Der Weihnachtsstern

Stern von Bethlehem
Sterne

Lichterketten mit Sternen hängen in unseren Strassen. Sterne - wohin man schaut. Eigentlich wollen sie alle auf den einen Stern hinweisen, der über Betlehem zu sehen war und die weisen Männer zur Krippe führt.

Doch obwohl er überall hängt, fristet der Stern ein Schattendasein. Eigentlich schade. Der Stern könnte uns viel über Weihnachten erzählen. Denn die Sterne haben die Menschen schon immer fasziniert. Seit Jahrtausenden werden die Sterne beobachtet. Seefahrer und andere hatten bis vor nicht langer Zeit ausser den Sternen gar keine andere Möglichkeit, herauszufinden, wo sie sich befinden.

Stern in den Redewendungen

So ist es kein Wunder, dass es unzählige Redewendungen gibt, in denen die Sterne in unsere Alltagssprache Eingang gefunden haben. Wir sprechen davon, dass ein Unternehmung unter einem günstigen oder ungünstigen Stern steht. Oder wir sagen gar, ein ganzes Leben stehe unter einem solchen Stern, weil ein Mensch unter einem günstigen Stern geboren sei.

Menschen greifen nach den Sternen, wenn sie ein neues, kühnes Vorhaben in Angriff nehmen. Manch Verliebter verspricht seiner Herzallerliebsten, dass er ihr die Sterne vom Himmel holen wird. Und wir vergleichen Menschen mit Sternen. Wir sprechen bei einem jungen Fussballtalent von einem kommenden Fussballstar oder in der Musikbranche von einem neuen Stern am Pophimmel. Doch diese Sterne verblassen meist auch wieder.

Noch schneller geht das bei den Starletts und Sternchen, wie bestimmte gutaussehende Frauen in der Filmwelt abschätzig bezeichnet werden. Wir sprechen von der Sternstunde, in der aussergewöhnliches geschieht und wir kennen den Leitstern, der nicht nur auf jedem Mercedes vorne prangt.

Und wer empfindet nicht das Gefühl von Weite, wenn er oder sie nachts zum sternenüberfluteten Himmel hinauf schaut. Manch einen ergreift dann eine schmerzhafte Sehnsucht nach dieser Unendlichkeit des Himmels und man fühlt sich so klein und verloren hier unten auf der Erde unter dem Sternenzelt.

Ein neuer Stern wird aufgehen

Der Stammvater Abraham erhielt das Versprechen, dass seine Nachkommen einmal so zahlreich sein werden wie die Sterne am Himmel (1. Buch Moses 15,5) und an anderer Stelle heisst es, dass aus der Familie des Jakob ein neuer Herrscher kommen werde, aus dem Stamm Jakobs ein neuer Stern aufgehen werde (4. Buch Moses 24,17).

Womit wir bei Jesus und Weihnachten angelangt sind. Denn genau auf diese Stelle aus dem Alten Testament bezieht sich die Geschichte aus dem Matthäusevangelium. Die drei Weisen folgen einem unglaublich hellen, neuen Stern und kommen nach Jerusalem. Dort befragen sie am Hof die Sterndeuter, die in der Bibel nachschlagen und diese Stelle finden und auch die andere, dass dieser neue König aus Betlehem kommen werde. Der Stern führt schliesslich die Weisen nach Betlehem und wird so für alle Zeiten zum Weihnachtsstern, der die Menschen auf Jesus und seinen Gott hinweist.

Jesus als Leitstern

Wenn wir an all die Redewendungen denken, sagt das Bild des Sterns viel über Jesus. Seine Geburt war eine Sternstunde der Menschheit. In ihm kommt Gott uns Menschen so nah wie nie zuvor. Von Jesus wird es heissen: Wer ihm begegnet, begegnet Gott, wer ihn hört, hört Gott, wer ihn anschaut, sieht Gott. Nicht in diesem vordergründigen Sinne, dass Gott sichtbar und greifbar wird, nein, eher so, dass alles, was Jesus tun und sagen wird, auf Gott hinweist, Symbol für Gottes Liebe werden wird, Jesus durchsichtig für Gott sein wird. In diesem Sinne ist Jesus ein Leitstern geworden, ein Star, den Menschen verehrten und verehren, an dem Menschen sich orientiert haben und orientieren. Sein Leben verlief zunächst unauffällig, aber mit seiner Taufe im Jordan tritt er ins Blickfeld der Öffentlichkeit und sein Stern geht schnell auf in Israel. Man kann aber nicht sagen, dass er unter einem günstigen Stern geboren wurde, denn der gleiche Stern, der die Weisen nach Betlehem führt, weist auch den Kindermördern des Herodes den Weg. Und dies ist durchaus symbolträchtig für den weiteren Weg Jesu. Sein Leben verlief nicht unter einem günstigen Stern. Vordergründig betrachtet, ist es nach dreissig Jahren gescheitert. Dann ist aus dem steil aufsteigenden Star ein gefallener Stern geworden, der am Kreuz sein Leben aushauchen wird und sich in seiner letzten Minute von Gott und der Welt verlassen fühlen wird.

