Von Ideologie befreit

Gute Väter dürfen anders sein

Die Anforderungen an gute Väter sind von ideologischen Vorstellungen und Mythen belastet. Die Freiburger Familienforscherin Margrit Stamm rüttelt mit einer Studie an politisch korrekten Vorgaben. Sie macht damit auch Mut zum Vatersein.
Vater und Kind

Der moderne Gleichheitswahn vergleicht Väter mit den Müttern. Gute Väter sind demgemäss Männer, die sich zeitlich und in der Art des Umgangs gleich wie die Mutter für ihre Kinder einsetzen. Die TARZAN-Studie zeigt einerseits auf, dass es sehr unterschiedliche Vaterverständnisse gibt, dass aber engagierte Väter ihre Schwerpunkte anders setzen, was dem Kind und der Familie nicht schadet, sondern ihr vielmehr zugute kommt.

Begeisternd

Die Studie zeigt, dass die Mehrheit der Väter immer noch ein traditionelles oder gar distanziertes Verhältnis zu ihren Kindern hat, sei dies berufs- oder charakterbedingt oder durch das traditionelle Rollenbild vorgegeben. Knapp 40% der von der Studie erfassten Väter werden aber als «egalitäre und begeisterte Väter» bezeichnet, die häufig Teilzeit arbeiten, mit den Kindern viel unternehmen und sie zum Beispiel bei den Hausaufgaben unterstützen.

Neu an der Studie ist aber, dass Vätern auch ihr Beitrag an die wirtschaftliche Versorgung der Familie, administrative Aufgaben oder der Verkehr mit Behörden angerechnet wird. Die Studie spricht von «indirekten Betreuungsleistungen».

Entmythologisierend

TARZAN geht auch die «Vätermythen» an, von denen sich mindestens vier hartnäckig halten:

  • Mehr Präsenz ist besser.
  • Die Mutter ist von Natur aus die bessere Erzieherin.
  • Die Motivation der Väter, sich mehr in der Familie zu engagieren, ist entscheidend.
  • Männern gelingt es besser, Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen.

Die Studie begründet, weshalb sie diese breit akzeptierten Haltungen ablehnt. So sind zum Beispiel Väter, die sich für den Grossteil des Einkommens einsetzen und dennoch aktive Vaterschaft ausüben wollen, zeitlich stark belastet und gefordert.

Befreiend

Das Befreiende der Studie liegt vor allem darin, dass sie es auch Paaren erlaubt, die ihre Rollen partnerschaftlich verstehen, in der Betreuung und Erziehung ihrer Kinder die Schwerpunkte unterschiedlich zu setzen. Tarzan setzt dabei andere Studien voraus, die zeigen, dass Väter gerade im physischen Einsatz mit den Kindern naturgemäss anders handeln und dem Kind damit Erlebnisse verschaffen, die es von der Mutter meistens nicht bekommt. Auch die Kinderpsychologie hat mittlerweile neu entdeckt, dass die unterschiedlichen Naturelle von Vätern und Müttern und deren Zusammenwirken bei der Erziehung dem Kind guttut. Zu hoffen ist jetzt, dass dies auch in der Soziologie und in den Medien wahrgenommen wird.

Zur Webseite:
Margrit Stamm - Prof. Dr. Als Lehrstuhlinhaberin für Pädagogische Psychologie und Erziehungswissenschaft an der Universität Fribourg (CH)
TARZAN-Studie

Zum Thema:
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Datum: 07.03.2016
Autor: Fritz Imhof
Quelle: Livenet

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