Ein Glaube der Widersprüche?

Für manche ist der christliche Glaube sehr widersprüchlich: Da soll man das ewige Leben bekommen, ganz aus Gnade, also total geschenkt. Und dann wieder wird man allenthalben aufgefordert Gutes zu tun und mit aller Kraft den Nächsten zu lieben. Da wird von einem himmlischen Vater gesprochen, der redet und sich dem Menschen mitteilt. Und dann kommt es vor, dass man lange Zeiten des Gebets hat, in dem man das Gefühl hat, gegen eine Mauer anzureden. Da wird den Christen gesagt, dass sie in der Welt ein gutes Leben führen sollen. Und dann wieder werden sie auf das Jenseits vertröstet, und es wird ihnen gesagt, dass sie eigentlich gar nicht mehr zu dieser Welt gehören. Ja, was gilt denn nun?
Die Wahrheiten von Jesus erfassen und verstehen selbst Christen nicht im Ganzen, sondern sie erschliessen sich auch im Laufe des Lebens nur teilweise.

Es fehlt hier der Raum, auf diese Widersprüche einzugehen. Aber so viel sei gesagt: Wer ein gesetzliches, bis ins Detail geordnete System im christlichen Glauben sucht, der hat Jesus falsch verstanden, der ist beim christlichen Glauben genau genommen an der falschen Adresse. Gott mutet uns Spannungen, ja Widersprüchlichkeiten zu. Das gilt auch für den entscheidendsten Widerspruch: Dass er seinen eigenen Sohn auf die Erde schickte. Sein Sohn, der auf der Erde das Leben eines Menschen führte, mit all den Begrenzungen und Beschränkungen.

Spannung bleibt bestehen

Die Christen der früheren Zeit brauchten Jahrhunderte, um dieses Paradox zu formulieren, von Verstehen kann man wohl nur bedingt sprechen. In einem alten Glaubensbekenntnis heisst es: Wahrer Mensch und wahrer Gott. Jesus ist also beides. Viele Christen der früheren Zeit zerbrachen fast daran, sie wollten es klarer haben, eindeutiger, und sahen Jesus mehr als Mensch, wenn auch von Gott gesandt und besonders ausgestattet. Wieder andere konnte in Jesus nur den Sohn Gottes sehen, der zwar äusserlich wie ein Mensch lebte, aber doch ganz und gar Gott war, so etwas, wie Gott in menschlicher Verkleidung. Eine Zeit lang führte die Frage um das richtige Verständnis unter Christen zu einer dauerhaften Spannung.

Warum ist das so? Warum sind die Dinge nicht klarer? Weil sich manche Wahrheit nur dann erschliesst, wenn man die in ihr wohnende Spannung nicht auflöst, sondern sie bestehen lässt. Das ist etwas Beunruhigendes für unseren Verstand, aber das mutet uns Gott zu, beziehungsweise anders werden wir uns dem Verstehen zentraler Wahrheiten nicht wirklich nähern können.

Person statt Regeln

Wer ehrlich ist, der wird bescheiden zugeben, dass wir auch als Christen die Wahrheiten von Jesus nicht einfach haben, bejahen und damit auch erfassen und verstehen, sondern dass sie sich im Laufe des Lebens nur teilweise erschliessen. Das hat einen ganz entscheidenden Grund: Die eigentliche Wahrheit ist nicht ein Glaubenssatz oder ein Konzept, sondern eine Person: Jesus selbst! Er, nicht eine Einsicht, nicht eine Erkenntnis, nicht einmal ein Bibelzitat ist „der Weg, die Wahrheit und das Leben". Wer es anders haben will, ist bei Jesus an der falschen Adresse. Er will uns selbst und nicht unser Ja zu Glaubenssätzen oder Regeln. Er ist kein Lehrer, der uns in seinen Unterricht zieht und der darauf wartet, dass wir die Wahrheiten endlich locker aufsagen können, sondern er will mich und dich. Er will mit dir leben, jeden Tag, jede Stunde.

Link zum Thema: Mehr über Jesus erfahren

Datum: 05.05.2009
Autor: Norbert Abt
Quelle: Jesus.ch

Verwandte News
Werbung
Werbung
Livenet Service