Schwarze Zulu-Engel im Baobab-Baum

Boabab-Baum

Bei Temperaturen von über 30 Grad ist nicht nur die Wachskerze vom Schmelzen bedroht, sondern auch der Kunstschnee kaum noch glaubwürdig. Deshalb wird Weihnachten am Kap nun zunehmend afrikanischer. Anstelle der Blautanne liegt dort der heimische Baobab- oder Affenbrotbaum voll im Trend.

Afrikanischer Weihnachtsschmuck

Südafrika macht Schluss mit blonden Rausche- Engeln, Plastik-Tannenbäumen und anderem europäisch inspirierten Weihnachtsschmuck. Dafür erobert das dickstämmige Wahrzeichen der Savanne, das Wurzelholz des Guave-Baumes, zunehmend südafrikanische Wohnstuben. In Durban ist er selbst in Lakritz-Ausführung zu haben - für die, die ihren Christbaum nicht nur sprichwörtlich zum Fressen gerne haben.
Die Afrikanisierung des Weihnachtsbaumes macht jedoch auch vor der Dekoration nicht halt. Landesweit ist der Zulu-Engel auf dem Vormarsch - ein stilisiertes Püppchen mit schwarzem Antlitz und Haar, über dessen Kopf ein goldgelber Heiligenschein prangt. Aus Draht geformte Glocken, Kugeln, Sterne oder Tannenbäume runden das Angebot ab, das in der farbenfrohen Glasperlenkunst der Ndebele daher kommt. In mühevoller Handarbeit werden die Plastikkugeln dabei zu immer neuen faszinierenden Mustern aufgereiht - eine Arbeit, die Zeit und viel Geduld erfordert.

Wurzeln der Neuinspiration

Die afrikanische Neu-Interpretation des Weihnachtsschmucks hat ihre Wurzeln in einem Arbeitsbeschaffungsprogramm, das vor drei Jahren in der Provinz KwaZulu Natal als "Christmas Africa-Project" begann. Im Armenhaus des Landes sollten dringend benötigte Arbeitsplätze geschaffen und dabei zugleich aus der afrikanischen Tradition Inspiration geschöpft werden. Seitdem sind mehrere hundert Zulu-Frauen auf dem Lande damit beschäftigt, kunstvolle Dekorationen für das Weihnachtsfest zu fertigen. Der Erfolg hat sich längst verselbständigt. Von Johannesburgs grösstem Flohmarkt in Rosebank bis zum Souvenirladen an den Victoria-Fällen in Sambia oder Simbabwe reicht der Siegeszug von Zulu-Engel und Baobab-Baum.

KWANZAA: Das Fest der Ersten Feldfrüchte - statt Weihnachten

Das Fest beginnt am 26. Dezember und dauert sieben Tage bis zum 1. Januar. Es ist eigentlich falsch, Kwanzaa hier einzureihen, denn dieses Fest der Afrikaner hat mit Weihnachten nichts zu tun und ist auch nicht religiös zu sehen. Der Name Kwanzaa ist eine Ableitung aus matunda ya kwanza (Swahili) und bedeutet: Erste Früchte. Feste zur Feier der ersten Feldfrüchte haben sehr lange Tradition und wurden seit Jahrtausenden in allen Kulturen Afrikas von Ägypten bis zum Süden gefeiert. Neu begründet wurde das Fest Kwanzaa 1966 in den USA im Sinne der back to the Roots-Gedanken.
Der Zeitraum 26. Dezember bis 1. Jänner, zu dem Kwanzza begangen wird, passt zum Anlass der Ersten Früchte (auf der südlichen Halbkugel) - es ist aber vermutlich nicht ohne Absicht, dass es in eine Zeit fällt, in der praktisch alle Völker und Religionen der Erde in irgendeiner Form ebenfalls grosse Feste feiern.
Bei dem Feiertag dreht es sich um die "Nguzo Saba", die sieben Grundsätze der schwarzen Kultur: Einheit, Selbstbestimmung, Gemeinschaftsarbeit und Verantwortung, Wirtschaftsbündnisse, Zweckgebundenheit, Kreativität und Glauben. Jeder Tag des Kwanzaa Festes ist einem der sieben Grundsätze gewidmet. Am Abend entzünden die Familienmitglieder eine der sieben Kerzen des "Kinara" (besonderer Kerzenhalter) und diskutieren den Grundsatz des jeweiligen Tages. Die Familienmitglieder tauschen ihre Geschenke aus, die nicht selten hausgemacht sind. Zum Ende des Festes versammelt sich die Glaubens- bzw. Kulturgemeinschaft zum Fest "Karamu".

