Heuchelei und die Kirche

Sind wir alle Heuchler?

„Ich schrecke davon ab, mich intensiver mit dem Glauben zu befassen. Was mich stört, sind die vielen Heuchler in den Kirchen." Ein berechtigter Einwand, oder mehr ein Vorwand? Sind wir möglicherweise in irgendeiner Weise auch Heuchler?
Ist die christliche Gemeinde ein guter Ort für Heuchler?


In einer Umfrage unter 1400 Erwachsenen waren 72 Prozent der Meinung, dass die Kirchen voller Heuchler stecke. Ein solches Ergebnis kann man nicht einfach vom Tisch wischen - irgendwo müssen die Gründe dafür liegen.

In Kenia hat man sich unter den Christen scheinbar Gedanken darüber gemacht. In Nairobi, über dem Eingang zu einer Kirche, steht eine Inschrift: „Diese Kirche ist voller Heuchler. Aber wir haben immer Platz für noch einen." Nur Humor, oder doch Realität? Bestimmt kämpft diese Kirche gegen jede Art von Heuchelei.

Die Heuchelei ist eine bei sich und bei anderen nicht leicht zu erkennende Verhaltensweise. Die Heuchelei ist mit der Lüge vergleichbar, allerdings geschieht die Verfälschung der Wirklichkeit hier weniger mit Worten, sondern durch das Verhalten. Wie auch bei der Lüge kann dies bewusst oder unbewusst geschehen.

Spielarten der Heuchelei

Heuchler sind Menschen, die etwas vorgeben, was sie nicht sind. Sie tun als ob, in Wirklichkeit leben sie ganz anders. Das Vortäuschen nicht vorhandener Gefühle oder Gemütszustände ist eine Art davon.

Das Fordern von Verhaltensnormen, die selbst nicht eingehalten werden, ist die andere Verhaltensweise. Dafür steht auch der Spruch "Wasser predigen, aber selbst Wein trinken". Deshalb verwendet man das Wort scheinheilig im eigentlichen Sinne von scheinbarer, also vorgetäuschter „Heiligkeit". Entweder lebt die in diesem Sinne heuchelnde Person nicht die Werte, die sie als richtig bezeichnet. Oder sie bezeichnet Werte als richtig, die sie tatsächlich als falsch empfindet.

Diese Spielarten der Heuchelei fallen zusammen, wenn Empörung geheuchelt wird, also eine Gemütsregung, die einem Werturteil entspringt. Nun, hier kommen mir viele Politiker in den Sinn. Heuchelei ist dort mindestens so verbreitet wie in der Kirche.

Fälschungen gibt es in allen möglichen Lebensbereichen. Es gibt gefälschte Bilder, die oft ihrem Original täuschend ähnlich, aber trotzdem unecht sind. Man kann unechten Schmuck tragen, der genauso schön blinkt wie echter, aber nichts wert ist. Es gibt falsche Banknoten, auf die so mancher Verkäufer hereinfällt. Ebenso kann ein Mensch etwas vortäuschen, was er gar nicht ist.

Heuchler in den Kirchen

Wenn Heuchelei in der Kirche vorkommt, bedeutet das nicht, dass Christen Heuchler sind. Demgegenüber stehen Menschen, die in echter Übereinstimmung mit Jesus Christus leben. Christen nehmen solche Aussagen in der Bibel ernst: „So legt nun ab alle Bosheit und allen Betrug und Heuchelei und Neid und alle Verleumdungen" (1. Petrus, Kapitel 2, Vers 1).

Jesus hatte sehr harte Worte für Menschen, die die Sünde der Heuchelei begingen - zu seiner Zeit waren dies besonders die religiösen Führer. Gott hasst Heuchelei, aber er lässt sie zu. Er gewährt einem grundsätzlich die Freiheit, seine eigenen Ziele zu verfolgen.

Auch Nichtchristen sind herausgefordert, Heuchelei nicht als bequeme Ausrede zu verwenden, um sich ja nicht mit Gott auseinandersetzen zu müssen. Es ist ja so einfach, mit dem Verweis auf schlechte Beispiele einer ehrlichen Auseinandersetzung aus dem Weg zu gehen.

Gott verlangt nicht, dass man an die Christen glaubt; er will, dass man an Jesus glaubt. Wer Christ wird, hat Gelegenheit, der Welt zu zeigen, was ein echter Christ ist.

Datum: 23.02.2010
Autor: Bruno Graber
Quelle: Jesus.ch

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