«Wichtig war ich nur mir selber!»

Wo Renates Lebensreise ihr Ziel fand

Renate ruft aus Cannes ihre Mutter an: «Kannst du mir Geld überweisen. Ich bin fast pleite. Und heute Nacht wollte man mich zudem noch berauben.» Sie ist erst sechzehn und für einen Monat Sprachpraxis nach Frankreich gereist.
Renate auf der Suche nach Lebenssinn
Kreuzfahrtschiff

‹Als Au-pair zu einer Familie›, hat sie den Eltern gesagt. Aber sie hat keine Familie organisiert, wollte frei sein und das Meer geniessen. Nun ist die Lüge geplatzt. «Komm sofort heim!» befielt die Mutter. «Kommt nicht in Frage», entgegnet die rebellische Tochter...

Renate setzt sich durch. Die Mutter sendet ihr Geld für ein Hotelzimmer. Sie bleibt einen Monat in Paris und reist erst dann zurück in ihr Dorf unweit von Salzburg. «So war ich. Ich machte oft einfach das, was ich wollte.» Schon als Teenager war Renate viel unterwegs. Kollegen, Ausgang und Reisen waren ihr Leben. Als sich ihre Eltern scheiden liessen, sagte sie ihnen: «Das ist euer Mist, den ihr gebaut habt. Schaut selber, wie ihr zurechtkommt.» Sie zog aus und nahm sich eine Wohnung. Ihre ältere Schwester kam heim, wohnte beim Vater, besorgte das Büro, kochte und übernahm die Mutterrolle für den elfjährigen Bruder.

Ein junger Mann spricht Renate an. Sie ist wieder einmal im Ausgang in der Stadt. Sie trinken ein Bier. Am nächsten Tag findet sie ein Bild von ihm in der Zeitung. Er soll für einen Raub mit schwerer Körperverletzung verantwortlich sein. Renate besucht ihn im Gefängnis. Mehrmals.

Ein Jahr später, am Prozesstag, wird sie von einer Frau angesprochen: «Weisst du, dass Jesus dich liebt?» Renate ist irritiert. Was soll das? Mit der Kirche hat sie nicht viel am Hut. Ihre Erinnerungen sind kühl und distanziert: harte Kirchenbänke, vorgeschriebene Beichte, Kälte, Rosenkranz, Vaterunser, Ave Maria heruntergesagt, weil es der Priester verordnet hat. Und nun steht eine Frau vor Renate und sagt zu ihr: «Jesus liebt dich! Du bist ihm wichtig.»

Gespräch und Urteil

Der junge Mann aus dem Knast wird verurteilt. Zwölf Jahre! Er war vorbestraft, die Verletzungen des Taxifahrers jedoch eher ein dummer Unfall als Absicht. Renate spricht lang mit der Frau vor dem Gerichtsgebäude. Sie wird zum Gottesdienst eingeladen. «Mal sehen», murmelt sie und verabschiedet sich. Dann trifft sie sich im Café mit einer Freundin. Dort erzählt sie von ihrem Gespräch vor dem Salzburger Gericht. «Das ist ja seltsam», sagt die Freundin. «Meine Basketballtrainerin sagt genau das Gleiche. Sie sagt auch, Jesus liebe uns.»

Die beiden jungen Frauen gehen am nächsten Sonntag in die Kirche. Sie wollen die Sache mal vor Ort anschauen. Es wird viel gesungen. «Gib Jesus dein Leben! Vertraue ihm! Erlebe ihn!» Die Botschaft der Predigt trifft die Teenager mitten ins Herz. Ja, das wollen sie auch.

Sie beten: «Jesus, danke, dass du mich liebst. Ich will mit dir leben, dir vertrauen!» Regelmässig besuchen sie nun Gottesdienste und Bibelabende. Es gefällt ihnen gut. Einige Monate lang! Dann flacht ihr Interesse immer mehr ab. Das Leben nimmt seinen Lauf. Sie sind ja erst siebzehn und wollen das Leben in vollen Zügen geniessen.

Faszination Griechenland

Renate arbeitet in Griechenland. Als Reiseführerin empfängt sie die Gäste am Flughafen und bringt sie in ihr Hotel. Griechenland fasziniert sie. Auch die jungen Griechen mit ihrem Charme haben es ihr angetan. Nur ganz selten betet sie noch: wenn es ihr so schlecht geht, dass sie heulend auf dem Bett liegt. Sonst bleibt nur ein vages Bewusstsein, dass es einen Gott gibt. Mehr nicht.

