Letztes Tabu

Einladung zum Reden über den Glauben

Die ZEIT startet gerade eine neue Serie: «Jung und Gott». Und sie lädt darin junge Menschen ein, über das zu sprechen, woran sie glauben oder eben nicht glauben. Ein erster Artikel ist bereits online – und spannend zu lesen.
Teenager

Hannes Schrader (26) ist Redakteur bei ZEIT ONLINE. Und er eröffnet die Serie «Jung und Gott» mit einem sehr persönlichen Text über seine Beziehung zu Gott und die Angst, sich an ihn zu binden: «Wir sind selbstzufrieden, glauben an nichts und beten höchstens einen Avocado-Toast an? Nein. Wir haben nicht mal was gegen Gott. Nur Angst vor der Liebe.»

Man kann doch über alles reden

Provozierend beginnt Schrader seinen Artikel mit der Feststellung, dass man heute wirklich über alles reden kann. Über jede Form der Sexualität, bis hin zum Sex mit Tieren, doch «über die Liebe zu Dir [Gott ist gemeint] spricht niemand». Eigentlich wollte er dem sein persönliches Glaubensbekenntnis entgegensetzen, doch er, der sein Abitur auch im Fach Religion geschrieben hatte und einmal Theologie studieren wollte, ist sich nicht mehr sicher, wie seine Beziehung zu Gott heute aussieht: «Ich vergass dich, wie man alte Freunde vergisst, nicht weil man sie nicht mehr lieb hat, sondern weil man nicht mehr so oft an sie denkt.»

Die Sehnsucht nach Glaube

Doch es reicht Schrader nicht festzustellen, dass er sich von Gott entfernt hat, so wie drei Viertel seiner Generation. Und dass er nie über ihn redet, so wie vier Fünftel der jungen Menschen. Er realisiert: «Wir lieben Dich nicht, weil wir eine Scheissangst vor der Liebe haben. Nicht nur vor der zu Dir, sondern generell. Du bist das erste Opfer. Denn Dich lieben heisst, sich festzulegen, so richtig, volle Kanne. Nicht nur 'Interessiert' zu klicken, sondern hinzugehen. Gott ghostet man nicht, dafür bist Du zu krass. Und davor haben wir Angst.»

Geblieben ist die Sehnsucht nach mehr, nach Zugehörigkeit, Sinn und Leben. Und Schrader schlägt vor, darüber ins Gespräch zu kommen: «Was wir tun können, weiss ich auch nicht. Aber reden ist meistens ein super Anfang. Auch mit denen, die wütend sind auf Dich, mit den Lauten am WG-Küchentisch, mit den Atheisten, den Agnostikern. Mit denen, die Dich Jahwe nennen oder Allah. Übers Glauben, Hoffen, Zweifeln. Übers Leben, Sterben, Lieben. Über Dich und uns.»

Einladung mitzureden

Wer seine eigene Geschichte vom Glauben und Zweifeln, Hoffen oder Verzweifeln erzählen möchte, den lädt die ZEIT ein zum Mitreden. Unter leser-campus@zeit.de können sich junge Menschen an der Diskussion beteiligen. Oder einen Kommentar zum Artikel schreiben, denn der Dialog ist bereits in vollem Gange.

Zu Schraders Artikel

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Datum: 11.08.2017
Autor: Hauke Burgarth
Quelle: Livenet / ZEIT

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