Ist Gott tot?

Weder Gott, noch die Kirche ist tot.
Karikatur Nietzsche
Friedrich Nietzsche.

„Oh, wir haben dich gesucht, Gott, in jeder Ruine, in jedem Granattrichter, in jeder Nacht. Wir haben dich gerufen. Gott! Wir haben nach dir gebrüllt und geweint! Wo warst du da, lieber Gott?”. Lebt Gott nicht mehr, wie einige behaupten?

Mit diesen Worten schreit sich der Schriftsteller Wolfgang Borchert seine Erlebnisse von der Seele. Hat der Philosoph Friedrich Nietzsche nicht die Wahrheit gesagt mit seiner Feststellung: „Gott ist tot“?

„Wir haben Gott getötet“

Ein Text von Friedrich Nietzsche, der „Der tolle Mensch“ handelt von einem Mann, der auf dem Markt verkündet, dass Gott tot ist und die Menschen, die glauben, sollen ihn getötet haben.

Beim Lesen dieses Textes stellt sich die Frage, ob hier Gott wirklich tot sein soll oder ob er nur die schwindende Rolle Gottes in unserer Zeit darstellen möchte. Zeitgenossen, die gern Nietzsches Satz „Gott ist tot“ auf den Lippen führen, vergessen meist, dass dieser Verlust niemanden mehr geschmerzt hat als Nietzsche selber. In seinem Buch „Die fröhliche Wissenschaft“ tritt der „tolle Mensch“ auf und ruft: „Wohin ist Gott? Ich will es euch sagen! Wir haben ihn getötet – ihr und ich!“ Und er fragt verzweifelt: „Was taten wir, als wir diese Erde von ihrer Sonne losketteten? Wohin bewegt sie sich nun? Wohin bewegen wir uns? Fort von allen Sonnen? Stürzen wir nicht fortwährend? Irren wir nicht wie durch ein unendliches Nichts? Haucht uns nicht der leere Raum an? Ist es nicht kälter geworden? Gott ist tot! Wie trösten wir uns, die Mörder aller Mörder?“

Hier wird deutlich, dass der Satz „Gott ist tot“ kein wirklich atheistischer Satz ist. Nietzsche versucht damit die Konsequenzen darzustellen, was wäre, wenn Gott tatsächlich tot ist. Diese Aussage beinhaltet drei Aspekte zum Tode Gottes:

- Wenn Gott tot ist, dann ist der Glaube an den christlichen Gott unglaubwürdig geworden.
- Die Menschen haben es noch gar nicht realisiert.
- Wenn Gott wirklich tot wäre, dann würde es zu einem Einsturz der Moral kommen, Abbruch, Untergang, Schrecken und so weiter.

Solange die Idee Gott geglaubt wurde, hat für Friedrich Nietzsche Gott gelebt. Aber nach Meinung Nietzsche ist diese Idee immer unglaubwürdiger geworden, somit kann Gott nicht mehr weiterleben. Er macht diese Aussage, da für viele Menschen Gott gestorben ist und er somit nicht mehr existiert. Der Untergang des Glaubens sei der Tod Gottes.

Gott-ist-tot-Theologie

Nietzsche wollte mit seinem Satz „Gott ist tot“ Menschen dazu bewegen, sich eine eigene Meinung darüber zu bilden. Die Verkündung vom Tode Gottes hat in der Folge auch eine grosse Wirkung auf die Menschen gehabt. Viele sind darüber erschrocken und haben wieder nach dem Gott gefragt, der in der Bibel bezeugt ist.

Eine andere daraus entstandene Konsequenz war jedoch die „Gott-ist-tot-Theologie“. Sie wurde in den 60er-Jahren des 20. Jahrhunderts eingeführt. Was für Nietzsche noch ein Aufschrei in grösster Not war, geriet in den Köpfen jener „Theologen“ jedoch in ganz andere Bahnen. In der Gott-ist-tot -Theologie gibt es viele Meinungen darüber, was es denn mit Gott auf sich habe:

- Gott ist abwesend, schweigend und nicht erfahrbar, der Tod Gottes ist ein Bild für die Abwesenheit Gottes.
- Die Zerrbilder von Gott sind tot, es gibt keine Wunschvorstellungen mehr.
- Das Wort “Gott“ selbst wird nur selten gebraucht und ist somit auch nicht mehr erklärbar.
- Gott hat einmal gelebt, nun ist er tot.
- Gott hat nie gelebt, er war schon immer tot.

Tot ist also nur ein falsches Bild von Gott, denn so kommt Gott nur in dieser Theologie vor. Der „Tod Gottes“ hat nichts mit dem Tod Jesu zu tun, sondern gründet sich auf Nietzsche und nicht auf das was die Bibel sagt. "Gott ist tot" ist die „Sprache der Religion“, schrieb Nietzsche.

Tot kann aber eigentlich nur ein Geschöpf, aber nicht der Schöpfer allen Lebens sein. Das Wort „Gott ist tot“ betrifft also nicht Gott selbst, sondern ist nur eine Meinung von Menschen: man hat nicht gemerkt, dass der Mensch Gott töten will, um „alleiniger Gott in der Höhe“ zu werden. Die „Tötung“ Gottes scheint inhaltlich nichts anderes zu besagen als das Leugnen seines Lebens. Wenn Gott wirklich Gott ist, dann ist er auch nicht sterblich, also kann er weder tot sein noch getötet worden sein.

Gott loswerden

Bewusst oder unbewusst wollte man schon immer Gott umbringen: sie haben auch Jesus getötet, der am deutlichsten und wahrsten von ihm sprach, weil sie sich so von Gott entledigen wollten. Einem Denken, in welchem Gott tot ist, entzieht sich Gott. Eigentlich ist das aber nicht der Abschluss des Gedankens, sondern nur ein Hilfeschrei, an den keine Hoffnung mehr geheftet wird. Es ist eine verzweifelte Frage nach Gott, auf die keine Antwort mehr erwartet wird. Der Mensch ist blind und taub geworden.

Gott lebt

Es stimmt: Wenn wir so Denken, dann kommt uns Gott abhanden. Aber genau an diesem Punkt setzt die christliche Botschaft an: „So spricht der Herr: Denn ich habe Gedanken des Friedens über euch und nicht zum Unheil, sondern um euch Zukunft und Hoffnung zu gewähren. Ruft ihr mich an, geht ihr hin und betet zu mir, dann werde ich euch hören. Und sucht ihr mich, so werdet ihr mich finden. Ja, fragt ihr mit eurem ganzen Herzen nach mir, so werde ich mich von euch finden lassen.“ (Jeremia 29,11-14). Jeder der wirklich nach Gott fragt, kann selber erfahren, wie quicklebendig er noch ist.

Datum: 13.01.2006
Autor: Bruno Graber
Quelle: Livenet.ch

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