Australische Weihnachts-Aktivisten brachten Jesus zurück ins Fest

Melbourne

Eigentlich sollte Weihnachten das Fest der Liebe und des Friedens sein. Doch Weihnachten in Australien, das ist auch Kaufrausch, Stress und Völlerei. In diesem Jahr haben es Christen aber nicht bei dem üblichen Lamento über Kommerzialisierung und Verweltlichung belassen.

Kirchgänger sorgte dafür, dass mit handfesten Aktionen, der Ursprung des Weihnachtsfests in Erinnerung gerufen wurdeé: "Jesus is the Reason for the Season" - "Jesus ist der Anlass fürs Fest".

Der Santa, auch als "Weihnachtsmann" bekannt, ist samt dem rotnäsigen Rentier Rudolf inzwischen bekannter als die Heilige Familie. Im neuseeländischen Auckland begeistert alle Jahre wieder eine von Pizza-Herstellern, Schokoriegel-Fabrikanten und einer globalen Hamburgerbraterei gesponsorte Santa-Parade Hunderttausende Zuschauer.

Gekreuzigter Nikolaus

Im überwiegend buddhistischen Singapur veranstaltete das Fremdenverkehrsamt des Stadtstaates, immerhin mit dem Segen des Nationalen Kirchenrates, in diesem Jahr erstmals eine Weihnachtsparade ohne christliche Bezüge - als Instrument der Tourismuswerbung. Völlig verwirrt über die christliche Symbolik zeigte sich ein Supermarkt in Tokio: Als Weihnachts-Deko schmückte ein gekreuzigter Nikolaus den Konsumtempel.

Kritik an Sydney und Melbourne

In Australien standen die Bürgermeister der Metropolen Sydney und Melbourne im Zentrum der Kritik. Clover Moore in Sydney und Melbournes John So hätten aus lauter politischer Korrektheit auch den letzten Rest christlicher Symbolik aus der diesjährigen Weihnachtsdekoration ihrer Städte entfernt, so der Vorwurf.

Tatsächlich wünscht Sydney auf den traditionellen Weihnachtsfahnen statt "Frohe Weihnachten" nur noch ein "Frohes Fest". Melbourne hat Krippen aus dem offiziellen Weihnachtsschmuck in seinen Strassen verbannt.

Melbourne entpuppt sich aber auch als Keimzelle des australischen Widerstands gegen die endgültige Verweltlichung des Weihnachtsfests. Mit dem Singen christlicher Weihnachtslieder und einem Krippenspiel auf den Treppen des Rathauses protestierte die katholische Jugend gegen die "Entfernung von Christus aus Weihnachten". In der anglikanischen Kathedrale St. Paul unternimmt der Priester Howard Langmead den Versuch, den Feind mit seinen eigenen Waffen zu schlagen. Langmead hat dort eine Krippenszene aufgebaut, vor der sich Kinder als Maria und Josef ablichten lassen können. Die Aktion als Gegensatz zu den Ich-und-der-Nikolaus-Fotos in den Supermärkten ist ein voller Erfolg.

Schützenhilfe von Muslimen

Schützenhilfe kommt ausgerechnet von einer Seite, die australische Politiker mit ihrer politischen Korrektheit vor einem christlichen Overkill zu schützen vorgeben: den anderen Religionsgemeinschaften. Jassir Soliman, Vorsitzender des Islamischen Rates Melbourne, betonte, Muslime fühlten sich durch Weihnachten weder angegriffen noch ausgegrenzt. Rabbi Fred Morgan sagte, man könne die Feste einer Religion schätzen, ohne selbst dieser Religion anzugehören.

Supermarkt blockiert

So manche Weihnachts-Aktivisten schiessen aber auch über das Ziel hinaus. So wurde am Dienstag vor Heiligabend im westaustralischen Bunburry Pastor Ross Alexander Hounslow festgenommen. Der Vorsteher einer Pfingstgemeinde hatte zusammen mit 30 anderen Christen den Zugang zu einem Supermarkt blockiert, um gegen den Konsumrausch zu protestieren.

In Australiens Öffentlichkeit ist jedenfalls die Debatte über Sinn und Ursprung des Weihnachtsfestes neu entflammt. Kardinal George Pell, den sittenstrengen Erzbischof von Sydney, ficht die Säkularisierung ohnehin nicht an. Er betont in seiner Weihnachtsbotschaft, die "anderen" könnten sich gern mit dem Rentier als Weihnachtssymbol begnügen. Die Christen aber sollten "in diesen Tagen Farbe zu bekennen".

Datum: 26.12.2004
Quelle: Kipa

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