16 Ehrendoktortitel

Gewalt und Hass beantwortete er mit Versöhnung

Während der Bürgerrechtsbewegung entschied sich John Perkins (88) gegen den Weg des Hasses, obwohl er Gründe dafür gehabt hätte. Er erkannte früh die Kraft des Evangeliums, das Weisse und Schwarze zusammenbringen würde. In der Zwischenzeit hat er fünf US-Präsidenten beraten, besitzt in 16 Schulen die Ehrendoktorwürde und verfasste 17 Bücher.
Dr. John Perkins: «Die Antwort auf Sünde und Probleme sei Vergebung.»

Dabei war der Start ins Leben schwierig. Seine Mutter starb, als er sieben Monate alt war. Vater verliess ihn. Als er 17 war, wurde sein Bruder erschossen.

Doch aus Perkins wurde kein hoffnungsloser Fall, sondern ein Pastor und Menschenrechtler. Er wuchs zwar zur Zeit der Rassentrennung auf, «aber ich glaubte nie, dass ich minderwertig wäre». So sei er zu einem Rebellen herangewachsen. Eines der Schlüsselerlebnisse war, als er als Heranwachsender einmal für einen Tag harte Arbeit statt den erwarteten Dollar nur 15 Cent erhalten hatte. «Ich lernte, dass Gerechtigkeit eine Verantwortung ist.»

Er führte Boykott an

1967 schrieb John Perkins seinen Sohn Spencer an der zuvor ausschliesslich weissen Mendenhall High School ein. In diesen Tagen war gerade Martin Luther Kings Rede «I have a Dream» in aller Munde. «King sagte, dass die Kinder eines Tages nicht mehr nach ihrer Hautfarbe, sondern nach ihrem Charakter beurteilt werden. Ich wollte Teil davon sein. Manchmal fühle ich mich schlecht, wenn meine Kinder mir von dem Elend erzählen, das sie durchgemacht haben. Hätten sie es mir damals gesagt, hätte ich sie wohl wieder von der Schule genommen.»

Zwei Jahre später führte John Perkins einen Boykott von weissen Geschäften in Mendenhall im US-Bundesstaat Mississippi an, nachdem ein Schwarzer hinter Gittern verprügelt worden war. John Perkins wurde nach dieser Auflehnung ebenfalls verhaftet. Nach seiner Freilassung wurde er in eine Falle gelockt und geschlagen.

Versöhnung

«Ich hatte in Mississippi und Kalifornien weisse und schwarze Freunde. Diese Männer kamen am Abend und bewachten unser Haus und sagten mir und unserer Familie, ich solle ins Bett gehen. Weisse Ärzte sassen an meinem Bett, bis ich einschlief. Das waren Freunde.»

Die Antwort auf Sünde und Probleme sei Versöhnung. «Gott versöhnte sich durch Jesus Christus mit der Welt. Jesus hat das illustriert. Er hat die Frau, die beim Ehebruch erwischt wurde, nicht verurteilt sondern die Ankläger herausgefordert.»
Lange habe er über eine mögliche Lösung nachgedacht und erkannt. «Wenn ich das Evangelium predigen könnte, würde das Weisse und Schwarze zusammenbringen.»

Der Leitsatz von Henry Ford

Er freundete sich mit einem Bezirks-Sheriff an und besuchte während zwölf Jahren dessen Gefängnis. «Wir entwickelten das Programm 'Inside Out'. Ich besuchte Häftlinge und bereitete sie auf das Leben nach der Entlassung vor. Was Henry Ford als Geschäftsleitsatz entwarf, gilt auch für die Versöhnungsarbeit: 'Zusammenkommen ist der Anfang. Zusammenarbeit ist ein Fortschritt. Zusammenbleiben ist ein Erfolg.' Lasst uns versöhnt sein, aber lasst uns herausfinden, wie wir das in der Gesellschaft leben können.»

Bald gehörte John Perkins zu den führenden evangelischen Stimmen, die aus der Bürgerrechtsbewegung hervorgingen. «Ich hoffe, dass es die Frucht des Geistes widerspiegelt. Eine der Haupttugenden ist es, die Ausdauer zu haben, weiterzumachen.» Das ganze christliche Leben sollte aus der Dankbarkeit herauskommen. Das ist die Idee der Erlösung: «Denn so sehr hat Gott die Welt geliebt...»

Er sei «ein Aussteiger der dritten Klasse und sie verleihen mir nun eine Auszeichnung für lebenslange Dienste in meiner Heimatstadt.» Denn bald erhält Perkins eine weitere Ehrung. «Die Menschen hier wissen, dass ich versucht habe zu vergeben und dass ich Freude und Freundschaft mit den Weissen gefunden habe, indem ich ihnen vergeben habe. Ich kam aus der Bürgerrechtsbewegung. Ich habe das alles überlebt. Das ist ein ziemlich gutes Gefühl.»

Die Essenz des christlichen Lebens

«Vergeben ist die Essenz des christlichen Lebens. Das ist es, wofür Jesus Christus in die Welt gekommen ist. Jesus war ohne Sünde.» Deshalb solle «Vergebung aus unserer Dankbarkeit herauskommen.»

Das ist es, was der 23. Psalm versuche zu sagen, erklärt John Perkins. «David beging eine der abscheulichsten Sünden, die ein Mensch begehen konnte. Schlimmer als David kannst du nicht werden. Gott vergibt uns unsere Sünde. Es ist oft schwer für die Menschen zu vergeben. Wir wollen oft Bestrafung. Was ist das Christentum, wenn es nicht die Vergebung der Sünden ist? Deine Sünden sind vergeben, das ist die gute Nachricht.»

Zum Thema:
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Datum: 11.03.2019
Autor: Mei Ling Starkey / Daniel Gerber
Quelle: Risen Magazine / gekürzte Übersetzung Livenet.ch

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