Kirchenkrise führte ihn ins Leitungsamt

Er kam in einer denkbar schwierigen Phase seiner Kirche ins Amt, als er schon dabei war, sich auf seinen Ruhestand vorzubereiten: Siegfried Grossmann, Leiter des "Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden" (BEFG). 2002 suchte man händeringend nach einer Führungspersönlichkeit, die den Gemeindebund aus seiner Leitungs- und Finanzkrise führen sollte. Innerhalb von zehn Minuten beriet er sich am Rande einer Kirchenkonferenz mit seiner Frau und stellte sich zur Wahl des Präsidenten seiner Kirche.


Siegfried Grossmann.

Siegfried Grossmann war Mitbegründer des ökumenischen Zentrums in Schloss Craheim, Leiter des Oncken-Verlages und der Erwachsenenbildung des "Bundes Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden"(BEFG).

Ein "Zeitpunkt Gottes"

Zunächst wurde Siegfried Grossmann für ein Jahr gewählt, dann wurde er zweimal mit überragenden Mehrheiten (98 und 96 Prozent) in seinem Amt bestätigt. Von einer Berufung Gottes mag Grossmann im Zusammenhang mit seiner Wahl als Präsident auch im nachhinein nicht sprechen, aber die Anfrage an ihn sei ein "Zeitpunkt Gottes" gewesen. Bis etwa Mitte 2007 wird Siegfried Grossmann die Leitung noch wahrnehmen, ein Nachfolger wird im Mai gewählt.

Führungsstil: Integrieren und Vielfalt unterstützen

Er selbst sieht sich eher als "Querdenker", der in den Jahren zuvor einzelne Aufgaben für seine Kirche wahrnahm. "Ich bin keine Führungspersönlichkeit im üblichen Sinn, sondern ein Integrator und versuche Räume zu schaffen, damit möglichst viele Menschen sich beteiligen können" - sagt Grossmann von sich selbst.

In Zusammenarbeit mit den anderen Mitgliedern des Präsidiums wurde die Leitungsstruktur transparenter gestaltet, was in der neuen Verfassung des Bundes seinen Ausdruck fand. "Vielfalt" ist für Grossmanns Kirchenverständnis ein Schlüsselwort. Für ihn liegt in der Vielfalt des Bundes mit seinen rund 850 Gemeinden eine Herausforderung, aber auch eine ‚Chance'. Eine Gemeinde entwickele aus - und nicht trotz - der Vielfalt ihre Kraft, die aus Tradition, aber auch aus Neuem erwachse.

Verstärkt für den Glauben werben

Unter seiner Leitung wurde die missionarische Arbeit im Bund neu ins Blickfeld gerückt. "Das Evangelium in die Herzen der Menschen säen, die Jesus noch nicht kennen" - so beschreibt Siegfried Grossmann Mission. Im Gemeindebund setzt man verstärkt darauf, dass die Gemeinden selbst aktiver werden und nicht die ‚Profi-Missionare' einladen. Im Bund gründete sich die "Gemeinschaft für Evangelisation" und drei Regionalbeauftragte sollen mit ihrer Arbeit das Anliegen der Mission in den Gemeinden tragen und ihnen bei der Umsetzung helfen.

"Eine Erweckung zur Mission" wünscht sich die Leitung der Kirche, die seit einigen Jahren erleben muss, dass die Zahl ihrer Mitglieder leicht sinkt. Und eine erste positive Bewegung ist auch wahrnehmbar, noch nicht bei der Zahl der Mitglieder, aber bei den Gottesdienstbesuchern und den Taufen.

Für Grossmann gehören evangelistische Arbeit und Weltverantwortung eng zusammen. Auf den nächsten beiden Kirchenkonferenzen wird man sich erstmals mit dem Thema "Soziale Gerechtigkeit" eingehender befassen. Im Dienst an den Menschen sieht er auch eine Herausforderung für die Freikirchen in Deutschland, sich gemeinsam zu engagieren. Das gehe, wenn man seiner Identität treu bleibe, sich aber für Zusammenarbeit öffne - zum Wohle der Gesellschaft.

Grossmann ist ein nachdenklicher Mensch, aber auch einer, der einlädt und wirbt. So hält er es auch mit der Einladung an Menschen, Christ zu werden. "Wenn ich Menschen zum Glauben einlade, betone ich eher die positive Seite; nicht die der Sünde, sondern dass wir Menschen, wenn wir zum Glauben finden, aus einer falschen Orientierung herauskommen und wieder Teil der Schöpfung Gottes werden, wie er sie sich gedacht hat."

Datum: 22.02.2005
Autor: Norbert Abt
Quelle: Jesus.ch

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