Renate ist viel im Ausgang: Griechischer Wein ... Sie liebt das Meer und die eleganten Schiffe! Auf einem Schiff arbeiten wäre bestimmt noch schöner, denkt sie. Mit der Zeit begeistert sie der Job als Reiseleiterin nicht mehr richtig. Sie fühlt sich innerlich leer.

«Ein Gefühl, wie vom Wind verweht oder wie von Hand geschöpftes Wasser, das auf den Boden tropft.» Renate entscheidet sich für eine neue Herausforderung auf einem Schiff. Sie ist für die Ausflüge verantwortlich. Es macht richtig Spass. Sie organisiert gerne und weiss, wie man Touristen glücklich macht.

Aber selber verliert sie die innere Freude. «Ich brauche einen richtigen Beruf», denkt sie und beginnt die Ausbildung als Touristikmanagerin. Danach arbeitet sie für ein Cateringunternehmen, das für die Nahrung auf Transport- und Handelsschiffen sorgt. Immer wieder darf sie die schwimmenden Riesen bei einem Hafenaufenthalt besuchen, damit sie den Kapitän und die Küchenmannschaft kennenlernt.

Genial, und doch ...

Genial - aber auch rau und unbarmherzig - ist das Geschäft. Sie muss mit Personalmaklern in vielen Ländern verhandeln. Lohndumping, Extrageld für die Makler, unwürdige Lebensbedingungen auf den Schiffen. Der Lohn stimmt. Die Herausforderung auch. Doch immer wieder fühlt sich das Leben leer an.

Sie reist mit Freunden nach Thailand in die Ferien. Vier Wochen lang ausleben. Ihre Freunde trinken viel, sehr viel! Renate ist frustriert. «Das kann doch nicht das Leben sein!» Wieder daheim wird sie eingeladen. In einen Gottesdienst! «Muss mal schauen. Vielleicht ...», entgegnet Renate unverbindlich. Aber im Herzen jubelt sie.

Den Sonntag kann sie kaum erwarten. Sie weiss, da - und nur da - kann ich meine innere Leere füllen lassen. Sie wird nicht enttäuscht. Immer tiefer beginnt Renate zu begreifen, dass Jesus sie nicht vergessen hat. Er hat ihren Glauben von damals ernst genommen. Er ist treu geblieben, treu, als sie ihm untreu war. Nun erkennt sie ihre tiefe Schuld vor Gott.

Sie merkt, dass sie Gottes Nähe gebraucht hätte, aber gleichgültig und stolz ihre eigenen Wege gegangen ist. Das unendlich grosse Geschenk der Vergebung überwältigt die egozentrische und oft rebellische Frau. «Ich merkte plötzlich, dass Jesus mich tatsächlich so liebt, wie es damals die Frau vor dem Salzburger Gericht gesagt hat.

Deshalb starb er am Kreuz! Deshalb ist es ihm nicht egal, wie ich lebe. Deshalb will er mein Leben erneuern.» Die innere Leere weicht einem tiefen Frieden. Renate weiss, von nun an bin ich nicht mehr alleingelassen. Mein Leben wird kein Haschen nach Wind mehr sein. Das Glück wird nicht mehr wie Sand zwischen den Fingern zerrinnen.

Kontinuierlich wächst Renates Gottvertrauen. Sie weiss, dass ihr eigenes Gewissen kein verlässlicher Massstab für ihr Handeln sein kann. «Es ist zu wankend, zu anpasserisch, zu stark vom eigenen Ego dominiert. Orientierung kann uns letztlich nur Gott selber geben. »

Für Renate wird die Bibel immer mehr zu einer verbindlichen Richtschnur und Lebenshilfe. «Sie fordert heraus und tröstet zugleich. Das ist meine Erfahrung. Und Jesus bleibt treu! Er bleibt uns treu, selbst wenn wir ihm untreu sind. Seine Liebe ist konkret.»

«Jesus liebt mich. Ich liebe Jesus.» Für Renate ist Glaube eine Liebesbeziehung. «Das macht das Leben spannend und doch so entspannt. » Sie schaut auf den Ägerisee. Manchmal träumt sie von Griechenland oder von den grossen Meeresschiffen. Aber die grosse Leere von damals möchte sie nie mehr erleben: «Mein Leben war unverbindlich. Gott blieb verbindlich.»

Dieser Artikel wurde uns freundlicherweise von TextLive zur Verfügung gestellt.

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Datum: 29.11.2011
Quelle: Textlive

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