Das Geschenk, das mir keiner schenken kann

Esther Reutimann

Was Frau sich heute wünscht

Jeder hat alles. Was soll man da bloss schenken? Gerade im Advent eine quälende Frage. Und wenn ich selber nach Wünschen gefragt werde? Mein grösster Wunsch ist mit keinem grossen Geschenkpaket zu erfüllen.

"Was wünscht sich Mario zu Weihnachten?", fragte ich meine Schwägerin schon im Oktober. Ich möchte dieses Jahr nämlich den Dezember einmal stressfrei erleben. Mario ist 7 und hat eigentlich schon alles, was ein Kinderherz begehrt. Auch seine Mutter weiss im Moment noch keine definitive Antwort, doch sie will es sich überlegen... - Es ist doch immer das Gleiche: Wir saugen uns die Wünsche zu Weihnachten aus den Daumen, und die Wirtschaft profitiert davon, dass wir noch mehr unnützes Zeug zusammenkaufen.

Meine Wünsche
Auch ich kenne Freunde und Angehörige, die mich zum Fest beschenken wollen. Dieses Jahr habe ich mich deshalb auf die Frage nach meinen Wünschen gut vorbereitet. Ich habe mich in einer stillen Stunde hingelegt und mich ganz ehrlich, tief und ernsthaft gefragt: Was wünsche ich mir? Dabei habe ich festgestellt, dass meine Wünsche eher Ziele sind, die ich mit mir selber erreichen möchte. Ich möchte meine Zeit besser in den Griff bekommen. Ich möchte mehr Freiraum für meine kreative Seite haben. Ich möchte mir mehr Zeit für meine Mitmenschen und ihre Bedürfnisse nehmen. Ich möchte mehr ruhig werden vor Gott und vermehrt nur mit ihm allein zusammen sein.

Ich komme zu folgendem Schluss: Es ist mein Wunsch, mehr Zeit zu haben! Doch Zeit kann mir leider keiner schenken. Ich besitze davon genau gleich viel wie jeder andere auch. Ich muss also selber dafür sorgen, dass es mit meiner Zeit besser wird. Da Weihnachten und der Beginn eines neuen Jahres nahe zusammen liegen, ist das für mich der beste Anlass, um mir das Zeitgeschenk selber zu machen.

Meine Vorsätze
Ich bete zu Gott und gestehe ihm ein, wo mich der Schuh drückt. "Du weisst, Herr, dass mir zum Weihnachtsfest keiner Zeit schenken kann. Ich bitte dich deshalb: Hilf du mir, dass ich in Sachen Zeit im neuen Jahr wieder besser klar komme. Die letzten Monate fühlte ich mich wie ein Hamster in seinem Rad, der rennt und rennt und das Rad einfach nicht selber stoppen kann. Ich möchte aus diesem Rad ausbrechen und zur Ruhe kommen!"

Fast angstvoll denke ich darüber nach, was Gott nun aus dieser Bitte machen wird! Wird er mich aufs Krankenbett verbannen, damit ich zur ersehnten Ruhe komme? Wird er mein Rad auf eine andere, mir unangenehme Art anhalten?

Ich nehme meine neue Agenda hervor und beginne detailliert darüber nachzudenken, wie ich täglich, wöchentlich und monatlich meine Zeit verbrauche. Ich beginne zu planen, zu streichen und mir in der Agenda mit rotem Textmarker Freiräume einzuplanen.

Meine Zeit
Meine Zeit steht in Gottes Händen - auch im neuen Jahr. Das weiss ich im Kopf und wünsche mir, dass ich es auch ins Herz hinein nehme. Ich werde fortan meine markierten Zeiten ernst nehmen, werde mich für besetzt oder schon ausgebucht entschuldigen und nehme mich und meine eigenen Bedürfnisse endlich wieder ernst. Gott möge mir dabei helfen und mir und anderen diesen Zeitgewinn zum Segen werden lassen.

Esther Reutimann

Datum: 22.11.2002
Autor: Esther Reutimann
Quelle: Chrischona Magazin

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