Nach den Sternen greifen wollte er auch nicht, obwohl gerade das seine Anhänger gehofft haben: Jesus König in Jerusalem, das war die Vorstellung der Jünger und die Hoffnung der Menschen in Israel. Nein, in diesem Sinne hat Jesus es strikt abgelehnt, als Star verehrt zu werden und ist immer auf dem Boden der Tatsachen geblieben. Er sah den Himmel zwar offen und Gott als unseren Vater ganz nah - aber das Himmel und Erde verschmelzen würden, dass er die Sterne vom Himmel holen würde und Gott greifbar würde, das wollte Jesus nicht. Im Gegenteil, er legte grössten Wert darauf, das Gott Gott ist und der Mensch Mensch und das beides klar zu trennen sei. Aber gerade deshalb war er offen für eine bildhafte, symbolhafte Sprache wie kaum ein anderer.

Jesus der Star

Wenn er sprach, fühlten sich die Menschen Gott nah. Wenn er ihnen Bilder von Gottes Nähe und Liebe vor Augen malte in Gleichnissen und zeichenhaften Handlungen, dann fühlten sie sich angenommen und geborgen - inmitten ihrer Einsamkeit und Friedlosigkeit. In diesem Sinne war Jesus ganz sicher ein Star seiner Zeit, der Bewunderung und Verehrung auf sich zog, diese aber nie für sich selbst in Anspruch nahm, sondern immer hinwies auf Gott, den Vater, der hinter allem stand, was Jesus tat.

So weist der Stern in der Weihnachtsgeschichte symbolisch schon voraus auf das, was der erwachsene Jesus den Menschen bedeuten wird: Licht in Dunkelheit.

Denn der Stern ist für Menschen immer auch ein Symbol für Licht in dunkler Nacht gewesen und so greift die Weihnachtsgeschichte auf diese Weise diese uralte Symbolik von Licht und Finsternis auf, die schliesslich von Jesus selbst in der Weise zugespitzt werden wird: Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, wird nicht in der Finsternis wandeln, sondern das Licht des Lebens haben (Johannes-Evangelium 8,12).

Kinder und Sterne

Aber es gibt noch eine letzte symbolische Bedeutung des Sterns, die bisher noch nicht angeklungen ist und die auch noch nicht so lange bekannt ist - schon gar nicht zur Zeit Jesu. Menschen, die sich intensiv mit Zeichnungen von Kindern auseinandergesetzt haben, stellten fest, dass auf Zeichnungen von Kindern immer wieder Sonne und Mond und Sterne zu sehen sind. Die Sonne ist dabei das Symbol für die Mutter, der Mond steht für den Vater und die Sterne - nun, das sind die Kinder. Überall dort wo Kinder Sterne auf ein Bild malen, sprechen sie unbewusst in ihrer Bildersprache von Kindern, von sich selbst oder von anderen Kindern. Offenbar ist es so, dass der Stern in der Tiefenschicht unserer Seele ein Symbol für das Kind ist, auch für das Kind in uns. Und so werden wir Menschen aus der Tiefe unserer Seele heraus mit uns selbst konfrontiert, wenn wir die Sterne betrachten.

Das passt doch zu Weihnachten. Ein uraltes Symbol für das Kind führt die Menschen zum Kind in der Krippe. Vielleicht ist es ja so, dass das Wunder von Weihnachten - dass Gott uns Menschen nicht nur nahe kommt, sondern auch nahe ist und nahe bleibt - sich den Kindern leichter erschliesst als den Erwachsenen, weil sie noch ganz unbefangen mit Bildern und Gefühlen umgehen. Wenn Gott Mensch wird, muss er doch zunächst ein Kind sein und dass ein Stern den Menschen den Weg zu Jesus weist, dass verstehen die Kindern von ganz alleine. Es ist so, weil die biblische Geschichte hier mit Bildern spielt, die in uns allen verwurzelt sind.

Datum: 01.11.2003
Autor: Bruno Graber
Quelle: Jesus.ch

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