Mit Toten reden?

Wohin gehen wir
Ruedi Heinzer
Der letzte Weg ist nicht markiert – führt er zu Christus?
Gabriel Looser
Hinter dunklen Bäumen Licht?
Die Referenten in der Predigerkirche.

Wohin wir gehen, wenn wir sterben, und ob Verstorbene kontaktiert werden sollen, darüber gehen die Meinungen auseinander. Über die unsichtbare Welt im Gespräch sind Reformierte und andere Jenseits-Interessierte in einer sechsteiligen Veranstaltungsreihe in Zürich.

Zwischen Erde und Himmel gibt es mehr, als aufgeklärte Theologen wahrhaben wollten. Was sie aus der Kirche verbannten, keimte ausserhalb auf: Nahtoderfahrungen, Spiritismus, Reinkarnation, Rituale, Paranormales... Auf diesem weiten Feld wagt die Arbeitsgruppe ‚Neue religiöse Bewegungen’ (NRB) des Evangelischen Kirchenbundes SEK in Zürich gemeinsam mit der Schweizerischen Parapsychologischen Gesellschaft sechs Dialog-Abende. Eine solche Reihe im Vollmond-Neumond-Rhythmus hat vor einem Jahr in Bern grosses Interesse gefunden.

Silbernes Publikum

Zum zweiten Zürcher Abend am 26. Januar in der Predigerkirche kamen 200 Personen, die meisten in der silbernen Lebenshälfte. Der bekannte reformierte Pfarrer Ruedi Heinzer (Frutigen) und der Berner spiritistische Sterbebegleiter Gabriel Looser hielten je einen Kurzvortrag und beantworteten dann gemeinsam Fragen. Durch den Abend führte der reformierte Kulturbeauftragte Philippe Dätwyler.

Vielfältige Jenseitsvorstellungen

Heinzer grenzte sich eingangs von jenen ab, für die das Jenseits bloss subjektive Fiktion ist.

Dann skizzierte er verschiedene Jenseitsvorstellungen. Die Hälfte der Schweizer seien entweder Materialisten (geistiges Leben an Körper gebunden) oder Agnostiker (weiss nichts Bestimmtes). Eine wachsende Gruppe erwartet Reinkarnation: weitere körperliche Leben für die eigene Seele. Heinzer bemerkte, dass diese diesseitsfreudig-erlebnishungrige Vorstellung mit ihrem fernöstlichen Vorbild (Sehnen nach Erlöschen des Bewusstseins und Aufgehen im Ozean des Alls) ganz wenig zu tun hat. Eine Minderheit glaubt noch an die Unsterblichkeit der Seele, nach antikem Muster, oder an die Auferstehung am Jüngsten Tag, wie ihn die Bibel beschreibt, mit einer Verwandlung des Leibes. Heinzer outete sich als Gläubiger, der „seit langer Zeit die Paradies-Erwartung liebt“.

Kann man mit den Toten reden?

Zur zweiten Frage des Abends äusserte sich der reformierte Theologe sehr skeptisch. Zwar bejahten es „respektable Mitmenschen“, doch es gebe auch Hellseher – und noch und noch Scharlatane. Was als Durchsage Verstorbener mitgeteilt werde, sei zudem in der Regel belanglos. Praktisch immer erhielten trauernde Angehörige die Auskunft, es gehe dem Toten ausgezeichnet. Damit mache das Medium für sich Werbung, was ihn misstrauisch werden lasse, sagte Heinzer.

Konkurrenz zum Höchsten

Der Pfarrer riet entschieden davon ab, zu Toten Kontakt zu suchen. Die Bibel lehne spiritistische Kontakt scharf ab (5. Mose 18); dazu komme die Betrugsgefahr. Vor allem aber: „Alle Arten von Jenseitskontakten tendieren dazu, in Konkurrenz zum Höchsten zu treten, wenn sie zu Dialogpartnern werden.“ Die Bibel spreche oft von Engeln, aber nicht als Gegenübern. “Wer Gottes Wort in der Bibel und im Gottesdienst sucht, kann nicht gut daneben auf Geister hören, ohne einen Konflikt heraufzubeschwören.“

Das erste der Zehn Gebote Gottes: „Du sollst keine andern Götter neben mir haben“ deutete Heinzer auch als Absage an Verehrung von Geistwesen: „Wende dich an Gott. Das ist dein einzigartiges Tor zur übersinnlichen Welt.“ Wer den Hotelier kenne, gehe mit seinen Anliegen nicht zum Zimmermädchen. Laut Heinzer schützt man sich mit dem Nein zu spiritistischen Kontakten auch vor „niedrigen spirituellen Komplexen“. Kurz: „Wir haben allen Grund, vorsichtig zu sein und nicht jeden Spuk gerade in unsere gute Seelenstube einzuladen!“

Religionen zum Jenseits

Nach Heinzer führte der Geister-Theologe Gabriel Looser in seine Welt ein und schilderte Erfahrungen in „spiritueller Sterbegleitung“. Für ihn sei es „keine Frage, dass das Leben nach dem Tod weitergeht – aber nicht als mathematische Formel“. Die Religionen glaubten nicht dasselbe, doch jede trage etwas zum Verständnis des Todes bei. „Das Wichtige für mich: Die Weise, wie ich gelebt habe, wird im Tod wichtig sein.“ Mit der Vorstellung eines Gerichts habe er Mühe, sagte Looser, da man so vielen Generationen damit Angst eingeflösst habe. „Die Wahrheit, die hinter all diesen Spekulationen steht: Wir begegnen im Tod unserem ganzen Leben – aber dies in einer Art, die weit über unser Tagesbewusstsein hinausgeht.“

