Weihnachtsbräuche in Europa

Kamin
Schweden
Weihnachtsbaum
Weihnachtsmann
Trax

Weihnachten wird in Europa mit der Familie gefeiert. Der Santa Klaus, feines Essen, festliche Tafeln, der Weihnachtsbaum, Geschenke, Ansprachen und Lieder - gar Ausgelassenheit gehören dazu. Aber auch der Kirchgang zur Mitternachtsmesse ist Teil der Tradition.

England: Truthahn, Plumpudding, Mistelzweige und Papphütchen

Die Engländer feiern ihr Christmas am 25.12. In England werden traditionsgemäss am Weihnachtsabend die Strümpfe an den Kamin gehängt. Denn Santa Claus prescht mit seinem Rentierschlitten über die Dächer und wirft Geschenke in der Nacht vom 24. Auf den 25. Dezember durch den Kamin. Auch der Weihnachtsbaum gehört seit Mitte des letzten Jahrhunderts in jede englische Weihnachtsstube. Der deutschstämmige Prinz Albert brachte als Ehemann von Königin Victoria diese Tradition nach England.
Ein liebenswerter englischer Brauch ist das Dekorieren der Zimmer mit dem immergrünem Ilex und Mistelzweigen, unter denen bei jeder Begegnung geküsst werden darf. Zum traditionellen Weihnachtsessen am 25. Dezember gehören für die Briten der mit Brot und Hackgemisch oder sauren Äpfeln und Backpflaumen gefüllte Truthahn, Plumpudding und Eierpunsch. Beim Schmausen lieben es die sonst so steifen Engländer etwas ausgeflippt: Sie tragen Papphütchen und lassen Knallbonbons platzen. Gegen 15 Uhr versammelt sich die Familie dann vor dem Fernseher, um der 10-minütigen Ansprache der Queen ans Commonwealth zu lauschen.

SCHWEDEN : Glögg ,Smörgåsbord, Comics und Weihnachtsbaum

Weihnachten auf schwedisch heisst Jul. Ein Höhepunkt der vorweihnachtlichen Julzeit ist der 13. Dezember, das Fest der heiligen Luzia. Dieses soll Helligkeit in die dunklen Tage des Jahres zu bringen.

Der Luciatag (13.Dezember)

Ursprünglich war es das Fest der Heiligen Lucie, aus Syracus in Italien. St. Lucia und ihre Begleiter kommen normalerweise schon vor Sonnenaufgang. Nach dem Gesang serviert die Lucia traditionell ein Frühstück mit Glögg, safrangewürzten Lucia-Brötchen und Pfefferkuchen. In der Familie erscheint die älteste Tochter als Luziabraut in einem weissen Kleid und einem Kranz aus Preiselbeerzweigen und brennenden Kerzen auf dem Kopf. Die "Lussibrud" weckt die Familie und serviert das Frühstück ans Bett. In den letzten 50 Jahren wurde das Luciafest immer wichtiger und zu einem Vorweihnachtsspiel. Am 13. Dezember gibt es heutzutage zahllose Feiern und Aktivitäten in ganz Schweden. Zu den von Santa Lucia angeführten Prozessionen gehören weissgekleidete Mädchen mit Lametta im Haar und weissgekleidete Jungen mit einem sternenverzierten Hut dazu. Es gibt eine offfizielle Parade in Stockholm, aber auch in Schulen, Firmen und Lokalen werden entsprechende Feiern abgehalten. Schwedens offizielle Lucia wird in einem Schönheitswettbewerb ausgesucht und die Gewinnerin im Freilichtmuseum Skansen gekrönt.

Weihnachtsstimmung mit Lametta und Siegelwachs

Der Weihnachtsbaum ist das zentrale Stück in den schwedischen Häusern. Diese Tradition, die ursprünglich aus Deutschland kommt, wurde im 19.Jahrhundert ein fester Bestandteil der schwedischen Weihnachtsfeiern. Der Baum wird mit Lametta und jeden erdenklichen Sachen geschmückt. Er wird mit einem Stern an der Spitze gekrönt. Die Geschenke werden schön verpackt, mit Siegelwachs und dem persönlichen Siegel versehen und unter dem Baum gesammelt, um am Heiligen Abend geöffnet zu werden.

Das Weihnachtsfest

Weihnachten ist in Schweden der wichtigste und längste Feiertag. Anders als in vielen anderen Ländern ist der Heilige Abend hier der Hauptfeiertag. Der erste und der zweite Weihnachtstag nehmen nur untergeordnete Ränge ein. Weihnachten wird in ganz Schweden sehr traditionell gefeiert. So kann man in fast jedem Fenster die Adventskerzen und den typischen Adventsstern durch die Dunkelheit leuchten sehen.

