Psychologie

Ist der Glaube an die Unsterblichkeit angeboren?

US-amerikanische Psychologen untersuchten die Vorstellungen von Kindern über die Zeit vor ihrer Geburt bzw. Empfängnis. Sie stellten dabei fest, dass die Vorstellung einer unsterblichen Seele fester Bestandteil der menschlichen Identität ist – und zwar scheinbar unabhängig von religiös-kultureller Prägung der befragten Kinder.
«Was der Zeit unterworfen ist, das brauche; was ewig ist, danach strebe» fasste der Mystiker Thomas von Kempen seine Auffassung von Ewigkeit zusammen.

Die Kinderpsychologinnen Prof. Deborah Kelemen und Natalie Emmons gingen der Frage nach, warum Menschen aller Kulturen und Religionen glauben, dass zwar nicht ihr Körper, aber ihre Seele oder ihr inneres Wesen unsterblich ist.

Bisher gingen Forscher davon aus, dass diese Überzeugungen durch kulturelle oder religiöse Prägungen entstehen. Die Wissenschaftler konzentrierten sich dabei auf Vorstellungen von einem Weiterleben nach dem Tod. 

Kelemen und Emmons wählten einen anderen Ansatz: Sie fragten Kleinkinder aus unterschiedlichen Kulturen nach ihrem Vorleben, also der Zeit vor ihrer Geburt und Zeugung. Dabei stellten sie fest, dass ein Glaube an die Unsterblichkeit schon im frühen Kindesalter besteht, und zwar unabhängig von der religiös-kulturellen Prägung.

Kinder aus unterschiedlichen Kulturen

Zum einen befragte Emmons dazu in Ecuador Kinder aus dem Dorf Shuar im Amazonasbecken. Die dortigen Ureinwohner kennen keine vorgeburtlichen Glaubensvorstellungen. Zum anderen interviewte sie Kinder aus katholischen Familien in der Hauptstadt Quito. Ihrem Glauben zufolge beginnt das Leben mit der Zeugung. 

Beide Gruppen müssten also eigentlich ein Leben vor der Empfängnis ablehnen, nahm die Forscherin an. Überraschend zeigte sich aber ein anderes Ergebnis. Nach Ansicht aller Kinder hatten sie zwar vor der Zeugung noch keinen Körper, konnten also zum Beispiel nicht sehen oder denken, aber sie hatten bereits Gefühle und Wünsche. Im Mutterleib hätten sie sich schon darauf gefreut, ihre Mutter zu sehen.

Die Seele überlebt

Emmons beurteilte dieses Phänomen als Nebenprodukt der hochentwickelten sozialen Wahrnehmung des Menschen: «Wir neigen dazu, Menschen als Summe ihres mentalen Zustandes, ihrer Wünsche und Gefühle zu sehen.» Wahrscheinlich beeinflusse diese Fähigkeit das ganze Denken. So vermuteten viele Menschen, dass sich hinter dem Universum ein «großer Plan» verberge. Sie stellten sich vor, dass ihre Seele ihren Körper überlebe. Diese Einstellung sei zwar nicht naturwissenschaftlich fundiert, aber dennoch tief im Menschen verankert.

Biblische Perspektive zur Ewigkeit

Die Bibel enthält etliche Aussagen zur menschlichen Seele und ihrer Weiterexistenz in einem «ewigen Leben». Ihre eventuelle Präexistenz spielt darin kaum eine Rolle. Doch auch sie formuliert ein kulturunabhängiges Wissen des Menschen um seine ewige Bestimmung. Der Autor des biblischen Buches «Prediger» fasst dies so zusammen: «Gott hat allem auf dieser Welt schon im Voraus seine Zeit bestimmt, er hat sogar die Ewigkeit in die Herzen der Menschen gelegt.» (Prediger 3,11)

Datum: 03.02.2014
Autor: Hauke Burgarth
Quelle: Livenet / idea

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