Und es bewegt ihn doch!

Warum sollte Gott auf unsere Gebete reagieren, wenn er doch genau weiss, was sein Wille und seine Ziele sind? Eine berechtigte Frage, befand eine Tagung in Aarau.
Dr. Andreas Loos.
Das Tagungsthema gab Anlass zu Diskussionen.

Ja, es gibt „den ewigen Ratschluss Gottes", sagte Andreas Loos, Dozent am Theologischen Seminar St. Chrischona, am Wochende an einer theologischen Tagung in Aarau. Und das müsste konsequenterweise bedeuten, dass es keinen Sinn mache, Gott um sein Handeln und Eingreifen zu bitten, wenn ja schon feststehe, wie die Zukunft verläuft. Doch, es gibt auch die „Reue Gottes", wie es an verschiedenen Stellen in der Bibel heisst. So wurde zum Beispiel die berühmte Stadt Ninive einmal von der Zerstörung bewahrt, die Gott bereits durch den Propheten Jona angekündigt hatte, denn die Menschen hatten sich nach seiner pontan entschlossen, ihr übles Verhalten zu ändern, für das Gott sie strafen wollte. Gott nahm seinen Entschluss zurück.

Treue oder Reue?

Das stellt uns aber vor die Frage: Wenn Gott sein Vorhaben ändern kann, können wir dann darauf vertrauen, dass seine Treue und Verlässlichkeit, seine Güte und sein Rettungshandeln unveränderlich sind? Gibt es da nicht einen Widerspruch?

Der Reformator Calvin hatte versucht, diesen Widerspruch aufzuheben, indem er sagte, dass die „Reue Gottes" eigentlich keine wirkliche Reue darstelle, weil Gott genau wusste, was er schliesslich tun würde. Er habe gewusst, wie sich alles entwickeln, würde, zum Beispiel, dass die Bewohner Ninives „Busse tun" würden.

Keine „hidden agenda"

Diese Deutung könne uns nicht befriedigen, sagte Andreas Loos, denn damit würden wir einräumen, dass Gott eine „hidden agenda" habe. Dann wäre eigentlich alles Beten und jedes Bemühen um Gottes Eingreifen sinnlos. Und die Deutung würde sich auch gegen zahlreiche biblische Aussagen richten. Man könne aber den scheinbaren Widerspruch lösen, indem man das göttliche Handeln mit einem genialen Schachspieler vergleiche, der die Züge seines Gegners voraussieht und sie in seine Strategie einbezieht.

Wichtig war für Loos: „Es gibt eine Wechselwirkung zwischen unserem Beten und unserem Gottesbild." Wer an einen grossen Gott glaube, werde auch viel im Gebet von ihm erwarten und bekommen - und umgekehrt. Er wandte sich auch gegen die Aussagen einiger Theologen, dass Gott das Gebet lediglich „hört", und nicht „erhört". Die Bitte zu Gott sei daher „ein Testfall für unsere Gotteslehre". Wer betet, habe jedenfalls zu allen Zeiten die Erfahrung gemacht: „Und es bewegt ihn doch!"

Veranstalter der Tagung war die Arbeitsgemeinschaft für biblisch erneuerte Theologie (AfbeT).

Webseite: www.afbet.ch

 

Datum: 02.02.2010
Autor: Fritz Imhof
Quelle: Livenet.ch

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