Der schmale Steg

Buddhisten unterwegs zu Christus

Wo der Dalai Lama auftritt, führt er Zehntausende von Hörern in seine Welt. Dagegen suchen Menschen im Himalaja eine Freiheit jenseits des tibetanischen Buddhismus. Ein Christ aus der Region schildert, wie Buddhisten den Steg zum Leben mit Jesus Christus finden.
Auftauchen zu einem neuen Leben: Eine Frau wird getauft.
Buddhistisch geprägtes Bergdorf.
Die in der Gebetsmühle gedrehten Beschwörungsformeln sollen Geister beschwichtigen.
Gott tut Wunder: Ein blinder Prediger zieht Hunderte in seinen Bann.
Mit den Christen kommt etwas ganz Neues in ihr Tal: Frauen im Himalaja.
Tiefe Täler, weite Wege: Im höchsten Gebirge der Welt sind Christen zu Fuss unterwegs.

Wie kann Christus den Völkern im Himalaja, die seit Jahrhunderten den Geistern mit magischen Ritualen beizukommen suchen, vorgestellt werden? Sie leben in ihrer eigenen Welt; einen Anknüpfungspunkt scheint es nicht zu geben. Vom Tod von Jesus am Kreuz und seiner Auferstehung zu reden, geht nicht. Denn Blut - jedes Auslöschen von Leben - ist dem Buddhisten ein Gräuel. Beim Hausbau siebt er die Erde, damit kein Würmchen zu Schaden kommt. Er will kein Leben zerstören; damit würde er negatives Karma anhäufen, sozusagen sein Schicksals-Konto belasten.

Gott ist Liebe

Der Apostel Paulus, einer der ersten Christen, fand im antiken Athen eine Statue des unbekannten Gottes. Indem er auf ihn verwies, baute er den Athenern einen Steg, über den sie schreiten und die Bedeutung von Jesus erfassen konnten. Bahadur, ein Evangelist aus der Region, macht die Erfahrung, dass auch Buddhisten ein Steg gebaut werden kann.

Die Tibeter und ihre Nachbarvölker im Himalaja wollen das Böse, das ihnen Geister tun können, abwehren, von ihrem Leben fernhalten. Dazu müssen sie Geister ständig beschwichtigen. Das erste Brett für den Steg ist eine freundschaftliche Beziehung, wie Bahadur (Deckname) erzählt. "Auf ihrer Basis kann ich dann die Liebe Gottes darlegen." Als zweites kommt die Schöpfung ins Spiel. Viele Thangkas, Meditationsbilder mit Buddhas und Schutzdämonen, beschäftigen sich mit dem Ursprung der Welt durch das Wirken von Geistern. Als Alternative zu ihnen kann der eine Schöpfer, der alles geschaffen hat, im Gespräch vorgestellt werden.

Begegnung mit Gott statt Vergehen im Nirvana

Drittens schildert Bahadur den Himmel als einen Ort, wo nicht alles aufhört (Nicht-Existenz, Nirvana), sondern wo das Leiden aufgehört hat und Gottes Gegenwart zu erleben ist. "Erst dann, im nächsten Schritt, lege ich dar, dass Jesus Christus gekommen ist - aber nicht als Erlöser für die Schuld der Menschen, sondern als Heiler von Krankheiten und einer, der Wunder vollbrachte. Dies gibt ihm Glaubwürdigkeit."

Der Evangelist drohte vor Jahren selbst einer Krankheit zu erliegen. Dass er heute gehen und sprechen kann, erzählt er als Zeugnis von Gottes Heilungskraft. Gott hat Bahadur die Gabe des Heilens geschenkt. Eine Frau lag auf dem Totenbett. Sie stand auf, nachdem er für sie gebetet hatte. Das brachte die ganze Familie dazu, sich auf Jesus Christus einzulassen. Eine andere Frau, erzählt er, wurde im Tragkorb zu ihm gebracht; ihr waren im Mutterleib die Knie an den Kopf angewachsen. Unter grosser Angst, in der Furcht vor Gott, betete er für sie. Am anderen Tag konnte sie ihren Tragkorb aufheben und selbst nach Hause gehen!

