Wie einer ein Jahr lang 700 biblische Regeln befolgt

A.J. Jacobs vor und nach dem Bibel-Experiment. (Bild: ajjacobs.com)
Jacobs Buch ist unter dem Titel «Die Bibel und ich» vor kurzem auch in Deutsch erschienen.

Der New Yorker Journalist A. J. Jacobs hat ein Jahr lang nach allen Geboten gelebt, die er in der Bibel finden konnte.

Zwar glaube Jacobs eigentlich nicht an Gott. Aber weil er neugierig auf den Glauben war, hatte der US-Amerikaner die Bibel gelesen. Darin fand er über 700 verschiedene Vorschriften und Gebote. Zwölf Monate lang versuchte er danach, die Gesetze möglichst genau zu befolgen.

Der Experimentier-Journalist

Dabei handelt es sich nicht um das erste Experiment des Journalisten. So hat er zum Beispiel schon einmal die Encyclopaedia Britannica - die 75'000 Artikel mit 44 Millionen Wörtern enthält - von vorne bis hinten durchgelesen und darüber ein Buch geschrieben, welches ein internationaler Bestseller wurde.

Auch die Erfahrungen aus dem Bibel-Experiment hielt Jacobs in einem Buch fest. In "Die Bibel und ich" findet man witzige, aber auch ernsthafte Erlebnisse des Autors, der nach dem Studium der Bibel eine 72 Seiten lange Liste vor sich liegen hatte, vollgestopft mit biblischen Prinzipien und Geboten. Jacobs hoffte, einen "Schlüssel zur Spiritualität zu finden", indem er ein Jahr lang nach diesen Regeln lebte.

Witzige Erlebnisse

Das Buch beschreibt eine Menge witziger Erlebnisse. Jacobs unrasierter Bart (3. Mose, Kapitel 19, Vers 27), verfing sich in Jackenreissverschlüssen und sorgte dafür, dass ihm die Flughafensicherheit unangenehme Fragen stellte. Jeden Morgen schmierte sich der Journalist Öl aufs Haupt (Pediger Salomo, Kapitel 9, Vers 8), trug tagsüber ein weisses Gewand aus reinem Gewebe (3.Mose, Kapitel 19, Vers 19) und spielte zweimal täglich auf der zehnsaitigen Harfe (Psalm 105, Vers 3). Sogar vor dem Werfen von Kieselsteinchen nach einem Gotteslästerer schreckte Jacobs nicht zurück - er habe sie zumindest in dessen Richtung geworfen.

Zutiefst beruhigend

Trotzdem wirkt das Buch nicht so, als wolle Jacobs den Glauben und die Bibel lächerlich machen. Ganz im Gegenteil: Je länger das Experiment dauerte, desto weniger kam Jacobs ohne die Rituale aus. Sie hätten eine zutiefst beruhigende Wirkung auf ihn, erklärt der Autor. Er könne den Tag nicht mehr ohne seine Harfe und das Beten beginnen.

Dankbarer als früher

"Ich glaube zwar nicht an einen Gott, doch ich glaube, dass manche Dinge heilig sind. Wie der freie Samstag, den ich entdeckt habe. Und ich bin dankbarer als früher. Ich danke den ganzen Tag - für die pünktliche U-Bahn, ein gutes Sandwich. Ja, ich bin ein frommer Agnostiker geworden", so Jacobs nach dem Ende seines Experiments.

Sein Fazit: "Ich hatte keine Ahnung, mit wie unglaublich vielen Makeln ich behaftet bin. Ich hatte auch keine Ahnung, was für sonderbare Dinge in der Bibel stehen. Vor allem aber hatte ich keine Ahnung, dass ich eines Tages auf die Bibel trauen und mich freuen würde, wie es in den Psalmen so schön heisst."

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Quellen: Livenet.ch, RP online, SonntagsZeitung

Datum: 17.10.2008
Autor: David Sommerhalder

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