Das grosse (Ge)Wissen

Ein Abstecher zum Mann im Ohr

Für die einen ist es nur Seelengesäusel. Dennoch ist das Gewissen immer gegenwärtig, aber irgendwie auch unfassbar. Woher kommt es? Was macht es? Antworten auf Fragen rund um den Richter der Selbstjustiz – oder doch die Stimme Gottes?
Ein Abstecher zum Mann im Ohr

Was ist das Gewissen? Eine kritische Instanz des Geistes, eine Stimme der Vernunft, ein moralischer Wächter über alles, was wir tun, sagen, denken und wissen. Der einzige Spiegel für die Seele, der weder betrügt, noch schmeichelt. Nicht selten führt das Flüstern im Herzen zu einem inneren Konflikt und gleicht einer Gratwanderung. Schauspielerin Senta Berger sagte einmal: Wenn das Gewissen ein Rotlicht ist, dann bemühen sich die meisten, noch schnell bei Gelb über die Kreuzung zu kommen.

Wie entsteht ein Gewissen?

Das Gewissen ist ständiger Begleiter eines jeden Menschen. Es entwickelt sich in einem lebenslangen Prozess weiter, wird zurechtgebogen, verformt oder sogar übertrieben ausgeprägt. Es erlebte seine Geburtsstunde bereits am Anfang der Weltgeschichte. Vielleicht würden wir heute alle „gewissenlos“ leben, hätten sich Adam und Eva nicht am Apfel vergriffen: „Gott weiss: welchen Tages ihr davon esset, werden eure Augen aufgetan und ihr werdet sein wie Gott und wissen, was gut und böse ist.“, steht im 1. Buch Mose, Kapitel 3, Vers 5.

Kann das Gewissen auch die Stimme Gottes sein?

Vermutlich nein. Unser Gewissen wird geprägt durch den Einfluss von Eltern, Verwandten, Freunden, Staat, Gesellschaft, Religion und Medien. Kein Gewissen ist gleich: Einer fühlt sich bei der kleinsten Notlüge schon schuldig, für den anderen sind solche Massnahmen bereits Alltag. Gott aber bleibt immer unveränderlich. Ein allwissendes Wesen mit klar definiertem Masstab würde sich niemals durch menschliches Verhalten lenken lassen. Bestenfalls jedoch flüstert uns das Gewissen ins Ohr, was aus Gottes Betrachtungswinkel richtig wäre.

Welches Gewissen ist dann das Richtige?

Es wäre vermessen ein allgemeingültiges Urteil zu fällen. Ist etwa ein Jude, der aus Gehorsam und Überzeugung seinen Sohn beschneiden lässt, schlechter als ein Christ? Ein guter Ansatz jedoch ist die Erkenntnis, dass kein Gewissen unfehlbar ist und der Wille dieser Tatsache entgegenzuwirken.

Ein hilfreicher Anhaltspunkt bietet das Leben von Jesus. Ein Mensch, der es als einziger schaffte, unfehlbar zu leben, allen Versuchungen zu widerstehen, unsägliches Leid ohne Murren und Ungerechtigkeit ohne Rache zu ertragen, hat wohl den Masstab für ein reines Gewissen gefunden. Er hielt sich an die Lebensweisheiten, Tipps und Anweisungen des erfahrenen Gottes. Ein Beispiel:

„Alles was du willst, das man dir tut, das tue dem anderen auch. Was du nicht willst, das man dir tut, das tue einem anderen nicht.“ Lukas 6,13.
(Weitere Bibelstellen zum Thema: 2. Korinther, 3-10/ Galater 5, 22-26/ Kolosser 3, 12-17)

Ein schlechtes Gewissen – was nun?

Es ist ein Trugschluss, etwas Böses zu tun, damit etwas Gutes dabei hervorkommt. Doch selbst wer nach gutem Willen handelt, ist vor Fehltritten nicht sicher. Die gute Nachricht: Schon der Mönch Martin Luther erkannte, dass gute Werke, Buss- oder Gebetsübungen nicht das Gewissen erleichtern können – damit löste er sogar eine Reformation im 16. Jahrhundert aus! Seine Botschaft jedoch war simpel: Das Annehmen der Vergebung und Gnade eines Gottes, der mächtiger ist als jedes Gewissen, reicht aus.

Datum: 10.10.2006
Autor: Monika Breidert
Quelle: Livenet.ch

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