Der Prophet (7)

Elia und der Rebberg

Elia täuschte sich, als er klagte, er sei allein auf weiter Flur. Gott hat ihm bei der Erscheinung am Berg Horeb versichert: Es gibt 7000 Israeliten, die vor den neuen Göttern der Königin nicht in die Knie gegangen sind. Einzelne wagen es, vor König Ahab aufzutreten und ihm Worte von Gott ins Gesicht zu schleudern.
Reben in Israel

Ahab ist in grösster Bedrängnis. Der Herrscher des syrischen Nachbarreichs Ben-Hadad und Verbündete belagern mit einem nie gesehenen Heer seine Hauptstadt Samaria, um sie zu plündern. Ahab soll seinen Schatz, seine Frauen und Söhne hergeben. Für Jahwe sind die Aramäer kein Problem, sagt ihm ein Prophet Gottes, der unvermittelt vor ihn tritt: «Sieh, heute gebe ich sie in deine Hand, und du wirst erkennen, dass ich Jahwe bin!» Ziemlich verzweifelt und sehr verwundert, fragt Ahab zurück, wie das geschehen kann, und bekommt zu hören, dass er gegen die Aramäer ins Feld ziehen soll.

Strategie vom Himmel

Er wagt es über Mittag. Ben-Hadad zecht mit seinen Verbündeten; den Ausfall aus Samaria nimmt er nicht ernst. Verwirrung greift um sich. Statt Ahabs Angreifern den Garaus zu machen, fliehen die Syrer. Ben-Hadad entkommt auf einem Pferd. Ahab macht grosse Beute. Plötzlich steht der Prophet erneut vor ihm: «Geh, fasse Mut, erkenne und sieh, was du zu tun hast, denn zur Jahreswende wird der König von Aram wieder gegen dich heraufziehen.»

Lässiger Sieger

Ein gebranntes Kind, wagt sich Ben-Hadad nicht mehr in die Hügel Samarias, sondern sucht die Entscheidung in der Ebene. Ahab kann nur einen Bruchteil der Soldaten aufbieten, die dem Feind zur Verfügung stehen. Wieder erscheint der Mann Gottes: «So spricht Jahwe Gott: Weil Aram gesagt hat, dass Jahwe ein Gott der Berge ist, aber nicht ein Gott der Ebenen, werde ich diese ganze gewaltige Menge in deine Hand geben, und ihr werdet wissen, dass ich Gott bin.» Tatsächlich werden die Aramäer schwer geschlagen. Ben-Hadad und sein Gefolge flüchten in die nächste Kleinstadt. Die Diener raten ihm, demütigst um Gnade zu flehen.

Ahab ist kein Kämpfer. Statt den Sieg zur nachhaltigen Schwächung des Feindes zu nutzen, verbrüdert er sich mit Ben-Hadad. Er lässt ihn auf seinen Wagen steigen und schliesst einen Vertrag mit ihm. Darauf tritt ein junger Prophet vor Ahab hin: «So spricht Gott: Weil du den Mann aus der Hand gegeben hast, der mir zur Vernichtung geweiht war, haftest du mit deinem Leben für sein Leben, und dein Volk für sein Volk.» Wütend und missmutig kehrt der König heim nach Samaria.

Mörderische Inszenierung

Oft weilt er in Jesreel. Vom neu erbauten Palast überblickt er die fruchtbare Ebene. Nebenan wachsen die Reben Nabots, dessen Familie seit Urzeiten in der Stadt wohnt. Ein idealer Gemüsegarten für mich wäre das, denkt Ahab, lässt Nabot zu sich kommen und bietet ihm einen anderen Rebberg oder den Gegenwert in Silber an. Nabot weigert sich entschieden: Den Erbbesitz der Familie verscherbelt man nicht! Diesem religiös begründeten Nein (jede Familie hat von Jahwe in seinem Land Boden erhalten, als Lebensgrundlage) hat Ahab nichts entgegenzusetzen; frustriert zieht er sich in seine Gemächer zurück. Seiner ausländischen Gemahlin Isebel ist dies unverständlich: Als König kann er sich doch darüber hinwegsetzen! Sie wird ihm den Rebberg verschaffen.

Mit der ihr eigenen Verschlagenheit geht Isebel ans Werk. Sie lässt Nabot in einer feierlichen Versammlung durch gewissenlose Männer verleumden: Er habe Gott und den König verflucht. Der ehrbare Mann wird von der Menge weggezerrt und gesteinigt – genau wie Isebel es angeordnet hat. Sie lässt sich den Erfolg ihrer Inszenierung berichten und geht zu Ahab: «Mach dich auf, nimm den Weinberg Nabots in Besitz, den er dir für Silber nicht hat geben wollen. Er ist tot!»

Das letzte Wort…

Elia ist von Jahwe geschont worden; an seiner Stelle haben andere Propheten Gottes zu Ahab gesprochen. Nun ist er wieder dran: «Geh hinab, Ahab entgegen. Er ist im Weinberg Nabots.» Der König scheint nicht überrascht, dass Elia ihm jetzt in den Weg tritt: «Hast du mich gefunden, mein Feind?»

Der Prophet kommt gleich zur Sache: «Ich habe dich gefunden, weil du dich dazu hergegeben hast, zu tun, was böse ist in den Augen Gottes. Sieh, ich bringe Unheil über dich, und ich werde dich wegfegen, und wer zu Ahab gehört, den werde ich ausrotten, alle Männer, Sklaven und Freie in Israel.» Ahabs Herrscherfamilie wird vernichtet werden wie ihre beiden Vorgänger, kündigt Elia an – «denn du hast Grund zum Zorn gegeben und Israel zur Sünde verführt.» Der Königin Isebel steht ein besonders schändliches Ende bevor: Die Hunde Jesreels werden ihre Leiche fressen.

…und Gott sieht immer noch hin

Die Worte Elias sind zuviel für Ahab. Bestürzt zerreisst der König sein Gewand. Er ist sich bewusst: Seine Gemahlin hat hemmungslos ins staatliche Getriebe eingegriffen und ihn zu unerhörten (Un-)Taten verleitet; oft hat er abgewartet, nachgegeben, zugesehen. Ja, er hat eine Vielfalt von Kulten gefördert, auch den Göttern der amoritischen Ureinwohner Respekt gezollt… Aber ein solch schreckliches Ende, hat er es verdient?

Ahab zieht sich zurück. Er fastet, trägt Tag und Nacht Trauerkleider. Nichts mehr kann ihn aufmuntern. Die Depression des Herrschers bleibt dem Volk nicht verborgen. Gott sagt zu Elia: «Hast du gesehen, dass sich Ahab gedemütigt hat vor mir? Darum werde ich das Unheil nicht schon in seinen Tagen bringen; erst in den Tagen seines Sohns werde ich das Unheil über sein Haus bringen.»

Der Bericht findet sich in der Bibel, im 2. Buch der Könige, Kapitel 20-21.

Lesen Sie die Serie über Elia:
Elia und die Baal-Konjunktur
Elia und die Himmelsdiät
Elia und der Stabchef
Elia und das Feuer vom Himmel
Elia im Total Frust

Elia begegnet Gott

Datum: 05.06.2011
Autor: Peter Schmid
Quelle: Jesus.ch

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