Kommentar eines Pfarrers

Was ist der Kern von Weihnachten?

Weihnachten wird landauf, landab gefeiert. Alle Kommerzialisierung lässt aber häufig den eigentlichen Kern des Weihnachtsfestes zunehmend in Vergessenheit geraten, teils ist dieser nicht einmal bekannt, wie diverse Umfragen zeigen. Ein Kommentar des pensionierten landeskirchlichen Pfarrers Hansjürg Stückelberger.
Weihnachtsbaum

Das Weihnachtgeschäft beginnt immer früher, die Weihnachtswerbung wird immer aggressiver, die Dekorationen immer aufwendiger, die Geschenke immer teurer und die Weihnachtsgenüsse immer raffinierter. Doch wo ist die grosse Freude?

Das Christkind vergessen

Neben den Lichtern in den Verkaufsetagen gibt es eine andere Wirklichkeit. In diesen Tagen stürzen viele in ein finsteres Loch. Sie haben versagt oder meinen, sie seien Versager. Auch wenn es die anderen nicht merken: In ihrem Inneren sind sie von ihrer Unfähigkeit überzeugt. Andere leiden Qualen durch unerklärliche Ängste. Wieder andere reiten auf einer Welle des Erfolges. Doch statt des erhofften unbändigen Jubels über den Triumph wird die Leere in ihrem Herzen immer unerträglicher.

Mir kommt da die Geschichte einer grösseren Weihnachtsfeier in den Sinn. Es war kalt und als die Garderobe voll war, legten die Gäste ihre Mäntel auf einem Sofa ab. Unter ihnen war eine junge Frau. Sie wurde plötzlich kreidebleich und rannte zu dem Sofa. Wild riss sie alle Mäntel weg, denn sie hatte dort auch ihr Kind abgelegt. Es war tot, unter den Mänteln erstickt. Man feierte Weihnachten ganz gross und vergass das Kind.

Bei Gott ist echte Freude zu finden

Weihnachten ist ein Geheimnis. Dass in dem Kind von Bethlehem Gott selber uns besucht, erschliesst sich nur dem, der bereit ist, vor dem Wunder Gottes auf die Knie zu gehen und sich für eine Realität zu öffnen, welche mit normalen irdischen Realitäten nichts zu tun hat. Denn da öffnet sich die Welt Gottes für uns. Wenn wir zu dieser Begegnung bereit sind, beginnt Gott in uns zu wirken, und unser Herz empfindet Freude. Unsere Lebensverhältnisse verändern sich zunächst überhaupt nicht. Es gibt keinen äusseren Anlass für diese Freude. Und dennoch ist sie da und überstrahlt alles. Gott selber ist die Freude. Daher wird das Kind von Bethlehem auch «Immanuel» genannt: «Gott mit uns».

Dieses Weihnachtswunder eröffnet sich den Hirten. Sie gehören zu den Randständigen der Gesellschaft, die nachts Wache halten, um ihre Herde vor Löwen und Räubern zu schützen. Denn die grosse Welt interessiert sich nicht für sie. Und da sind die Weisen aus dem Morgenland. Auch sie entdecken das Geheimnis der grossen Freude. Sie sind hoch angesehen und gut betucht, Astrologen, die von Reichen und Mächtigen um Rat befragt werden. Doch ihre Weisheit stellt sie nicht zufrieden. Sie suchen mehr. Sie suchen Gott, den lebendigen Gott. Und so kommen sie, die Hirten und die Weisen. Sie suchen den Stall in dem Dorf am Ende der Welt und knien vor Gott, der im Kind der Maria zu uns kommt.

Keine Einbildung oder Autosuggestion

Was der Engel den Hirten verkündet, ist ein göttliches Versprechen: «Siehe, ich verkündige euch grosse Freude.» (Lukas-Evangelium, Kapitel 2, Vers 10) Wer seelisch am Ende ist und in Demut Christus sucht, wer enttäuscht ist von den hohlen Versprechuen von Erfolg, Geld, Sex und Macht sowie bereit ist, sein Herz für IHN aufzutun, so dass ER in ihm wohnen kann, der wird eine grosse Freude erleben. Die Gewissheit «Gott ist mit mir, und er liebt mich» verändert dessen oder deren Leben von Grund auf. Mitten in der Niederlage erfüllt sie oder ihn Kraft. Die Lähmung nach dem Zusammenbruch weicht, und der Neuanfang kann beginnen. Und Gott sendet Hilfe für die Nöte. Denn Gott ist keine Einbildung oder Autosuggestion. Das Kind in der Krippe ist Herr aller Dinge, der sichtbaren und der unsichtbaren. Und er erfüllt sein Versprechen von der grossen Freude und besucht uns. Und das ist der Beginn einer wunderbaren Beziehung voller Überraschungen und Abenteuer.

Zum Autor:

Pfarrer Hansjürg Stückelberger ist Präsident der gemeinnützigen Stiftung «Zukunft CH» und Gründer der Christian Solidarity International Schweiz, die sich gegen Christen- und Minderheitenverfolgung sowie für weltweite Religionsfreiheit einsetzt. Zudem hat er das Buch «Europas Aufstieg und Verrat – Wie Gott Geschichte macht» publiziert. Er wohnt in Binz ZH.

Zum Thema:
Zweiter Advent: Das Wunder erkennen
Weihnachtsdossier von Jesus.ch
Advent: Gott kommt zu mir

Datum: 24.12.2015
Autor: Hansjürg Stückelberger
Quelle: christliche-freiheit.ch

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