Am Morgen des Heiligabend besuchen die Schweden meist ihre Verwandten und Freunde. Um 15.00 Uhr sitzen alle vor dem Fernseher: Es ist Zeit für Weihnachten mit Donald Duck, eine Stunde mit den Disney-comics. Als Pläne der Fernsehanstalt bekannt wurden, die Comics vorzuziehen, führte dies zu lauten Beschwerden der Zuschauer. So gehört Donald Duck jetzt seit 25 Jahren zum schwedischen Weihnachten. Erst wenn die Folge mit den Trickfiguren vorbei ist, beginnt die schwedische Familie ihre eigenen Festlichkeiten, man tanzt um den Baum und packt die Geschenke aus. Häufig klopft auch der Weihnachtsmann an die Türen der Familien. Mit einem roten Umhang, einer Mütze und einem wehenden Bart verkleidet, verteilt er die Geschenke. Der einstige Weihnachtsmann war eine Art Zwerg, der die Aufgabe hatte, die Familien zu bewachen und zu schützen. Um den Weihnachtsmann und die Wichtel zufrieden zu stellen, stellt man am besten eine Schüssel mit Brei vor die Tür. Zum "Julfest" gehören aber auch Julgeiss und Julbock . Der Höhepunkt im schwedischen Weihnachten ist das altehrwürdige Smörgåsbord. Bei dem auch die "Julkorv", eine besondere Bratwurst, serviert wird. Sie hat so grosse Bedeutung, dass sich auch die Königin Silvia und ihre Familie selbst an den Herd stellen.

FINNLAND: Weihnachtsbasare, Sauna, Turku und Besuch der Gräber

Weihnachten hat für Nordeuropäer eine grosse Bedeutung. Nach dem langen, dunklen und oft sehr feuchten Herbst kommt mit Weihnachten der Wendepunkt des Jahres, wenn das Licht allmählich wieder Oberhand über die Finsternis zu gewinnen beginnt. Dann ist es Zeit zu feiern. In Finnland geht dem eigentlichen Weihnachtsfest eine längere Zeit fröhlicher und betriebsamer Vorbereitungen voraus. Für die Kirche beginnt Weihnachten am ersten Adventssonntag, aber lange davor, oft schon im Oktober macht sich in zahllosen Verbänden und Vereinen Weihnachtsstimmung breit. An erster Stelle stehen hier im Allgemeinen die Frauenorganisationen, die ihre Weihnachtsbasare vorbereiten.

Während der Herbstzeit kommen die Mitglieder in alter finnischer Tradition zusammen, meist um verschiedene Weihnachtsdekorationen anzufertigen. Diese abendlichen Zusammenkünfte nehmen dann mehr und mehr den Charakter von ersten Weihnachtsfeiern an, die liebevoll "Pikkujoulu" genannt werden. Das bedeutet "Kleine Weihnachten" und kommt daher, dass bei ihnen immer irgendein Weihnachtsprogramm, weihnachtliche Musik oder Ansprachen und besondere, zur Festsaison gehörende Speisen geboten werden. Das Feiern von "Pikkujoulu" gehört seit den zwanziger Jahren zu den finnischen Traditionen. Auch kleinste Firmen veranstalten heutzutage für ihr Personal eine solche "Kleinweihnachtsfeier", jeder Verein, jede Organisation gibt eine Party. Selbst Stadträte können dann ihre politischen Meinungsverschiedenheiten für einen fröhlichen Abend vergessen und ihre Kräfte vereinen, um zur Unterhaltung ihrer Mitarbeiter ein Wintermärchen, ein Schauspiel oder einen Sketch aufzuführen.

Am ersten Adventssonntag ertönen zum offiziellen Einläuten der Weihnachtssaison aus den Kirchen die Klänge von Voglers "Hosianna". Die Leute strömen herbei, um ihnen zu lauschen. An allen Ecken und Enden des Landes finden am Abend Adventskonzerte statt.

Zu dieser Zeit kommen auch die Weihnachtslichter in Geschäfte und Büros. Die Zentren der Städte sind voller Licht. In Pietarsaari, einer Stadt an der Westküste Finnlands wird bereits seit 1840 alljährlich die Strasse Storgatan in eine Weihnachtsallee verwandelt.

