Weihnachten – trotzdem!

Für zahlreiche Menschen ist Weihnachten eine seelische Belastung: Wie kann man das Fest des Friedens und der Freude feiern, wenn einem alles anders als friedlich und fröhlich zu Mute ist? Aber: Gibt es nicht auch andere Möglichkeiten, Weihnachten zu begehen? Einige Anregungen:
Mann und Frau für Weihnachten trotzdem
Tipp 1 W2005
Tipp 2 W2005
Tipp 4 W2005
Der Autor: Pfr. Reinhard H. Egg, Dipl. Psychologe

Die Geburt des Jesuskindes vor rund 2000 Jahren fand in einem friedlosen politischen und gesellschaftlichen Umfeld statt. Darüber sind sich Historiker und Theologen einig (vgl. den Artikel Weihnachten - aber warum denn friedlich? )

Wie feiern nach einem Streit?

So viele Menschen leben heute in ähnlich belastenden Situationen wie damals. Sind es in unserem Land nicht die politischen Verhältnisse, die unser Leben beeinträchtigen, so sind es Streit, finanzielle Not, Schuld oder Ängste aller Art.

Wie kann man mit Familienangehörigen zusammen ein Fest feiern, mit denen man das ganze Jahr über in Streit oder auch nur in Sprachlosigkeit lebt? Wie kann über Schuld und ungelöste Konflikte hinweg gesehen werden, nur weil eine gesellschaftliche Konvention es verlangt, dass man am so genannten Heiligen Abend „lieb“ zueinander und fröhlich sei?

An Weihnachten kommt man in unserer Gesellschaft nicht vorbei…

…es sei denn, man reise weit weg in andere Erdteile. Andere Menschen verbringen den Abend des 24. Dezembers allein (weil ja auch die meisten Restaurants geschlossen sind).

Aber anstatt vor Weihnachten zu fliehen oder Weinachten einfach zu unterdrücken, gibt es auch andere Wege, diesen Abend sinnvoll zu gestalten. Und damit ist man möglicherweise näher an der ursprünglichen Weihnacht, als wenn man ein fröhliches Fest feiert. Hier einige Anregungen:

Tipp 1: Bleiben Sie nicht allein

Auch wenn Sie sich das Alleinsein gewöhnt sind: Die Gefahr ist gross, dass Sie an Weihnachten mehr als sonst trüben Gedanken nachhängen. Wie wär’s, wenn Sie einen oder auch mehrere Menschen aus Ihrem Freundes- oder Bekanntenkreis, die wie Sie allein stehend sind, zu einem einfachen gemeinsamen „Hirten-Nachtessen“ zu sich einladen würden? (Weshalb einfach? Auch die Hirten haben in jener Nacht sicher nichts anderes gegessen, als in der Nacht zuvor und in der folgenden Nacht).

Tipp 2: Nicht Friede, aber Waffenstillstand

Streit und Konflikte können nicht einfach vergessen werden, nur weil der Kalender den 24. Dezember anzeigt. Aber dass ein zeitlich begrenzter Waffenstillstand vereinbar ist, haben uns nicht nur die beiden Weltkriege gezeigt.

Für das Gelingen wichtig ist die klare Vereinbarung, die von allen Beteiligten (gleichberechtigt!) mindestens einen Tag im Voraus getroffen wird. Sie soll folgende Punkte enthalten, die auch schriftlich festgehalten werden können:
1. Beteiligte
2. Dauer
3. Verpflichtung zum respektvollen Umgang miteinander.
4. Aufzählung der Themen, die während der Vereinbarungsdauer nicht erwähnt werden dürfen.
5. Programm während der Vereinbarungsdauer.
6. Warnsignal, d.h. ein Zeichen, das jede/jeder Beteiligte benutzen kann, wenn sie/er den Eindruck hat, ein Punkt der Vereinbarung werde nicht eingehalten (z.B. eine Glocke oder eine gelbe Karte)

Auf diese Weise kann man doch gemeinsam den Abend verbringen und kommt sich vielleicht sogar etwas näher.

Tipp 3: Ein Weihnachtsbaum ist kein Muss

Ursprünglich war der mit Lichtern geschmückte Nadelbaum ein heidnisches Symbol, mit welchem im Norden Europas die nach der Sonnwende wiederkehrende Sonne begrüsst wurde. In der Schweiz hielt der Weihnachtsbaum erst in der Mitte des 18. Jahrhunderts Einzug.

In vielen Menschen weckt der Weihnachtsbaum Erinnerungen an frühere Weihnachtsfeiern. Wenn Ihnen diese Erinnerungen schwer fallen, verzichten Sie ruhig auf den Baum. Falls Sie Ihre Wohnung dennoch schmücken möchten, lassen Sie Ihrer Phantasie freien Lauf.

Tipp 4: Auch Geschenke müssen nicht sein

Auch das Schenken an Weihnachten ist kein sehr alter Brauch – und der ausufernde Geschenkrummel unserer Zeit schon gar nicht. In der Bibel lesen wir zwar, dass die Weisen aus dem Morgenland dem neugeborenen Jesus Geschenke mitgebracht haben. Aber bei diesen Gaben stand nicht ihr Wert im Vordergrund, sondern das, was die Geschenke aussagten: Gold als Symbol für alles Reiche, Frohe, Glückliche, Weihrauch als Symbol des Aufsteigens zu Gott, des Gebetes, des Vertrauens und Myrrhe als Symbol der Trauer und des Schmerzes, der Angst und Verzweiflung. Und die ersten Besucher, die Hirten, brachten sicher nichts an Geschenken, arm wie sie waren.

Können wir nicht auch einmal den Hirten gleich sein, anstatt immer den schenkenden Weisen (die erst in der späteren Tradition zu Königen gemacht wurden) gleichen zu wollen? Und wenn schon Geschenke, weshalb dann nicht eben symbolische Geschenke? Also beispielsweise eine besondere Geschichte zum Vorlesen am Abend, etwas zum Dessert, eine schöne Postkarte oder eine Ihrer CDs (die Sie dann wieder mitnehmen) mit einem Musikstück, das Ihrer Meinung nach zum Abend passt.

Tipp 5: Schenken Sie sich selbst!

Haben Sie sich schon überlegt, wie kostbar jene Zeit ist, die Sie selbst schenken? Vielleicht ist das Alters- und Pflegeheim in Ihrer Nähe, die Asylantenunterkunft oder das Heim für Behinderte dankbar für Ihre Zeit, die sie am 24. Dezember dort den Menschen schenken. Fragen Sie doch einfach telefonisch bei der Leitung des Heims oder der Institution nach.

So wird Weihnachten gehaltvoll

Wer Weihnachten von anderen Menschen abhängig macht, muss damit rechnen, dass sie/er enttäuscht wird. Wer vor Weihnachten flieht, muss damit rechnen, dass er – selbst in fernen Ländern – davon eingeholt wird.

Wer sich aber der Herausforderung von Weihnachten stellt und aktiv einen Abend gestaltet, der für sie/ihn „stimmt“, darf damit rechnen, dass sie/er sich für das öffnet, was Gott uns mit der Geburt Jesu schenken will: Frieden der Seele.

Mehr zum Thema:
Weihnacht feiern, Ehe feiern – Wie geht das?

Weiterer Artikel von Reinhard Egg: Weihnachten – aber warum denn friedlich?

Datum: 12.12.2005
Quelle: Jesus.ch

Verwandte News
Werbung
Werbung
Livenet Service