Was kann ich eigentlich noch glauben?

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Diese Frage hat sich schon jeder einmal gestellt: Gibt es einen Gott? Kann man ihn erfahren? Wer gibt glaubwürdig Auskunft? Wem kann ich in dieser Frage trauen?

Trau, schau, wem: Es gibt heute so viele Weltanschauungen, so viele Religionen. Wenn jemand sagt, «ich glaube an Gott», dann heisst das eigentlich noch nicht sehr viel. Viele unterstreichen diesen Satz, verstehen ihn aber ganz unterschiedlich. Terroristen beispielsweise behaupten manchmal auch, an Gott zu glauben und in seinem Auftrag zu handeln.

Ein strapazierter Begriff

Heutzutage wird «Glaube» meistens so verstanden: Glaube bedeutet, dass man etwas für wahr hält, ohne es beweisen zu können. Tatsache ist, dass die Bibel ein anderes Verständnis vom Glauben hat und das auch ganz ungewöhnlich definiert: «Der Glaube ist eine feste Zuversicht auf das, was man hofft, und ein Nichtzweifeln an dem, was man nicht sieht.» (Bibel, Hebräer, Kapitel 11, Vers 1).

Folgende Geschichte illustriert, was Glauben ist: In einer Stadt führte ein Seiltänzer in schwindelnder Höhe seine Kunststücke vor. Zum Schluss die Hauptattraktion: Er schiebt eine Schubkarre über das schwankende Seil. Als er sicher auf der anderen Seite ankommt, fragt er die Zuschauer, ob sie es ihm zutrauen, die Karre auch wieder zurückzuschieben. Die Menge klatscht begeistert Beifall. Dann fragt er einen einzelnen, der unten am Mast steht: «Sie, trauen Sie es mir auch zu, dass ich die Karre wieder zurückschiebe?» «Aber sicher!» ruft der zurück und klatscht erneut. «Dann», sagt der Akrobat, «dann kommen Sie doch herauf und steigen Sie ein, dann schiebe ich Sie hinüber!»

Würden Sie einsteigen? Es wäre ein Akt des Glaubens. Denn genau das ist Glaube: ganz vertrauen, sich ganz dem anderen anvertrauen. – Im heutigen Sprachgebrauch freilich hat das Wort 'glauben' eine bedenkliche Abwertung erfahren. Man 'glaubt', dass das Wetter in den Ferien schön sein wird oder dass die Konjunktur wieder anziehen wird und drückt damit aus, dass man dies zwar hofft, aber doch nicht so recht weiss.

Handeln aus Überzeugung

Unser Handeln wird nicht einfach von der Logik bestimmt. Selbst die rationalsten Menschen sind dazu nicht in der Lage. Leben überhaupt ist nur möglich, wenn man gewisse Dinge glaubt. Ohne, dass ich mich auf etwas oder jemanden verlassen kann, könnte ich keinen Schritt mehr tun, keinen Entscheid mehr fällen, keine Beziehung mehr eingehen. Um vernünftig leben zu können, ist Vertrauen in die Zuverlässigkeit einer Sache oder einer Person – eben Glaube – die Voraussetzung.

Die zwei Seiten des Glaubens

Um einigermassen vernünftig und erfüllt leben zu können, müssen wir uns der Frage stellen, was unserem Leben Sinn, Grund und Halt gibt. Wie sichere ich mich ab?

Dabei hat der Glaube zwei Seiten. Meine Seite ist das Vertrauen. Auf der anderen Seite muss Vertrauenswürdigkeit vorhanden sein. Glaube prüft zunächst, ob das, woran er glaubt, auch stimmen kann. Glaube weiss aber auch, dass das Denken nie den Glaubensschritt ersetzen kann. Ich muss irgendwann mal von mir loslassen und mich dem Gegenüber öffnen. Wie weiss ich, dass mich jemand liebt? Das ist wissenschaftlich nicht feststellbar. Das weiss ich erst, wenn ich mich auf eine Person mal ganz verlasse. Erst dann weiss ich - durch die Erfahrung - ob diese Liebe trägt.

Den ersten Schritt wagen

Wie Gott ist, können wir nicht durch wissenschaftliches Denken erfahren. Dazu müssen wir einen ersten Schritt im Vertrauen wagen. Im Glauben an Gott verlässt sich ein Mensch auf etwas, das er weder berechnen kann, noch sicher in der Hand hält. Das ist immer so, auch wenn es um andere Beziehungen geht. Erst dann folgen die Zeichen einer Bestätigung.

Das heisst: Wenn ich mich entschlossen auf Gott einlasse, wird er sich mir zu erkennen geben. In meinem persönlichen Leben, aber auch, wenn ich die Bibel lese; ich werde ihm im Gebet begegnen, ich werde ihn in meinen Gedanken und Überlegungen treffen, und ich werde sicherlich irgendwann Erlebnisse seiner Nähe haben. Die Erfahrungen, die das gläubige Leben mit Gott bereithält, sind vielfältig und individuell. Sie alle lassen die Gewissheit wachsen und vertiefen, dass es Gott gibt und dass er der ist, der er zu sein behauptet.

Mehr zum Thema: Gibt es Gott? Wenn ja, wo ist er? Wie zeigt er sich? Was denkt er über mich? Wie erfahre ich ihn? Wo bist Du, Gott?

Datum: 13.01.2009
Autor: Bruno Graber
Quelle: Livenet.ch

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