Schwaches Selbstbewusstsein kann Ehealltag belasten
Hinterfragen Sie gleich Ihre Ehe, wenn Sie mal mit Ihrem Partner streiten? Eine neue Studie beweist, dass Eheglück auch vom Selbstbewusstsein der Ehepartnerin abhängig ist. Aber auch Stress macht der Ehe zu schaffen.
Das Forscherduo Lisa A. Neff und Benjamin R. Karney aus den USA ist diesen Fragen in einer Studie aus dem Jahr 2009 nachgegangen. Die Forscher fokussierten dabei zwei mögliche Einflussfaktoren. Das eine ist das Stresserleben ausserhalb der Ehe (in Beruf usw.) und das zweite sind die Persönlichkeitsmerkmale wie zum Beispiel das Selbstbewusstsein oder andere Charakterstärken.
Beziehung infrage gestellt
Die Studie, die mit 146 Paaren innerhalb von sechs Monaten durchgeführt wurde, gibt einen tiefen Einblick ins Verhalten von Ehepartnern. Interessant ist, dass Frauen – und nicht Männer – die tägliche Ehezufriedenheit (Wie zufrieden waren Sie heute mit ihrem Partner?) mit einzelnen bestimmten Aspekten der Ehe koppeln.
Auffallend dabei ist, dass Frauen mit geringem Selbstwertgefühl dem Partner die Verantwortung für ihre Unzufriedenheit zuschieben. In dem Sinn: «Ich war heute nicht zufrieden mit meiner Ehe, denn mein Mann schenkte mir weniger Aufmerksamkeit als sonst.» Ausserdem neigt eine Frau (aber nicht ein Mann) mit einem geschwächten Selbstbewusstsein dazu, einen Streit in der Ehe grundsätzlich überzubewerten. Das heisst, sie bläht den Streit auf und stellt schnell einmal die ganze Beziehung infrage.
Stress als Unsicherheitsfaktor
Die Forscher wissen aber auch, dass Stress ein relevanter Unzufriedenheitsfaktor in Ehen ist. Denn Stress im Beruf beeinflusst eindeutig das Verhalten zu Hause. Ist eine berufstätige Frau oder ein Mann gereizt und ruhebedürftig, kommt es eher zu Missverständnissen und Streit zwischen den Geschlechtern. Zudem fanden die Forscher heraus, das Stress sich ebenso negativ auf die Bewertung der Ehequalität auswirkt. Bei allen Paaren mit stressigen Jobs wurde eine grössere Beziehungsunzufriedenheit festgestellt.
Erneut fiel auf, dass Frauen die Beziehungszufriedenheit eher vom Partner abhängig machen als umgekehrt. Darin verbirgt sich auch ein gefährlicher Teufelskreis. Bleibt das Selbstwertgefühl klein, der Stress gross und der Fokus stets auf dem Partner, droht der Beziehung das Ende.
Nicht um sich selber drehen
Christa Gasser, Krankenschwester und Sexualtherapeutin in Bern, sieht im Glauben eine Möglichkeit, diese Teufelskreis auszuweichen. «Ganz sicher ist, dass jemand, der auf Jesus ausgerichtet lebt, freier ist, sich zu verschenken, weil er sich nicht mehr um sich selber dreht.» Gottes Geist arbeite an uns, meint die Sexualtherapeutin und Beraterin von Ehepaaren, «und deshalb gibt es Paare, die es auch mit dem Thema Selbstannahme sehr viel einfacher haben.»
Eine Bewusstseinssausrichtung auf Gott sei für eine Beziehung eine riesen Entlastung, meint die erfahrene Therapeutin, weil man nicht mehr die Erwartung habe, der Partner müsse einen glücklich machen.