Was sagen uns die Flutkatastrophen?

Hochwasser
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Ein Hagelwetter hat am Montagabend das Berner Oberland überzogen – als hätte die Region nicht schon genug gelitten. Weitere Stürme in der Karibik sind zu erwarten, während Teile von New Orleans unabwendbar verrotten und Zehntausende entwurzelt sind. Taifune wüten in Ostasien – und dabei ist der Horror der Tsunami-Flutkatastrophe noch präsent. Wie gehen wir mit Flutkatastrophen um? – Neun Anstösse.

1. Jede Katastrophe testet, wenn sie uns verschont, die Solidarität, die Mitmenschlichkeit. Was geht uns das Elend, die Not von Menschen im nächsten Dorf, im anderen Landesteil, in Rumänien (drei Flutzeiten dieses Jahr), den USA oder Indien an? Treibt uns das Leid der Betroffenen zur Tat, zum Beten, Helfen und Spenden?

Die globale Berichterstattung macht es nicht einfacher: Sind Menschen, die weit weg leben, in ihrer Armut und ihrem Ausgeliefertsein weniger der Hilfe würdig? Wo setzen wir die Prioritäten? Jede Katastrophe testet die Solidarität, und dies über die Wochen hinaus, in denen die TV-Kameras Bilder liefern.

2. Überschwemmungen – und Seebeben in besonders unheimlicher Weise – konfrontieren uns mit der wilden, unvoraussehbaren Macht der Naturkräfte. Wir haben sie nicht wirklich gebändigt, so sehr auch Ingenieurkunst und Technik sie heute in Dienst nehmen. In einer Zeit kollektiver Selbstüberschätzung rufen Fluten zur Bescheidenheit des Menschen in der Schöpfung.

3. Flutkatastrophen erinnern daran, dass wir gut daran tun, Gott um seinen Schutz zu bitten. Nicht nur, aber besonders dort, wo wir uns in modernem Selbstvertrauen weit über natürliche Grenzen hinauswagen.

Gott trennte, als er die Erde erschuf, Land und Wasser und gab den Menschen das Land als Lebensraum. Das Risiko, das Städte unter dem Meeresspiegel tragen, scheint man im lebensfrohen New Orleans über die letzten Jahrzehnte verdrängt zu haben.

4. Schwere Stürme könnten eine Veränderung des Weltklimas zum Ausdruck bringen.
Zur Erwärmung der Erdatmosphäre tragen unsere Schadstoff-Emissionen bei (über das Ausmass wird weiter gestritten). Die Verantwortung für den Umgang mit diesen Problemen muss weltumspannend wahrgenommen werden.

Eine mega Flutkatastrophe hat das Land getroffen, in dem fossile Energie besonders achtlos verschwendet wird. Es ist zu hoffen, dass die Rekordnotierungen für Treibstoffe, die dem Portemonnaie weh tun, auch in den USA den Bewusstseinswandel voranbringen, der global eingesetzt hat.

5. Ist Gott verpflichtet, uns vor den zerstörerischen Kräften der Natur zu schützen, deren labiles Gleichgewicht wir vermutlich gestört haben? Wenn wir in diese Richtung denken und dazu neigen, Gott bei Katastrophen anzuklagen, würdigen wir ihn herab zu einem Störfaktor im modernen Weltbild, das die Menschen als Mass aller Dinge und die Welt als beherrschbares System sehen will. Wer Gott verniedlicht, so dass er nur der „liebe Gott“ sein darf, verfehlt ihn.

6. Gott hat in seiner Offenbarung unser Ergehen in der Welt, die wir nicht im Griff haben, abhängig gemacht von unserem Verhalten. Katastrophen sind nicht Schläge blinden Zufalls, sondern in diesem weiten Sinn auf Ungerechtigkeit und Unterdrückung, auf Missstände und Verfehlungen bezogen.

„Was der Mensch sät, wird er ernten“ – Gott hat uns in die Verantwortung fürs Hegen seiner Schöpfung gestellt und zieht uns wie Treuhänder zur Rechenschaft. Jede Katastrophe fragt, wie wir die Verantwortung wahrnehmen. Weil Jesus für die Schuld der Menschen im Kleinen und Grossen bezahlt hat, können wir Gott um Vergebung bitten – und auch darum, dass er verderbliche Folgen unseres Handelns nicht auf uns zurückfallen lässt.

7. Der Gott, den wir aus der Bibel kennen, meint es gut mit uns – trotz allem Leid, das Menschen trifft, trotz Krankheit und Tod. Gott ist der Erfinder und Erhalter des Lebens. Jeder Mensch ist kostbar in seinen Augen. Der Verlust von Besitz, von Geborgenheit, von Ressourcen und Wahlmöglichkeiten setzt uns der Frage aus, was wirklich, am Ende, im Leben wichtig ist. Die Bibel macht klar: Am wichtigsten ist die Beziehung zu Gott.

8. Wir bauen nicht nur materiell Häuser, sondern versuchen uns auch seelisch-geistig im Leben komfortabel einzurichten. Ist unser Lebens-Projekt auf Gott bezogen? Oder basteln wir selbstbestimmt an unserem Glück? Manche stellen sich gar ihre Religion selbst zusammen. Können Wasserfluten unser „Lebenswerk“ wegspülen? Was bleibt von meiner Existenz, wenn eine Flut hereinbricht?

9. Jesus stellte am Ende der Bergpredigt zwei Männer gegenüber. Der eine hatte ein Haus auf Sand gebaut; es wurde von einer Flut mitgerissen. Das auf Felsen errichtete Haus des Anderen blieb stehen. Jesus erläuterte, was er mit dieser Illustration meinte: „Jeder, der diese meine Worte hört und sie tut, gleicht dem, der auf den Felsen baute“ (Matthäus 7,24-27).

Zu den Worten, auf die er sich bezog, gehören diese: „Gebt Gott und seiner Sache den ersten Platz in eurem Leben, so wird er euch auch alles geben, was ihr nötig habt. Deshalb habt keine Angst vor der Zukunft! Es ist doch genug, wenn jeder Tag seine eigenen Lasten hat. Gott wird auch morgen für euch sorgen.“

Datum: 08.09.2005

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