Buschmänner als Lebensretter

Fred Arnots Leben war in der Tat eine endlose Kette von Beweisen für die Treue des Herrn und für Sein vorsorgendes Handeln.

Auf einer anderen Safari durchquerte Arnot mit seinem Begleiter Tinka und einer Reihe anderer Eingeborener eine Wüste. Sie hatten nur noch wenig Wasser, und Tinka meinte, die noch vor ihnen liegenden Wasserstellen seien wahrscheinlich ausgetrocknet, weil selbst die ansonsten so ergiebige Oase von Bukele fast wasserlos war.

Noch vor Tagesanbruch brachen sie das Lager ab, um die Morgenkühle möglichst auszunutzen. Aber bereits am Mittag waren sie restlos erschöpft. Die Ochsen waren kurz vorm Umfallen und liess en ihre Zungen lose aus dem Maul hängen. Die Männer beschlossen, sie von ihrer Last loszubinden und zum nächsten Wasserloch in 12 Kilometer Entfernung zu treiben. In dieser Hitze konnten die Tiere die Wagen nicht mehr ziehen.

In den Fässern fanden sich nur noch wenige Tropfen Wasser, und diese wurden unter Tinkas persönlicher Aufsicht unter den Männern verteilt. Tinka ging vorn an der Spitze des Trupps, dann Arnot, dann die Reihe der fast verdursteten Eingeborenen. Die Hitze war unerträglich. Selbst die wenigen Windstösse glichen nur einem glühenden Atem. Jeder Schritt erforderte ungeheure Anstrengungen. Die Füsse der Eingeborenen brannten, und obwohl Arnot Stiefel hatte, war ihm, als liefe er über glühendes Metall.

Bald hörte Arnot die Männer murren; als er das jedoch Tinka mitteilen wollte, kam kein einziger Laut aus seinem trockenen Mund. Seine Zunge war geschwollen und seine Lippen aufgesprungen.

Arnot fiel mehrere Male auf den heissen Wüstenboden, und jedesmal half Tinka dem Missionar wieder auf die Beine, obwohl er selbst so übel dran war. Und weiter ging's. Mühselig setzten sie einen Fuss vor den anderen, schlossen die Augen vor dem gleissenden Sonnenlicht und schleppten sich halb stolpernd, halb kriechend hinter den Ochsen her.

Schliesslich konnte sich Arnot auch nicht mehr aufs Beten konzentrieren. Die Worte drangen nicht mehr durch seinen umnebelten Verstand. Tinka lief wie eine Maschine. Die anderen konnten kaum noch mithalten. Die Hitze war unerträglich.

Arnot erinnert sich, dass er nur noch die schimmernde Ferne und den wolkenlosen Himmel sah, bevor er schliesslich zu Boden stürzte.

Für einen Augenblick erwachte er und sah die schwarzen Körper seiner Begleiter ausgestreckt auf dem Boden. Niemand bewegte sich. Er bemerkte, wie Tinka ohne Lebenszeichen platt auf seinem Gesicht lag. Der Missionar versuchte sich aufzurichten; doch seine Füsse trugen ihn nicht.

Mit letzter Kraftanstrengung robbte er sich bis zu dem Jäger hin. Ihm war, als wolle ihm der Kopf zerspringen, und die Kehle war so trocken, dass selbst das Atmen schwerfiel.

Irgendwie erreichte er den schwer atmenden Tinka. Er versuchte, auf die Knie zu kommen und gleichzeitig Tinka vom Boden anzuheben; aber es ging nicht. Er fiel nach vorne und lag völlig hilflos neben dem Eingeborenen. Wieder öffnete er die Augen und sah, dass Tinka die Lippen bewegte. Er beugte sein Gesicht noch näher heran, damit er hören konnte, was der alte Mann sagen wollte. Nach mehreren Versuchen begann Tinka zu sprechen: "Hier ist auch … kein W-Wasser … Wasser mehr, Monare." Tapfer versuchte er, Arnot anzulächeln; aber es gelang nicht. Als der Missionar den Kopf verzweifelt sinken liess und das Ende kommen sah, hörte er, wie Tinka murmelte: "M-M-Mona-re, wir … wir brauchen … brauchen jetzt … d-d-deinen Gott." 1

Arnot begann zu beten; doch dieses Gebet wurde durch erneute Ohnmacht abgebrochen.

Nun, Arnot? Wo ist jetzt dein Gott, Arnot?

