Das Christkind hat überlebt

Der Gedanke ist fast absurd. Irgendwann in der Antike in einem unbedeutenden Stall an einem unwichtigen Ort am Mittelmeer wird ein hilfloses Menschlein geboren. Das Land ist von fremden Truppen besetzt. Die Eltern flüchten vor den Henkern des Königs, der alle Buben unter zwei Jahren töten lässt.
Krippe

Dass der Kleine überlebt hat, lässt sich als Husarenstück der Eltern abbuchen. Aber dass nach mehr als 2000 Jahren das Büblein immer noch gefeiert wird? Dass die Zeitrechnung nach ihm benannt wird? Dass es 2006 Jahre später noch immer die Agendas, die Monatsbudgets und die Gefühle der Menschen auf den Kopf stellt? Dass Coca Cola, grösster Getränkehersteller der Welt, den Geburtstag des Christkindes in TV-Spots aufgreift um damit Image zu gewinnen?

Wieso hat der Geburtstag des Christkindes das Römische Reich überlebt? Und den Horror der Kreuzzüge, alle anderen in seinem Namen begangenen Verbrechen, die Aufklärung, zwei Weltkriege, tausende von A-Bomben und den Cannabisrausch des 20. Jahrhunderts und die Cyber Space-Utopie?

Als kritischer Journalist muss ich bei unglaublichen Geschichten immer hinter die Fassaden und Labels sehen. Beim Christkind beeindrucken mich zwei Dinge: Als aus dem Christkind ein Mann geworden war, hätte er mit seinem Charisma noch besser abkassieren können als Arnold Schwarzenegger und Michael Schumacher im Multipack. Stattdessen hat er mit seinem Blut bezahlt. Er ist zum nie übertroffenen Symbol für Selbstlosigkeit geworden und zum Glauben dafür, dass es weitergeht.

Datum: 01.12.2005

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