Kirchen schrumpfen

Was blenden wir aus?

Wie komme ich bequem und stilvoll ans Ziel? Wie Schuhe wird auch Religiosität in grosser Auswahl angeboten.
Kirche ist lebendige Gemeinschaft.

„Weil der Teufel uns glauben macht, es gäbe ihn nicht, werden Kriege ausschliesslich politisch, Katastrophen nur natürlich und Seelenleid nur psychologisch erklärt. Der biblische Horizont der unsichtbaren Wirklichkeit, eines kosmischen Kampfes zwischen Gut und Böse, Gott und Satan, ist seit Beginn des 19. Jahrhunderts wegrationalisiert worden. Über den christlichen Wahrheitsanspruch zu reden, gilt heute als verpönt.“

Dies sind Sätze aus einem Essay von Dominik Klenk über die inneren Folgen der Globalisierung. Und er hat noch so Recht.


Kirchen schrumpfen

In der Schweiz sehen sich die katholische und die evangelisch-reformierte Kirche mit den Folgen aufgrund der nicht mehr ausgesprochenen Wahrheit konfrontiert. Seit 30 Jahren hält der Mitgliederrückgang an.

Im Jahr 1970 waren 95 Prozent der Schweizer Bevölkerung Glieder dieser Kirchen, im Jahr 2000 waren es zusammen noch 75 Prozent (evangelisch 33 Prozent, katholisch 42). Im selben Zeitraum wuchs die Zahl der Religionslosen auf über 11 Prozent, diejenige freikirchlicher Gemeinschaften auf 4,4 Prozent und die islamische Gemeinschaft auf 4,3 Prozent.

Religiös ohne Bindung

Jetzt zeigt eine repräsentative Umfrage von Roland J. Campiche („Die zwei Gesichter der Religion“) Details über den Wandel in der religiösen Landschaft der Schweiz. Während sich eine Minderheit der Kirchenmitglieder konfessionell treu zeigt, hat die Mehrzahl ein „universales Religionsverständnis“.

Diese Menschen glauben an eine höhere Macht, betrachten den Glauben als Privatsache, in der Ethik greifen sie zu den Menschenrechten und Gebet ist für sie Ausdruck individueller Spiritualität.

Für sie ist Kirche durchaus etwas Positives, Taufen und Beerdigungsrituale werden gerne in Anspruch genommen – nur etwas wünschen sie ganz und gar nicht: die Verkündigung absoluter Wahrheiten und ethische Grenzziehungen im moralischen Bereich. Wie schrieb Dr. Klenk? „Der christliche Wahrheitsanspruch ist verpönt.“


Keine Relevanz für den Alltag

Die Folge: Die Botschaft der Kirchen ist für das Alltagsleben der Mehrheit der Menschen in der Schweiz bedeutungslos geworden. „Die beiden für die Geschichte der Schweiz prägenden Grosskirchen haben den Marsch in die Unleserlichkeit angetreten“, resümiert Roland Campiche.

Bei den Gegenmassnahmen bemüht man sich um neue benutzerfreundliche Angebote und Formen. Dabei wird das Grundproblem weiter zugedeckt. Denn das Christentum ist in erster Linie eine geistige Bewegung, die auf einem eindeutigen Glaubens-Fundament steht.

Gemeinde als lebendiger Organismus

Jesus allein, die Gnade allein, der Glaube allein und die Bibel allein als Glaubenspfeiler, dazu gelebte Gemeinschaft und missionarischer Dienst in Wort und Tat. Diese Fundamente müssen ins Zentrum der aktuellen Diskussion gerückt werden.

Die Folge wird ein Prozess der Klärung und geistgeführter Erneuerung sein. Christen sind keine Mitläufer, sondern das Licht und Salz der Gesellschaft, vom Vater geliebt, von Jesus beauftragt, vom Geist inspiriert.

Die „ekklesia“ (griech. Kirche) ist kein steinernes Gebäude sondern die Gemeinschaft der Herausgerufenen. Christen sind lebendige Steine, ausgerichtet und aufgebaut auf dem Eckstein, der Christus ist (1. Petrus 2,5.6); so bilden sie ein geistiges Haus. Oder in einem anderen Bild: Christen sind Glieder eines Leibes (1. Korinther 12,12), Christus ist das Haupt.

Wo der Glaube durch Vertrauen und Gehorsam in das Wort Gottes entdeckt wird, wird sich Widerstand regen. Geschieht dies nicht, wird sich der Teufel weiterhin so verhalten, als gäbe es ihn nicht.

Datum: 26.03.2005
Autor: Rolf Höneisen
Quelle: factum Magazin

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