Ein Luther täte den Kirchen heute gut

Martin Luther

Wittenberg. Kirchenleiter und Luther-Experten haben anlässlich des Reformationstages an die Aktualität der reformatorischen Botschaft erinnert. Am 31. Oktober 1517 hatte Martin Luther seine 95 Thesen veröffentlicht. Der Überlieferung nach soll er sie an die Schlosskirche zu Wittenberg geschlagen haben.

Es habe zu den Verdiensten Luthers gehört, die Verantwortung des Einzelnen für Kirche und Gesellschaft betont zu haben, erklärte der thüringische Landesbischof Christoph Kähler (Eisenach). “Unsere Gesellschaft hat den frohen Mut zur Veränderung nötig, mit dem Luther einst ans Werk gegangen ist.” Viele Missstände blieben nur deshalb so lange bestehen, “weil wir zu selten wagen, die Dinge beim Namen zu nennen und zu handeln”. Die Botschaft, dass jeder Mensch sich als Kind Gottes betrachten dürfe und von ihm angenommen sei, sei kein Ruhekissen. “Wir sind vor Gott frei von Leistungsdruck und befreit zu handeln”, so Kähler. Der Direktor der Stiftung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt, Stefan Rhein, bezeichnete den Reformator als ein Vorbild dafür, “dass Glaube kein Ritual, sondern eine tägliche Herausforderung ist”. Aus Sicht des Experten täte ein Luther heute durchaus gut, “um wieder eine grössere Leichtigkeit in das kirchliche Leben hineinzubekommen”. Damit tue sich der Protestantismus heute schwer. In die Luther-Stätten in Wittenberg kommen jährlich rund 250.000 Personen aus aller Welt.

Reformationstag nicht Halloween opfern

Der bayerische evangelische Dekan Michael Wehrwein (Lohr am Main) warnte vor einer Preisgabe des Reformationsfestes. “Den Reformationstag sollten wir nicht Halloween opfern”, sagte er unter Beifall vor der Synode des Dekanatsbezirkes Lohr. Dieses heidnische Grusel-Fest, das in der Nacht vor dem 1. November begangen wird, findet in Europa immer mehr Anhänger.

“Kontaktstellen Kirche”

Die Evangelisch-Lutherische Landeskirche Sachsens eröffnete am Reformationstag in Zusammenarbeit mit City-Kirchengemeinden drei “Kontaktstellen Kirche” in Chemnitz, Dresden und Leipzig. In diesen Anlaufstellen können Bürger Fragen zum Thema Glaube und Kirche stellen, zur Aufnahme in die Kirche oder nach Veranstaltungen. “Die Kontaktstellen wollen Brücken bauen zu Menschen, die sich für die christliche Tradition interessieren, zu Menschen, die Werte und Ziele suchen und eine innere Erfüllung anstreben”, heisst es in einer Mitteilung des Landeskirchenamtes in Dresden.

Datum: 02.11.2002
Quelle: idea Deutschland

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