„Wer nicht hinter seinem Produkt steht, der kann gleich den Stecker ziehen“

Kirchen sollten auf Jesus aufmerksam machen.

Frieden, Liebe und Freiheit gehören zu den Werten, welche für heutige Menschen ganz zuoberst stehen. Es wären eigentlich Themen, zu denen Christen etwas zu sagen hätten. Landeskirchen, die aufs Evangelium von Jesus Christus verzichten, scheinen ein Image-Problem zu haben.

„Die Kirche ist Alleinanbieterin der spirituellen Dimension“, sagte der Werbefachmann Jost Wirz am Ki-Kom-Tag der reformierten und der katholischen Kirche in Bern. Darauf gelte es zu bauen; soziale Dienstleistungen und Seelsorge seien zwar wichtig, stünden aber nicht im Zentrum des kirchlichen Wirkens.

Anhand des „Faszinationsatlasses 2004“ zeigte Wirz, wovon sich die Menschen packen lassen. Frieden, Liebe, Glück und Freiheit gehören dazu. „Christentum“ und „Bibel“ hingegen sind gemäss dem Faszinationsatlas so faszinierend wie etwa Persil oder das ZDF. Die Kirchen würden in Bezug auf aktuelle gesellschaftliche Themen als inkompetent wahrgenommen, sagte Wirz zu den rund 70 Pfarrern, Kirchgemeinderätinnen und Kommunikationsbeauftragten der beiden Landeskirchen.

Gott neu positionieren

Auch in Singapur galten die Kirchen als altmodisch und unzugänglich. Unter der Federführung des weltweit tätigen Werbebüros OgilvyOne machten die 150 lokalen Kirchen nicht sich selbst, sondern Gott zum Thema (siehe Artikel: Preisgekrönte Kampagne für Gott in Singapur ). Während Wochen war Gott in der Millionenstadt tatsächlich allgegenwärtig. Witzig, überraschend und direkt sprach er von Plakatwänden: „Ich bin hier. Gott“, per SMS: „Auch ich habe mich am siebten Tag ausgeruht. Schönen Sonntag. Gott“ oder mit TV-Spots: „Vergiss den Regenschirm nicht, vielleicht giesse ich heute meine Pflanzen. Gott“.

„Mit der Aktion sollte Gott in den Köpfen der Menschen neu positioniert werden“, sagte der Leiter von OgilvyOne Schweiz, Daniel Brüngger. Zumindest kurzfristig scheint dieses Ziel erreicht worden zu sein. Der SMS-Service sei geradezu überrannt worden. Die Postkarten mit den Sprüchen wurden zu einem begehrten Sammelobjekt und – die Kirchen füllten sich.

Auf die Hauptsache besinnen

Eine ähnliche Kampagne in der Schweiz durchzuführen, wäre vielen Verantwortlichen in den Landeskirchen allerdings zu viel der Frömmigkeit. Ein Kirchgemeinderat aus Huttwil befürchtete in der Diskussion, dass womöglich auch Freikirchen von einer solchen Aktion, welche die Menschen auf Gott aufmerksam macht, profitieren könnten. Mit diesen in einen Topf geworfen zu werden scheinen viele Kirchenleute zu fürchten wie der Teufel das Weihwasser. Um ja keine Verwechslungen zu provozieren, verzichten sie lieber ganz darauf, die Menschen auf Gott hinzuweisen und beschränken sich auf soziales Engagement

Die Kirchen müssten sich allerdings die Frage stellen, welches der Haupt- und welches der Nebennutzen ihrer Mitgliedschaft sei, schrieb Daniel Brüngger den Anwesenden ins Stammbuch. „Wer nicht hinter seinem Produkt steht, der kann gleich den Stecker ziehen.“

Autor: Thomas Uhland

Datum: 14.10.2004
Quelle: idea Schweiz

Verwandte News
Werbung
Werbung
Livenet Service