Kein Wissen über das Nachher

Nahtoderfahrungen hätten Menschen auf die Liebe hingewiesen. Doch: „Was nachher kommt, weiss ich ganz einfach nicht.“ Allerdings wagte der Sterbebegleiter mit eigenem Institut doch einen Blick hinter den Vorhang. Was an der Grenze erlebt werde, gebe ihm „Hoffnung und Vertrauen und Zuversicht, dass das, was dann auf uns wartet, unendlich schön ist“. Das Fegefeuer findet Looser „immer mehr eine hilfreiche, trostreiche Verheissung“, da so nach dem Tod eine geistige Entwicklung möglich sei… Er erzählte von den Versuchen, seine verstorbenen Eltern zu kontaktieren – dies um zu erfahren, wie sie seine Sterbebegleitung erlebt hätten. „Wo ein seriöses Medium da ist – und wenn gewollt von anderer Seite –, sind solche Kontakte möglich.“

Hoffnung auf eine „positive Macht“

Nach der Pause beantworteten die Referenten zahlreiche Fragen, an denen sich die Vielfalt von Grenzerfahrungen ablesen liess. Wie Looser sagte, möchte er sich „die Hoffnung und das Vertrauen bewahren, dass mich eine positive Macht in Empfang nimmt“. Aber es gebe auch schreckliche Nahtoderlebnisse, bis hin zu Höllenerfahrungen. Ruedi Heinzer wies auf die sich ausschliessenden Jenseitsvorstellungen der Religionen hin: „Ein Buddhist landet nicht am selben Ort: er erlöscht – und ich werde herrlich.“

Die vier weiteren Vollmond-Neumond-Abende in der Zürcher Predigerkirche finden am 9. Februar (Reinkarnation), 25. Februar (Gebete und Rituale bei psychischen Erkrankungen), 11. März (Wunder) und 26. März (Seelsorge – Hellsehen) statt.

Link zum Thema: Flyer der Veranstaltungsreihe

Kommentar

Jesus ist Herr über Tote und Lebende

Von Peter Schmid

Weder Ruedi Heinzer noch Gabriel Looser gingen in ihrem Vortrag in Zürich auf die einzigartige Stellung von Jesus ein. Jesus starb – nicht infolge von Schuld wie alle andern – und ging in die Schattenwelt. Doch nach dem Bericht der Bibel blieb er nicht da. Gott erweckte ihn, den Gerechten, am dritten Tag von den Toten. Jesus kam indes nicht zurück in das irdische Leben, das er als Mann aus Nazareth geführt hatte, sondern sein Leib wurde verwandelt. Damit stiess er in eine neue Dimension des ewigen Lebens vor. Das Neue Testament der Bibel spricht von ihm als dem „Fürsten des Lebens“ (Apostelgeschichte 3,15).

Der zweite Mensch: vom Himmel

Dem Apostel Paulus begegnete Jesus, der Auferstandene, persönlich, warf ihn vom hohen Ross und wies ihn auf einen anderen Weg (Apostelgeschichte 9). Um die Bedeutung der Auferstehung von Jesus zu erläutern, stellt Paulus ihn Adam gegenüber: „Der erste Mensch, Adam, wurde ein lebendiges Wesen (griechisch: psyche zosa), der letzte Adam wurde Leben spendender Geist (pneuma zoopoioun)… Der erste Mensch ist aus Erde, ein irdischer, der zweite Mensch ist vom Himmel.“

Auf der Auferstehung von Jesus gründet die Erwartung der Christen, selbst verwandelt und zu Gott gebracht zu werden. In seiner grandios ahnungsvollen Darlegung dieser ausstehenden Auferstehung fügt Paulus an: „Wie wir das Bild des Irdischen getragen haben, so werden wir auch das Bild des Himmlischen tragen“ (der ganze Gedankengang findet sich im 1. Brief an die Christen in Korinth 15,44-49).

Überragende Autorität

Anderswo hält Paulus fest: „Dazu ist Christus gestorben und wieder lebendig geworden, dass er über Tote und Lebende Herr sei“ (Brief an die Christen in Rom 14,9). Diese Autorität äussert sich darin, dass er am Ende der Zeit alle Menschen zur Rechenschaft ziehen wird. Davon spricht Jesus selbst:

„Die Stunde kommt, und sie ist jetzt da, in der die Toten die Stimme des Sohnes Gottes hören werden und leben werden, die hören. Denn wie der Vater in sich Leben hat, so hat er auch dem Sohn verliehen, in sich Leben zu haben. Und er gab ihm Vollmacht, Gericht zu halten, weil er der Menschensohn ist. Wundert euch nicht, dass es heisst: Die Stunde kommt, in der alle, die in den Gräbern sind, seine Stimme hören und herauskommen werden – die das Gute getan haben, zur Auferstehung ins Leben, die aber das Böse verübt haben, zur Auferstehung ins Gericht“ (Johannes 5,25-29).

Besser als subjektive Erfahrungen

Anstelle von subjektiven ‚Erfahrungen‘, welche Einzelne im Kontakt mit Geistern von Toten gemacht haben wollen, empfiehlt sich eine andere Grundlage für unseren Umgang mit dem Jenseits: Die Auferstehung von Jesus und die Erhöhung zu Gott haben ihm eine überragende Autorität über alle lebendigen Wesen und die Geister verschafft. Davon ist auszugehen; daran können wir uns orientieren – und von den Worten leben, die der Auferstandene spricht „Ich bin der Erste und der Letzte und der Lebendige; ich war tot und siehe, ich lebe in alle Ewigkeit, und ich habe die Schlüssel zum Tod und zur Unterwelt“ (Offenbarung 1,17.18).

Datum: 04.02.2009
Autor: Peter Schmid
Quelle: Livenet.ch

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