Lucia-Tag

Einem in den frühen zwanziger Jahren des 19. Jahrhunderts aus Schweden kommenden Brauch folgend, feiern die schwedischsprachigen Schulen und Familien am 13. Dezember den Lucia-Tag. Der Lucia-Tag fiel früher auf den kürzesten Tag des Jahres, was gut erklärt, weshalb Lucia, die Königin des Lichtes, sich im Norden grosser Beliebtheit erfreut. Die finnische Lucia wird unter zehn jungen Mädchen durch öffentliche Abstimmung ausgewählt. Diese Wahl ist mit einer Wohltätigkeitsaktion verbunden, deren Erlös der Gesundheitsorganisation Folkhälsan zugute kommt, die auf diese Weise schon zahlreiche Programme der Gesundheitsfürsorge durchführen konnte.

Der Weihnachtsbaum und die Sauna am Heiligen Abend

Nun kommt auch der Adventsschmuck in die Häuser. Die Kinder hängen ihre Adventskalender auf, man zählt die Tage bis Weihnachten mit Hilfe von Adventskerzen. Die erste Kerze wird am ersten Sonntag angezündet, an den folgenden Sonntagen kommt jeweils eine Kerze hinzu, bis dann am vierten Sonntag alle vier Kerzen in einer schrägen Reihe erstrahlen. Dieser ursprünglich aus Schweden und Deutschland kommende Brauch fand um 1930 Einzug in Finnland. Es ist auch Zeit, Weihnachtskarten zu schicken, Weihnachtsdekorationen zu basteln oder zu kaufen und das Weihnachtsgebäck zu backen.

Am letzten Sonntag vor Weihnachten ist der Augenblick gekommen, einen Weihnachtsbaum zu suchen, der dann einen Tag vor Heiligabend ins Haus gebracht, dekorativ aufgestellt und geschmückt wird. Finnen hängen gern Ketten mit Landesflaggen an ihren Weihnachtsbaum, die an die Freundschaft unter den Völkern erinnern sollen. Eine weiterer typischer Weihnachtsschmuck ist ein aus Stroh gefertigtes geometrisches Mobile, "Himmeli" genannt. Und fast jeder hängt an einem Baum auf dem Hof ein oder auch mehrere Haferbüschel für die Vögel auf. Die Lichter am Weihnachtsbaum werden am Tag vor Heiligabend zum ersten Mal angezündet.

Wie eh und je gehört der Saunagang zum finnischen Weihnachtsfest und jeder, der am Heiligen Abend durch Finnland fährt, kann aus nahezu jedem Saunahäuschen Rauch aufsteigen sehen.

Heiligabend

Anders als in vielen Ländern liegt der Höhepunkt des Weihnachtsfestes in Finnland am Abend des 24. Dezember, wenn die Familien zusammenkommen. Auch die längst erwachsenen und nicht mehr zu Hause wohnenden Kinder versuchen, die Feiertage mit ihren Eltern zu verbringen. Der 24. Dezember ist teilweise ein Arbeitstag, wobei die Geschäfte bis Mittag geöffnet sind. So kann man noch in letzter Minute einige Geschenke und Leckerbissen für die Weihnachtstafel kaufen.

Turku: Verkündung des Weihnachtsfriedens

Pünktlich um 12 Uhr mittags wird in Turku, der früheren Hauptstadt Finnlands, der "Weihnachtsfrieden" verkündet und eine aus dem Mittelalter stammende Ermahnungs- und Grußbotschaft verlesen. Die meisten Finnen hören der feierlichen Zeremonie in einer Radioübertragung zu oder sehen sie im Fernsehen. Diese Eröffnung des Festes wird heutzutage in vielen Familien mit dem ersten Teil des Weihnachtsessens verbunden.

Bei Einbruch der Dunkelheit begeben sich die Familien zum Friedhof, wo oftmals gegen 17 Uhr ein Gottesdienst abgehalten wird. Man bringt Kerzen auf die Gräber von verstorbenen Angehörigen, manchmal auch einen Kranz oder einen kleinen Tannenzweig. Ein finnischer Friedhof bietet am Heiligen Abend ein überwältigender Anblick! Tausende durch den Schnee schimmernde Kerzen setzen sich zu einem Bild zusammen, das kein ausländischer Besucher wieder vergessen wird.

