Mel Trotter – eine Trophäe der Gnade

Alkohol

Mel Trotter war in vieler Hinsicht ein bemerkenswerter Kerl. Von seinem irischen Vater hatte er ein tüchtiges Mundwerk sowie die Gabe geerbt, mit jedermann gut Freund zu sein. Schon als Junge betätigte er sich als Schankwirt, und mit siebzehn war er ein Trinker. Kein Wunder, dass sein Leben vom Elend gezeichnet war.

Trotter liebte das Aufregende und war gern unter Leuten. Auch liebte er die Freiheit, tun und lassen zu können, was ihm gefiel. Immer gewitzt, immer charmant - und fast immer betrunken.

Er beschloss, Friseur zu werden, weil er dabei viel Gelegenheit hatte, sich während des Haarschneidens mit den Kunden zu unterhalten. Doch der Alkohol hatte ihn immer fester im Griff. Die Ketten der Sucht hielten ihn fest gefangen; und die häufigen Vorsätze, damit Schluss zu machen, scheiterten letztlich allesamt.

Während einer seiner wenigen "Trockenperioden" heiratete er eine liebenswerte junge Frau; doch dauerte es nur wenige Monate, bis Lottie feststellen musste, dass sie an einen Trinker geraten war.

Mel wurde von seiner Arbeitsstelle entlassen und beschloss, Versicherungskaufmann zu werden. Dann hatten Lottie und er die Freude, einen kleinen Sohn in ihrer Familie begrüssen zu dürfen. Wieder versuchte Mel, ein ordentliches Leben zu beginnen, und zog mit seiner Familie in ein Haus auf dem Lande, das 17 Kilometer von der nächsten Gastwirtschaft entfernt lag. Doch seine besten Vorsätze zerplatzten. Eines Abends überfiel ihn ein derartiges, verzweifeltes Verlangen nach etwas Alkohol, dass er in der Kneipe sein Pferd für einen Rausch verkaufte. Bei klirrender Kälte musste er zu Fuss nach Hause gehen; das ernüchterte ihn. Zu Hause angekommen, war er erfüllt von guten Vorsätzen.

Nach dem Umzug der Familie nach Davenport ging es ständig mit ihm bergab. Gewöhnlich war er tagelang von zu Hause fort. Als er wieder einmal zehn Tage verschwunden war, kam er schliesslich zitternd und elend heim, wo er eine verzweifelte Lottie antraf. Am Morgen jenes Tages war ihr kleines Kind gestorben, und das hatte ihr das Herz gebrochen.

Mel wurde von Sorgen erdrückt. Am offenen Sarg versprach er Lottie, Gott und dem toten Baby, dass er nie wieder Alkohol trinken werde. Zwei Stunden nach der Beerdigung stolperte er stockbetrunken heimwärts.

Seitdem ist die Geschichte im Umlauf, er habe dem Kind im Sarg die Schuhe ausgezogen und sie für Schnaps verscherbelt.

Lottie versprach, dem Herrn zu dienen, so gut sie es eben konnte; und sie gelobte, für Mel zu beten und den Glauben daran zu bewahren, dass Gott ihren Gatten irgendwie zu Seinem Kind machen würde.

Es dauerte nur wenige Monate und er verschwand völlig. Ziellos trieb es ihn von einer Stadt in die andere, wo er bettelte, stahl und sogar seine Schuhe für ein paar Schnäpse verkaufte.

Er versank in Schande und Schuld und machte sich Vorwürfe wegen des Todes seines Sohnes. Sein preisgegebenes Versprechen verfolgte ihn.

Barfuss und zerlumpt kam er bei starkem Januarfrost in Chicago an. Als er so um Geld bettelnd durch die Strassen zog, um sich etwas Alkohol kaufen zu können, schmerzte ihn jedes einzelne Körperglied.

Ein Gastwirt warf ihn hinaus, schimpfte ihn einen penetranten Penner und riet ihm, so lange nach Osten in den Michigansee zu laufen, bis sein Hut schwimmen würde. Als er so dahintrottete (vielleicht tatsächlich auf dem Weg zum See), fasste ihn ein kleiner Mann mit buschigem Lockenschopf beim Arm und führte ihn durch das Tor der Pacific Garden Mission, in der gerade eine Evangelisation stattfand. Mel fiel in einen Stuhl, liess seinen Kopf gegen die Mauer sinken und schlief auf der Stelle ein. Nachdem Harry Munro für das Publikum ein Lied angestimmt hatte, forderte er die Männer auf, für dieses eben hereingekommene armselige Menschenwrack zu beten.

Später wachte Mel so weit auf, dass er begriff, in einer religiösen Veranstaltung zu sein. Als Harry laut und deutlich das Evangelium verkündigte, drangen die Worte bis tief in Trotters Bewusstsein ein. Und als Harry einlud, Christus anzunehmen, war Mel der erste, der die Hand hob. An diesem Abend, kurz nach neun Uhr, knieten Harry und Mel vorn beim Podium, und Mel bat den Herrn Jesus um Vergebung und nahm Ihn als Herrn und Retter an. An diesem Abend wurde in der himmlischen Herrlichkeit ein weiterer Name angeschrieben.

Es dauerte nicht lange, bis Lottie erfuhr, dass ihre Gebet erhört waren.

Später wurde ihr Mann Leiter der Pacific Garden Mission. Er gründete die Union Rescue Mission in Grand Rapids im US-Bundesstaat Michigan. Er war auch die treibende Kraft bei der Gründung von 67 weiteren Alkoholiker-Missionswerken im ganzen Land. Ausserdem wurde er einer der vollmächtigsten Evangelisten seiner Zeit.

Eines seiner Lieblingsworte war: "An eines erinnert sich Gott nie mehr: an eine Sünde, die wir bekannt haben. Andererseits vergisst Er auch eines nie: eine Sünde, die wir nicht bekannt haben." 1

Fortsetzung: Vergeben

1 Entnommen aus How to Rise Above Discouragement, Discipleship Journal, Juli 1982.

Datum: 10.10.2006
Autor: William Mac Donald
Quelle: Ein Gott der Wunder tut

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