Das muss nicht sein. Setzen Sie Prioritäten und nehmen Sie sich Zeit!
  • Geben Sie sich gegenseitig Anerkennung und zeigen Sie Ihrem Partner, dass Sie sein Engagement in der Familie und bei der Arbeit schätzen.
  • Geben Sie Kompensationen, die einen Ausgleich für «Benachteiligungen» schaffen, wenn sie zum Beispiel viel gearbeitet haben. Schenken Sie Ihrer Frau ein Abendessen, einen Ausflug oder ein Wochenende mit Ihnen, weil sie Ihnen den Rücken freigehalten hat.
  • Werden Sie kompromissfreudig. Gestalten Sie mit Ihrem Partner den Alltag so, dass beide auf ihre Kosten kommen und die Kinder gut betreut sind. Verzichten Sie auf «Maximalforderungen» wie zum Beispiel ein Nachdiplomstudium an der Universität, während ihr Mann oder ihre Frau für Einkommen und Familie sorgt und dabei fast zugrunde geht.

Fazit: Es lohnt sich

Es lohnt sich, die Ehe zu pflegen und aus einer Beziehung eine Oase der Lebenskultur zu bauen. In einer christlich geprägten Ehe gibt es sogar noch eine weitere Option. Gott in die Ehe einzubauen, ist vielleicht zu Beginn ein wundersames Abenteuer, bringt aber Entspannung und Segen in die Beziehung. Werte wie Treue und Verbindlichkeit erhalten eine ganz neue Bedeutung. In einer christlich geprägten Ehe ist es ausserdem möglich, erst an Gott zu gelangen, bevor man voller Frustration den ahnungslosen Partner attackiert und zumüllt. Und wer schon lange verheiratet ist, weiss: Eine solche Airbaigfunktion ist nicht zu verachten und in einer langjährigen Beziehung Gold wert.

Buch zum Thema:
Ehe der Zoff uns scheidet


Datum: 09.07.2012
Autor: Iris Muhl

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