Typische Karamu Elemente sind das traditionelle afrikanische Essen, Feierlichkeiten zur Ehrung der Vorfahren, Bewertungen des vergangen Jahres und verbindliche Versprechen für das neue Jahr sowie Aufführungen, Musik und Tanz.

Andere Völker - andere Kulturen

Die Dunkelheit vor dem Fest Chanukah oder Hanukah

Chanukah (oder Hanukah/Hanukkah) als das jüdische Weihnachten zu bezeichnen, wäre das Verkehrteste und vermutlich auch Beleidigendste, was dem Fest angetan werden könnte. Chanukah wird hier angeführt, weil es sich in die zahlreichen Feste einreiht, die rund um die Wintersonnenwende gefeiert werden. Dem Zeitpunkt, den offenbar keine Kultur, keine Religion ohne entsprechende Feierlichkeiten vorüberziehen lässt. Im Jahr 2002 , das heisst 5763 nach jüdischer Zeitrechnung. fällt Chanukah wie meistens vor die Wintersonnenwende.

Das Fest der Lichter

Das Jüdische Fest der Lichter begann heuer am 30. November und dauerte bis zum 7. Dezember. Der Jüdische Kalender fixiert den Beginn von Chanukah auf den 25. Tag des Monats Kislev und das Ende mit dem 2. Tag des Monats Teweth. Da die jüdische Zeitrechnung an den Mondphasen orientiert, schwankt der Zeitraum, in den Chanukah nach dem Gregorianischen Kalender fallen kann, zwischen 2. Novemberhälfte bis 2. Dezemberhälfte. Entscheidend für die Zelebration des Festes der Lichter ist, dass es in eine Periode relativer Dunkelheit fällt mit kurzen Tagen und langen Nächten. Chanukah ist vor allem eine (mahnende) Erinnerung daran, was unerschütterlicher Glaube bewirken kann.

Nach jüdischer Überlieferung...

Nach jüdischer Überlieferung wird zu Chanukah ein Wunder gefeiert, dem hoher Symbolwert zukommt. Judah hatte den Tempel von Jerusalem wieder dem jüdischen Glauben zugeführt und als erstes das Heilige Licht entzündet. Unglücklicherweise stand dafür nur Öl für einen einzigen Tage zur Verfügung. Doch ein Wunder geschah und das Licht leuchtete 8 Tage lang. Das Fest dauert deshalb acht Tage als Symbol für das Durchhalten im Glauben und niemals die Hoffnung aufgeben. Zur Erinnerung wird der Chanuka Menorah mit 9 Kerzen ausgestattet - für jeden der acht Tage eine Kerze, die Neunte (in der Mitte) dient zum Entzünden der anderen.
Die Kerzen werden von rechts nach links auf die Menorah gesteckt, entzündet werden sie von links nach rechts.

Da die Juden auf der ganzen Welt leben in Europa, Amerika, Afrika, Australien und Asien werden in allen Kontinenten während dieser Zeit die Kerzen der Chanuka Menorah entzündet und nicht Weihnachtskerzen.


Quelle: Durch die weite Welt, Franckh'sch Verlagshandlung, 1932, von Rado Jadu

Datum: 21.12.2002
Autor: Antoinette Lüchinger
Quelle: Jesus.ch

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