Jahreslosung 2013

Unterwegs zur besseren Stadt

Wir richten uns gern wohnlich ein. Und dem unübersichtlichen Dorf, zum dem die Welt geschrumpft ist, gilt es Sorge zu tragen. Was soll da die Jahreslosung, die dazu auffordert, eine noch nicht bestehende Stadt zu suchen?
Unterwegs

«Wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir.» Dies ist die Losung für das Jahr 2013. Der Satz findet sich am Ende des Hebräerbriefs (1), einer der letzten Schriften der Bibel. Er fordert gläubige Menschen auf, über das hiesige Daheim hinauszusehen. Sich nicht von den gängigen Lebensweisen und Horizonten bestimmen zu lassen, sondern die zukünftige Stadt zu suchen – in einem umfassenden Sinn.

Bewahren – und aufs Neue eingehen

Christen stehen in der Spannung zwischen den Aufträgen, die Gott der Schöpfer ihnen anvertraut hat (2), und der Mission, im Transformationsprozess zur neuen Welt mitzuwirken. Diese Transformation hat Jesus von Nazareth mit seinem Tod und der Auferstehung ins ewige Leben begründet und lanciert. Vor dem Ostermorgen war die Neuschöpfung angesagt (3); im Auferstandenen ist sie realisiert (4) und seither ereignet sie sich dort, wo Menschen im Glauben an Jesus aus seiner Kraft handeln, lieben und versöhnend wirken (5).

Die Transformation (6) zielt auf die neue Stadt Gottes. Es ist die Stadt, die er für seine Menschen errichtet und endlich vom Himmel herabkommen lässt (7). Gott wartet damit zu, bis das Evangelium allen Völkern mitgeteilt und der Widerstand gegen seine Herrschaft auf der Erde überwunden worden ist (8) – denn sie soll von Schalom, von Frieden und Harmonie erfüllt sein.

Change-Manager

Christen sind Gottes Transformationsbeauftragte, seine Change-Ansager und -Manager. Der alte Auftrag, eine humane, nachhaltige Zivilisation mit Ehrfurcht vor dem Leben und seinem Schöpfer zu gestalten, bleibt in Kraft und ist noch zu erfüllen. Doch die Gestalt, das Gehabe, die Herrlichkeit dieser Welt vergeht (9). Und das nicht, wie es Astrophysiker errechnen, erst in Jahrmillionen, beim Ausbrennen und Erlöschen unserer Sonne. Sondern im theologischen Sinn: weil Jesus auferstanden ist und vom Himmel aus die Transformation durch den Heiligen Geist vorantreibt. Die bestehenden Strukturen und das, was Menschen ohne Gottes Inspiration gestaltet haben, gehen seit dem Big Bang an Ostern auf ihr Ende zu.

Endgültig daheim?

Wie andere Christen hat Paulus ein brennendes Sehnen nach dem echten, letzten Daheim (10). Dieses Sehnen geht in den dringlichen Auftrag ein, Gottes Transformationsprojekt den Völkern bekanntzugeben. Das ergibt einen anderen Lebensstil. Der Widerstand, den Paulus als Ansager der neuen Welt erlebt, und sein brennendes Sehnen zeigen ihm sogar Ehe und Eigentum (11) in einem neuen Licht: «Die Zeit drängt. Darum sollen künftig auch die, die eine Frau haben, sie haben, als hätten sie sie nicht, … die etwas kaufen, sollen kaufen, als behielten sie es nicht» (12).

Diese Vorläufigkeit mag mitschwingen, wenn der Autor des Hebräerbriefs schreibt: «Wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir.» Er gehört zu den Christen, die es nicht in die Mitte der Gesellschaft geschafft haben, sondern von ihr verachtet und ausgegrenzt werden. Der Ausschluss verbindet die Gläubigen mit dem Geschick von Jesus, der aus der Stadt hinausgetrieben und schmachvoll hingerichtet wurde (13).

Von der Macht geblendet

Europäer haben in der Kirchengeschichte anderes erlebt. Hier haben Christen, auch durch Einfluss und Macht der Kirche, das Leben einiger Völker geprägt und die abendländische Kultur gestaltet. Wo sie erfolgreich waren, meinten die grossen Kirchen, ihr Wirken schon als Ausdruck der Herrschaft von Jesus deuten zu können, die der Seher Johannes für tausend Jahre am Ende der Weltzeit angesagt hatte (14). Wo das Bauen der irdischen Stadt unter christlichen Vorzeichen erfolgreich betrieben werden konnte, trat die Suche nach der zukünftigen Stadt in den Hintergrund.

Von Christen im Süden lernen

Die globale Perspektive ist eine andere: Die meisten Christen heute leben nicht in von christlichen Werten geprägten Kulturen (15). Sie leiden, denn da regieren andere Herren nach ihrem Gusto. In diesen Umständen ist offensichtlich nicht Herrschen mit Christus (wie in den tausend Jahren) angesagt, sondern selbstloses Dienen, wie es Christus vorlebte (16). In diesen Umständen ist der Hunger und Durst nach einer gerechten, menschenfreundlichen Ordnung der Dinge grösser (17) – die Suche nach der neuen Stadt. Christen im Süden lesen die Prophetien der Bibel mit brennenden und nassen Augen.

Durch die globale Kommunikation und Migration sind die Christen im Westen und die Gläubigen in den anderen Teilen der Welt heute viel enger verbunden. Während die Westler Erfahrungen im Bauen der irdischen Stadt weitergeben, heizen Gläubige aus dem Süden und dem Osten ihnen mit dem Sehnen nach der neuen Stadt Gottes ein. Und das ist gut so. Wir überschätzen die Welt, die ist, wenn wir nicht nach der kommenden Stadt suchen. 2013 ist das Jahr dafür.

(1) Hebräer 13,14. Die Stellen in der Bibel sind mit Buch, Kapitel und Vers angegeben.
(2) Die Welt gestalten und bewahren, 1. Mose 2,15, das Wohl der Stadt suchen, Jeremia 29,7.
(3) Jesaja 65,17.
(4) Er ist der Fürst des Lebens, Apostelgeschichte 3,15, und der letzte Adam, 1. Korinther 15,45.
(5) 2. Korinther 5,16-20.
(6) Der Begriff gibt Gottes Absichten mit der Welt besser wieder als ‚Weltuntergang‘.
(7) Hebräer 11,10; Offenbarung 21,2.
(8) Matthäus 24,14, 1. Korinther 15,25-26 und das ganze Buch Offenbarung.
(9) 1. Korinther 7,31.
(10) 2. Korinther 5,1-10.
(11) Ehe und Eigentum sind Grundordnungen der Schöpfung Gottes, 1. Mose 1-2.
(12) 1. Korinther 7,29-31.
(13) Hebräer 13,13, geht der Jahreslosung unmittelbar voraus.
(14) Offenbarung 20,3-6.
(15) Auch wenn sie sich für ihre Humanisierung und soziale Verbesserungen einsetzen!
(16) Markus 10,45; Johannes 13,1-17. Das Neue Testament macht deutlich, dass Leidenszeiten der Bewährung dienen und auf die Zeit des Herrschens mit Christus in der neuen Weltzeit, in der neuen Stadt vorbereiten, 2. Timotheus 2,12; Römer 8,17; 1. Petrus 4,13.
(17) Jesus war davon erfüllt, Matthäus 5,5.6.10.

Datum: 02.01.2013
Autor: Peter Schmid
Quelle: Livenet

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