112 Millionen Christen ohne Kontakt zu einer Kirche

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Wellington. Menschen, die aus der Kirche austreten, wenden sich nicht automatisch auch von Gott ab. Das hat der Neuseeländische Baptistenpastor Alan Jamieson in einer Untersuchung herausgefunden. Einige hätten sogar bewusst ihrer Kirche den Rücken gekehrt, um den Glauben nicht zu verlieren.

Auf Grundlagen der Studie über Ausgetretene hat Jamieson ein Buch veröffentlicht: "A Churchless Faith" (Glauben ohne Kirche). Darin äussert er sich betroffen darüber, dass die meisten Gemeinden kein Interesse an den Gründen für den Austritt zeigten. Mit keinem von 109 ehemaligen Kirchgängern seiner Studie habe zuvor ein anderes Gemeindemitglied gesprochen. Dies sei um so bedauerlicher, da sich nicht selten gerade die Ausgetretenen am besten geeignet seien, um in der heutigen Zeit der "Postmoderne" Menschen für das Evangelium von Jesus Christus zu gewinnen. 94 Prozent der Ausgetretenen hatten in ihren Gemeinden zuvor Leitungsaufgaben wahrgenommen, etwa als Diakone, Älteste oder Sonntagsschulmitarbeiter, 32 Prozent waren sogar hauptamtlich für ihre Kirchen tätig.

Vielfältig sind die Gründe der Ausgetretenen. Einige fühlten sich ausgebrannt, andere seien geistlich missbraucht worden oder hätten die Fragen, die sie wirklich interessierten, nicht stellen können.

Jamieson rief die Gemeinden dazu auf, sich stärker um diese Personengruppe zu kümmern. Ausgetretene brauchten Begleitung auf ihrer persönlichen geistlichen Reise. Er selber lädt ehemalige Gemeindemitglieder zweimal im Monat zu einem Gesprächskreis ein, wo es keine Tabu-Themen gebe. Mehr als 30 Personen nähmen an diesen Treffen regelmässig teil. Mit dieser Aktion hat er sich allerdings Ärger eingehandelt. "Einige meinen, ich würde die Leute zum Kirchenaustritt ermutigen, und andere werfen mir vor, die Treffen nur deshalb zu organisieren, um die Leute wieder in die Kirche zu bekommen." Unterdessen hat der bekannte Religionsstatistiker David Barrett herausgefunden, dass weltweit rund 112 Millionen Christen ohne Gemeindekontakte lebten. Er rechnet damit, dass sich ihre Zahl bis zum Jahr 2025 verdoppelt.

Quelle: ABP

Datum: 25.11.2002

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