Der Prophet (2)

Elia und die Himmelsdiät

Das Land liegt im Staub. Kein Tropfen Regen- seit Monaten. Elia hat die Dürre König Ahab angekündigt. Nun verfolgt dieser ihn, als hätte er sie verschuldet. Wohin, Elia?
Die Dürre trifft frontal – was ist der Sturmgott Baal wert, wenn er nicht einmal für Regen sorgen kann?

Bei der Dürre geht's um eine Machtprobe der Götter. Seit Isebel im Palast von Samaria das Zepter führt, steht der Gott der Väter, im Schatten von Baal Melkart, dem Gott ihrer Heimatstadt Sidon. Um seiner Queen das entlegene Samaria schmackhaft zu machen, hat Ahab dem Baal einen Tempel errichten lassen. Isebel hat einige hundert Priester aus Sidon geholt, um dem neuen Hauptstadtkult im Land Israel Gewicht zu verleihen (die Leute merken's an höheren Steuern). Die Dürre trifft nun diese Religionspolitik frontal - denn was ist der Sturmgott Baal wert, wenn er nicht einmal für Regen sorgen kann??

Elia und die Baal-Konjunktur

Berater - oder Staatsfeind?

Die Kraftprobe der Götter hat Elia nicht gesucht. Er hat einfach Ahab mitgeteilt, was er von Gott gehört hat. Da die Prophetie eintritt, hätte der Hof in Samaria allen Grund, ihn als Ratgeber beizuziehen. Denn Elia hat erklärt, er werde selbst das Ende der Dürre ansagen. Doch Isebel, auf Baal fixiert, mauert. Nicht ohne Grund hat der Prophet befürchtet, dass er zum Staatsfeind gemacht würde - und der Schmerz darüber verstärkt sein Leiden angesichts der Menschen und Tiere, denen die Dürre die Kraft raubt.

Wunder 1

Ahabs Suchtrupps streifen durchs Land. Elia muss abtauchen. Dorthin verschwinden, wo niemand ihn kennt. Gott weist ihm einen Unterschlupf an, der beim Durchschnitts-Israeliten bloss Kopfschütteln auslösen würde: Der Bach Kerit fliesst durch ein unbewohntes Tal zum Jordan hin (und führt noch Wasser) - da soll er sich versteckt halten. «Aus dem Bach kanns du trinken, und den Raben habe ich geboten, dich dort zu versorgen.»

Raben? Nahrung vom Himmel? Elia gehorcht der Stimme Gottes. Am Bach lebt niemand, kein Weg führt dahin; der Verfolgte braucht die Nahrung von oben. Und tatsächlich: Raben fliegen herbei und bringen Brot und Fleisch am Morgen und am Abend! Gott hält Wort.

Blauer Himmel, von Tag zu Tag, Woche auf Woche. Betend geht Elia auf und ab. Das Elend im Land treibt ihn um. Kommt ein neues Wort Gottes - oder wird nichts geerntet werden können? Nach Monaten versiegt der Bach. Wohin, Elia?

Wunder 2

Als bräuchte Elia noch eine Lektion in Vertrauen, sagt Gott ihm, ins Ausland auszuweichen, in die Stadt Zarefat bei Sidon zu einer Witwe zu gehen. Ins Land Isebels, zu einer Frau, die selbst kaum überlebt? Elia wagt die Reise, kommt nach Zarefat und trifft vor dem Stadttor eine Frau, die Holz fürs Herdfeuer aufliest. Er bittet sie um Wasser und einen Bissen Brot. Sie erkennt in ihm einen Israeliten und antwortet: «So wahr dein Gott lebt: Ich habe nichts vorrätig, ausser einer Handvoll Mehl im Krug und ein wenig Öl im Krug. Ich habe Holz aufgelesen und gehe heim, um mir und meinem Sohn eine Mahlzeit zu bereiten - und dann müssen wir sterben.»

Gott hat Elia auf diese Situation vorbereitet. Er wiederholt seine Aufforderung und fügt an: «So spricht der Gott Israels: Das Mehl im Krug wird ausgehen und der Ölkrug wird nicht leer werden, bis zu dem Tag, an dem Gott dem Erdboden Regen gibt.»

Die Frau nimmt Elia auf - und das Wunder geschieht! Mehl und Öl aus der unsichtbaren Vorratskammer. Die Witwe dankt Elia, dass er mit seinem Gott zu ihr gekommen ist.

Wunder 3

Da wirft eine arge Krankheit den Jungen nieder. Die Mutter läuft und klagt, pflegt und richtet nichts aus. Er wird schwächer, verliert das Bewusstsein. Da bricht es aus der Witwe hervor: «Was habe ich jetzt davon, dass ich dich aufgenommen habe, Gottesmann? Nun sieht er meine Schuld und nimmt mir zur Strafe noch meinen Sohn!» Elia trägt den leblosen Körper ins Dachzimmer hinauf, legt ihn aufs Bett und gibt Gott die Anklage der Mutter weiter: «Mein Gott, hast du auch über diese Witwe, bei der ich zu Gast bin, Unheil beschlossen, dass du ihren Sohn tötest?»

Dann legt er sich dreimal auf den Knaben und betet: «Mein Gott, lass doch das Leben zurückkehren in dieses Kind!» Gott hört Elia und bringt den Knaben ins Leben zurück. Elia nimmt ihn in die Arme und trägt ihn zur Mutter hinunter: «Sieh, dein Sohn lebt.» Auf ihrem verhärmten Gesicht breitet sich Freude aus: «Nun weiss ich, dass du ein Gottesmann bist. Das Wort Gottes in deinem Mund ist wahr.»

Erfolglos, aber zäh

Elia hat sich den Häschern Ahabs entzogen und ist nicht im Kerker gelandet. Doch das Volk seufzt und stöhnt unter der Dürre. Er weiss es und leidet darunter. Die Baalspriester haben sich in Samaria festgesetzt. Obwohl ihr Gott schwächelt und sie den Regen nicht herbeizaubern können, halten sie die Stellung. Isebel hält an ihnen fest. Es wird, es muss zum Kampf kommen. Aber wie? Kann Elia allein gegen Hunderte antreten?

Der Bericht von Elia am Bach Kerit und in Zarefat findet sich in der Bibel, 1. Buch der Könige, Kapitel 17.

Fortsetzung folgt.

Lesen Sie den ersten Teil der Elia-Serie:
Elia und die Baal-Konjunktur

Datum: 31.05.2011
Autor: Peter Schmid
Quelle: Jesus.ch

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