Angst vor dem Zweifel

Laut Bahadur haben tibetanisch geprägte Buddhisten eine eigentümlich materialistische Mentalität. "Wenn Gott aus Wasser Wein macht und aus einem Brot unzählige Brote, macht das ihnen grossen Eindruck." Doch die meisten sind von Angst beherrscht. Sie glauben an die Reinkarnation und fürchten ihr Karma kaputtzumachen, sollten sie einer anderen Lehre auch nur das Ohr leihen. "Daher ist es ganz schwierig, ihnen als Gruppe vom Leben mit Gott im Himmel zu erzählen. Und diskutieren mögen sie an diesem Punkt noch gar nicht." Schon Zweifel an der Lehre des tibetanischen Buddhismus sind negativ fürs Karma.

Anderseits wissen auch Buddhisten darum, dass der Mensch grundsätzlich ein Problem hat. "Sie wissen, dass sie trotz allem Bemühen, kein Leben zu zerstören, dies eben doch tun, dass sich auf der Karma-Wagschale mehr Negatives ansammelt als Positives". Darum auch die schwarze Magie: "Sie wollen mit Mantras die Wagschale zum Positiven kippen, die Geisterwelt zu ihrem Gunsten manipulieren."

Jesus befreit vom Karma

Während Anhänger monotheistischer Religionen den Mensch vor seinem Schöpfer sehen, sehen ihn Buddhisten unter dem Karma, dem universellen, unabänderlichen Weltgesetz. "Wir sagen, dass Jesus kam, um dieses Problem zu lösen. An diesem Punkt machen wir deutlich: Wir glauben nicht, dass man durchs Karma irgend frei werden kann. Karma ist ein unpersönliches Gesetz - da ist kein Schöpfer und kein Erlöser im Spiel." (Als wäre empfunden worden, dass das kalte Karma allein nicht zu ertragen ist, ist im Buddhismus das Konzept des Bodhisattva entstanden, der als Helfer und Mittler auf dem Weg zur Erleuchtung gedacht wird.)

Christen glauben, dass Jesus das Grundproblem des Menschen, seine Entfremdung von Gott, löst. Bahadur: "Wir sprechen von neuem Leben - das wir einmal erhalten: Wiedergeburt in diesem Leben, nicht Reinkarnation in ein nächstes Leben." Dies ist ein entscheidendes Stück des Stegs: Dass Buddhisten erfassen, dass sie durch den Glauben hier, in dieser Existenz, ein neues Leben erhalten, das sie mit dem Gott des Himmels verbindet.

Weitere Schritte…

Allen Widrigkeiten zum Trotz haben Hunderte von buddhistisch geprägten Menschen in den Tälern des Himalaja und auf dem Dach der Welt, im Tibet, den Steg beschritten. Sie haben sich auf Jesus Christus eingelassen und sind in ihm dem wahren Gott der Welt, dem Vater der Geister, begegnet. Weitere werden ihnen folgen. Das Verlangen nach Freiheit wächst.

…oft nach einem Wunder

Wie der Evangelist erzählt, gehört Heilung regelmässig zum Prozess. "Fast jeder wird von irgendetwas frei, von einer Krankheit, einer inneren Gebundenheit - aber noch bevor er richtig erfasst, was das Evangelium ist. Und dann kommt der Durchbruch, dass er wirklich erfassen kann und bereit wird, dem ganzen Geisterglauben abzusagen. Er wählt die Güte und Gnade Gottes und sagt den Geistern ab."

Es braucht Mut, alle Amulette und Dinge, die Geister günstig stimmen sollten, auf einen Schlag aus dem Haus zu werfen und zu sagen: Ich folge Jesus. Vor allem, wenn im Dorf oder im Tal noch kaum jemand diesen Schritt getan hat.

Datum: 04.10.2007
Autor: Peter Schmid
Quelle: Livenet.ch

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