War es Zufall, dass einige Buschmänner auf ihren Jagdstreifzügen in diese Gegend gelangt waren und einer von ihnen am Horizont eine Bewegung wahrgenommen hatte? Zuerst dachten sie, es sei eine Herde Antilopen, und so liefen sie von Hoffnung auf Beute beflügelten Schrittes dorthin. Doch als sie näherkamen, sahen sie von Verstecken hinter Dornbüschen aus, dass es sich um Menschen handelte, die dort erschöpft in den Sand gefallen waren. Ihnen war klar: Diese Leute würden sterben; deshalb galt es, keine Zeit zu verlieren.

Vier von ihnen machten sich daran, ein trichterförmiges, drei Meter tiefes Loch in den Sand zu graben. Der Schweiss brach aus ihren erhitzten Leibern, während sie wie wild an ihrem Werk der Barmherzigkeit schufteten. Ein anderer Buschmann schnitt einige Rohre aus den Halmen des Steppengrases zurecht.

Der Anführer begab sich dann mit einem möglichst langen Halm auf den Grund des trichterförmigen Loches und bohrte ihn vorsichtig in den Boden. Nachdem er ihn mit einem zweiten Halm verlängert hatte, sog er kräftig an dessen Ende. Schliesslich lächelte er zufrieden; er hatte Wasser geschmeckt. Jetzt kletterte er aus der Grube, nahm einen Schildkrötenpanzer, den ihm einer seiner Leute reichte, und kletterte wieder hinunter. Es bedurfte noch einiger Minuten harter Anstrengung; doch schliesslich hatte er Erfolg. Das Wasser stieg von dem Rohr in den Mund des Buschmanns, und von dort ging es in den Schildkrötenpanzer.

Nach zehn Minuten war das Gefäss mit schlammig-schäu-mendem Wasser gefüllt. Vorsichtig stieg er aus der Grube, ging zu Arnot und setzte den Panzer an dessen Lippen. Als dieser zunächst nicht reagierte, meinten die anderen, es sei schon zu spät. Aber nach einer Weile öffnete Arnot die Lippen und begann gierig zu trinken. Als der Panzer leer war, kehrte der Anführer zu seiner Aufgabe in der Grube zurück. Diesen Vorgang wiederholte er sechs Stunden lang in der glühenden Hitze, bis alle Männer wieder zu sich gekommen waren.

Die ganze Zeit über hatte der Buschmann ohne jede Pause gearbeitet und war nun am Ende seiner Kräfte. Jetzt herrschte Dunkelheit, und Arnots gesamte Truppe war gerettet worden. Der Missionar, Tinka und die anderen Reisebegleiter schliefen fest. Zum ersten Mal wurde sich der Anführer bewusst, dass er selbst nichts getrunken hatte; aber er war zu müde, als dass er noch zur Grube und dem dortigen Trinkhalmen hätte gehen können. Im Gedanken an den fassungslosen, dankbaren Blick des weiss en Mannes und seiner Begleiter fiel er lächelnd in tiefen Schlaf. Kurz vor Morgengrauen erhoben sich die Buschmänner lautlos von ihrer Nachtruhe, sammelten ihre Habseligkeiten ein und machten sich, nachdem sie zufrieden nach dem weiss en Mann und seinen Begleitern gesehen hatten, auf ihren Weg. Kurz darauf verfolgten sie bereits wieder eine verirrte Giraffe.

Irgendwann erwachten Arnot, Tinka und die Übrigen. Als sie sich an den vorigen Tag erinnerten, wunderten sie sich, dass sie noch am Leben waren. Tinka stand neben dem Missionar und sagte: "Monare, ich glaube jetzt auch an deinen Gott. Niemand anders als Er kann uns gerettet haben. Ich glaube … und werde immer an Ihn glauben."

Arnot sah den Jäger nicht an. Seine Augen blickten über die Gruppe von Männern um ihn herum, hinaus zu dem trockenen Tümpel und dem kegelförmigen Loch mit dem Sandhaufen rundherum. In der Nähe lagen mehrere Halme und ein umgestülpter Schildkrötenpanzer. Ohne seine Augen von dem Schauplatz abzuwenden, antwortete Arnot: "Ja, Tinka, es kann kein Zweifel daran bestehen, dass es das Werk Gottes war."

Später fanden sie auch ihr Tiere wieder, die selber auf Trinkwasser gestossen waren, und als sie ihren Planwagen geholt hatten, erreichten sie nach drei Tagen den Botletle-Fluss - Wasser in Hülle und Fülle. 2

Fortsetzung: Die genaue Summe

1 ebd., Seite 45-48.
2 ebd., Seite 49-52.

Datum: 10.10.2006
Autor: William Mac Donald
Quelle: Ein Gott der Wunder tut

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