Zölibat

Dürfen Priester nicht heiraten?

Immer wieder hört man, dass katholische Priester zwingend ehelos bleiben müssen, wenn sie diesen Beruf ausüben wollen. Fordert das die Bibel? Der Zölibat führte schon zu vielen Diskussionen in der Kirchengeschichte, und in der Gegenwart werden die Stimmen der Betroffenen lauter, die eine Abschaffung fordern.
Priester

Der Zölibat bedeutet wörtlich übersetzt "Ehelosigkeit". Die Funktionäre der katholischen Kirche, die Priester, unterstehen - vom Neuen Testament her nicht begründbar - dem Zölibatsgesetz. Die frühe christliche Kirche kam in den ersten drei Jahrhunderten ihres Bestehens ohne irgendeine gesetzlich gefasste Verpflichtung der Priester zur Ehelosigkeit aus.

Eine der negativen Folgen dieser unmenschlichen Forderung können wir immer wieder in den Zeitungen lesen: Pädophilie Übergriffe. Der Begriff Pädophilie bezeichnet das primäre sexuelle Interesse an Personen vor der Pubertät. Die Bibel ist in dieser Frage kompromisslos: "Lasset euch nicht verführen: weder die Huren noch die Abgöttischen noch die Ehebrecher noch die Weichlinge noch die Knabenschänder... werden das Reich Gottes erben."

Was fordert die Bibel?

In 1. Timotheus, Kapitel 3, Verse 2 bis 5 heisst es: "Ein Bischof soll untadelig sein, Mann einer einzigen Frau, nüchtern, massvoll, würdig, gastfrei, geschickt im Lehren, kein Säufer, nicht gewalttätig, sondern gütig, nicht streitsüchtig, nicht geldgierig, einer, der seinem eigenen Haus gut vorsteht und gehorsame Kinder hat. Denn wenn jemand seinem eigenen Haus nicht vorzustehen weiss, wie soll er für die Gemeinde Gottes sorgen?"

Die ersten Christen beachteten diese Regeln. Wie kann es sein, das in der Synode von Gangra 340/341 der Mönch Eustathios von der Kirche wegen Verbreitung von Irrlehren (Ehelosigkeit sei besser als verheiratet zu sein) verurteilt wurde und 700 Jahre später predigen die Päpste eben diese Lehre bis heute, die sie früher verurteilten?

Warum entstand der Zölibat?

Im Jahre 1022 ordnete Papst Benedikt VIII. auf der Synode zu Pavia gemeinsam mit Kaiser Heinrich II. an, dass alle Geistlichen künftig nicht mehr heiraten durften. Aus Habgier und zur Stärkung der Macht der Kirche, riss Papst Gregor VII. im Jahre 1075 mit seinem Zölibatsgesetz viele zehntausend Priester-Ehen, die nach katholischem Ehesakrament getraut worden waren, rücksichtslos auseinander. Die Leid tragenden Frauen und Kinder liess er verjagen. Als Ersatz für die Familie durften die "Haushälterinnen" in die Priesterwohnungen einziehen.

Der Zölibat konnte jetzt auch als Druckmittel benutzt werden. Wenn man nur die Strafen bedenkt, die auf unkeusche Priester zukamen, beispielsweise Exkommunikation, dann wird sehr schnell deutlich, was für ein Machtinstrument die Kirche da in der Hand hatte. Es ging also beim Zölibat um die völlige Unterordnung der Priester.

Wirtschaftlicher Faktor

Damals waren Priester oft Unfreie, die sich ein besseres Leben erhofften. Da jedoch der Hof, der zur Kirche gehörte, nicht allein bewirtschaftet werden konnte, nahmen sich diese Landgeistlichen Frauen, denn Knechte und Mägde waren nicht erschwinglich. Die Frauen und Kinder waren dann billige Arbeitskräfte, und die Kinder eines Unfreien und einer Freien waren frei und erbberechtigt. Diese Konstellation von erbberechtigten Priesterkindern, die versorgt werden wollten und Anspruch auf Kirchengut erhoben, war einer der wirtschaftlichen Faktoren, welche der Kirche ein Dorn im Auge war. Es bestand die Gefahr, dass der Vater Kirchengüter an den Sohn weitergab.

1022 im Konzil von Pavia wurden alle Priesterkinder zu Unfreien, also de facto zu Sklaven der Kirche erklärt. Sie konnten nicht mehr erben. Dazu kam noch, dass die Frauen der Kleriker ausgepeitscht und in Kloster verbannt wurden und ihr ganzer Besitz an die Kirche fiel, als Rückerstattung dessen, was der Priester der Kirche "gestohlen" hatte, um seine Familie zu versorgen.

Datum: 12.03.2010
Autor: Bruno Graber
Quelle: Livenet.ch

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