Schon auf dem Rückweg nach Hause steigt die Spannung, weil jetzt ein ganz anderer Aspekt von Weihnachten auf die Familien wartet: die Ankunft des Weihnachtsmannes. Der finnische Weihnachtsmann entspricht recht gut dem Knecht Ruprecht, er kommt - anders als in den meisten anderen Ländern - am Heiligen Abend höchstpersönlich in die Häuser. Meist schlüpft der Familienvater in die Rolle des Weihnachtsmannes oder ein Nachbar oder Verwandter. Auch die Kinder verkleiden sich mit roten Strumpfhosen, einer langen roten Zipfelmütze und einem grauen, rot verzierten Baumwollkleid als "kleine Helfer" des Weihnachtsmannes. Beim Eintreten ins Haus fragt der Weihnachtsmann immer die gleiche Frage: "Gibt es brave Kinder hier?" und die Antwort ist immer ein überzeugendes "Ja". Der Weihnachtsmann bringt gewöhnlich einen großen Korb mit allen Geschenken, die Kinder singen für ihn oder tanzen sogar einen Ringelreigen mit ihm. Dann erzählt der Weihnachtsmann den Kindern, wie weit sein Weg von Lappland war.

Das Santa Claus Postamt

Dort lebt er weit, weit weg von den Städten am Korvatunturi, einem Berg in Ostlappland. Im Jahr 1927 hat der Finnische Rundfunk Korva als Heim für den Weihnachtsmann gefunden und seither hat der "Joulupukki" dort seinen Hauptsitz. Korva heisst übrigens Ohr, weil der Berg als riesiges Ohr geformt ist, damit Santa die Wünsche in aller Welt hören kann, die an ihn ergehen. Santa Klaus ist anders als sein historisches Vorbild verheiratet und seine Gattin ist zusammen mit den Elfen das ganze Jahr über beschäftigt, all die herrlichen Geschenke anzufertigen.

Es ist ein wirkliches Postamt in Finnland, das für sich in Anspruch nimmt, das einzige Santa-Claus-Postamt der Welt zu sein. Was stimmen könnte, denn die österreichische Tradition richtet sich an das Christkind und auch die Santa Claus Nebenpostämter in Japan, Singapur und Estland sollten dem keinen Abbruch tun.
Wer rechtzeitig (sprich bis 3. Dezember) an Santa schreibt (und 5 Internat. Antwortscheine beilegt), kann damit ein Antwortschreiben samt kleinem Geschenk ordern.

Der Weihnachtsmann

Der Weihnachtsmann kann es sich nicht leisten, lange bei einer Familie zu bleiben. Sobald die Kinder und Erwachsenen ihr letztes Lied für ihn gesungen haben, nimmt er seinen Stock und stapft in seinen Fellstiefeln und seinem Pelzmantel davon. Seine kleinen Helfer bleiben zurück, um die Geschenke zu verteilen. Die ersten Überlieferungen von Weihnachtsgeschenken in finnischen Familien stammen aus dem frühen 19. Jahrhundert. Damals schenkte man zumeist selbst gefertigte Gaben: Kleidung oder etwas Leckeres zu essen. In den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts verbreitete sich das Schenken von gekauften Präsenten im ganzem Land, während seit einigen Jahren wieder ein Trend zu selbst gefertigten Aufmerksamkeiten zu erkennen ist.
Erst nachdem dieser wichtigste Programmteil vorüber ist, wird das eigentliche Weihnachtsmahl aufgetragen. Jetzt ist der Tisch voll mit dem Besten aus Mutters Küche.

Der Weihnachtstag

Der 25. Dezember, in vielen anderen Ländern Höhepunkt des Weihnachtsfests, gestaltet sich in Finnland nahezu als Antiklimax. Schon immer war er ein Tag der Andacht, an dem lediglich der Kirchenbesuch auf dem Programm stand. Auch heute noch sind die Kirchen am Morgen des ersten Feiertags gut gefüllt, ungeachtet des vielerorts frühen Beginns um 6 Uhr. Viele Leute ziehen es jedoch vor, den Gottesdienst zu Hause am Fernsehen zu verfolgen. Generell verbringt man heute den ersten Weihnachtstag mit der Familie und Freunden.

Den 26. Dezember nennt man in Finnland Tapaninpäivä, Tag des Heiligen Stephan. Auch er ist ein Feiertag und wurde früher für Schlittenfahrten genutzt. Heutzutage, da es weniger Pferde gibt, die man vor Schlitten spannen könnte, trifft man sich zu fröhlichen Partys zu Hause oder zum "Tapani"-Tanz in Restaurants.

Datum: 24.12.2002
Autor: Antoinette Lüchinger
Quelle: Jesus.ch

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