Meinungsforschung in den US-Kirchen

Wer prägt unsere Kinder? Die Kirche? Und was bleibt?

Kinder
George Barna

Der kalifornische Meinungsforscher George Barna ist der Frage nachgegangen, was US-Kirchen Kindern mit auf den Weg geben. Das Ergebnis der Umfrage, die ausführliche Telefongespräche mit 305 Jugendlichen einschloss: Jene Teenager, die als Kinder in einer Kirche mitmachten, können religiöse Fakten wiedergeben, sie haben Freunde kennen gelernt und Fun gehabt. „Das ist wunderbar, aber wir finden auch, dass die meisten von ihnen weder Christus als ihren Retter angenommen noch die Grundlage geändert haben, die für ihre Entscheide in der Lebensführung massgeblich ist.“

Nur einer von zehn hat eine biblische Weltsicht

Barna schreibt, dass nur einer von zehn Teenagern, die vor ihrem 13. Lebensjahr in einer Kirche beheimatet waren, eine biblische Sicht von der Welt und den Menschen mitgenommen hat. Allen Befragten, die als Kinder die einmal pro Monat oder häufiger kirchliche Aktivitäten besuchten, wurden acht mögliche Ergebnisse dieser Zeit vorgelegt.

Sieben von ihnen trafen bei 85-95 Prozent der Teenager zu: Kenntnis biblischer Geschichten, Wissen um Hauptpersonen der Bibel, schöne Erlebnisse, Freundschaften in der Kirche, tiefere Beziehung zu Jesus Christus und Gelegenheit zu Diensten (in der Kindergruppe) an Bedürftigen. Das achte Ergebnis trat dagegen deutlich weniger ein: Nur 53 Prozent der Befragten sagten, sie verstünden nun „genug von der Bibel, so dass jede Entscheidung, die du machst, aufgrund biblischer Prinzipien getroffen wird“.

Beachtliche Reichweite der US-Kirchen

Die Reichweite der Kirchen in der US-Gesellschaft (keine Landeskirchen!) lässt sich daran ablesen, dass 56 von 100 Teenagern in ihrer Kindheit wenigstens zweimal im Monat kirchliche Anlässe besuchten. Weitere 6 Prozent taten es einmal monatlich. Im Bibelgürtel im Süden und Mittleren Westen der USA liegt dieser Wert höher, im Westen des Landes und an der Ostküste tiefer.

Jeder fünfte befragte Teenager sagte, er habe in der Kirche gar nichts Wertvolles gelernt. Vier von fünf haben indes laut der Umfrage Wichtiges mitgenommen: Wissen und Einsichten über Gott, Jesus und die Bibel, Regeln fürs Leben – oder auch Fähigkeiten zum Umgang mit anderen.

Gelernt: ja – aber anwenden?

George Barna ortet eine Schwäche bei den Kirchen: Die Kinder werden nicht genügend unterwiesen, wie sie biblische Inhalte auf ihr Leben anwenden sollen. „Bei den meisten Teenagern, die jahrelang kirchliche Aktivitäten besuchten, ist der Glaube nicht verbunden mit ihrem Selbstverständnis und ihrer Lebensweise.“

Der christliche Meinungsforscher meint auch eine Kluft zwischen dem Selbstbild und der tatsächlichen Lebensführung zu sehen: „Die meisten jungen Leute, die vorgeben, dass ihr früher entwickeltes Verständnis der Bibel sie zu bibelgemässen Entscheidungen befähigt, brauchen dieses Verständnis – nach allem, was wir herausfanden – nicht in Bezug auf die Grundhaltungen und wichtigen Entscheide im Leben.“

‚Christen heben sich nicht ab‘

Überraschend wenig erwachsene Christen haben eine biblische Weltsicht, behauptet Barna. Darin liegt für den Meinungsforscher ein Hauptgrund dafür, dass die Lebensweise derer, die sich in den USA als engagierte Christen bezeichnen, sich „im allgemeinen nicht unterscheiden lässt von der anderer Menschen“.

Früh einsetzen mit durchdachter Schulung

Barna meint, dass die Kirchen die Weltsicht der Menschen sehr stark prägen können – aber sie müssen dies bewusst wollen und sehr früh damit einsetzen. „Wer zuwartet bis zum Teenager oder jungen Erwachsenen, verpasst die günstige Zeit.“

Datum: 21.07.2003
Autor: Peter Schmid
Quelle: Livenet.ch

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