Licht Gottes

Advent und Antisemitismus

Kerzen und Lichterketten haben es in sich: Sie sind festlich und leuchten doch nicht jede Ecke aus. Wenn das grosse Licht Gottes in die Welt kommt, drängeln sich die Völker zu ihm hin, doch andere mögen es nicht. – Gedanken zu einer Kehrseite des Advents, dem Antisemitismus und seinen Gesellen.
Christmas Juden
Juden beim Fest
Kugel mit Stern

Dem heutigen Antizionismus, dem Hass auf den Judenstaat, ging der moderne Judenhass, der Antisemitismus, voran. Er war eine Reaktion auf die bürgerliche Gleichberechtigung der Juden im 19. Jahrhundert und bezog seine finstere Energie aus uralten, von den Grosskirchen gezüchteten Vorurteilen des Antijudaismus – als wären die Juden infolge der Kreuzigung Jesu von Gott verworfen und sollten deswegen fortwährend gedemütigt und ausgebeutet werden.

Neid

Wer tiefer gräbt, findet weniger Ablehnung der Fremden – das waren die Juden im Europa, das sich christlich gab – als vielmehr Neid. Im Grunde war und ist Antisemitismus Neid auf die Erwählung der Juden durch Gott. Es gab den theologischen Neid, der ihnen diese Sonderstellung aufgrund des Neins der Zeitgenossen Jesu zu ihm, dem Rabbi aus Nazareth, abspricht. Es gab und gibt den Neid auf das einzigartige geistige Potenzial der Juden, auf ihre über 3000 Jahre bestehende religiöse Tradition und Ethik, auf ihre unerschöpfliche Kreativität und Gewandtheit, ihre Netzwerke und den wirtschaftlichen Erfolg.

Über wem geht Gottes Licht auf?

Es verwundert nicht, dass sich der Antisemitismus zuspitzt in der Zeit, in der die Ankunft Gottes in der Welt erwartet wird – im Advent also (das lateinische Wort bedeutet Ankunft). Dann zeigt sich nämlich, ob Gott wirklich mit seinem Licht über denen aufgeht, die er durch Abraham und Isaak einst erwählte.

Jesaja, der grosse Prophet der israelitischen Königszeit, sagte es an: „Mache dich auf, werde licht! Denn dein Licht kommt, und die Herrlichkeit des Herrn ist aufgestrahlt über dir. Denn sieh, Finsternis bedeckt die Erde und Wolkendunkel die Völker, über dir aber wird der Herr aufstrahlen, und seine Herrlichkeit wird erscheinen über dir. Und Nationen werden zu deinem Licht gehen und Könige zu deinem strahlenden Lichtglanz“ (Die Bibel, Jesaja, Kapitel 60, Verse 1-3). Der jüdische Apostel Paulus bestätigte es für die Endzeit der christlichen Kirche, dass dann „ganz Israel gerettet werden wird“ (Römer 11,26).

Das Sehnen der Völker…

Gottes Herrlichkeit soll aufgehen: Das wird von Menschen auf der ganzen Welt in irgendeiner Weise ersehnt. Antisemitismus hat indirekt mit diesem Verlangen zu tun: Wenn dies geschieht, dann darf es nicht (bloss) dem einen Volk der zwölf Stämme Jakobs zugute kommen (hier spielt der Gedanke der Gleichheit aller Menschen hinein), dann darf Gottes Licht nicht über dem Volk seiner ersten Wahl, den Juden, aufgehen. Er soll es tun für alle – oder vorzugsweise für mich und meine Welt. Er soll unserer Gemeinschaft, unserem Volk seinen Glanz leihen und seinen Segen für immer geben. Wenn ein Helfer und Retter kommen soll, dann für mich, für uns.

…von Ideologien pervertiert

An diesem menschlich verständlichen, aber ungöttlichen Verlangen krankten die Ideologien der Neuzeit. Bei der kommunistischen Ideologie provozierte ihr messianischer Grundzug (der Anspruch, die durch Klassengegensätzen gespaltene Gesellschaft hinüberzuführen in eine klassenlose, heile Welt) nach 1948 eine Wendung gegen die zionistische Bewegung. Aus dem messianischen Anspruch der Nazi-Ideologie („Deutschland, erwache!“) folgte ihr abgründiger Hass auf alles Jüdische.

Auch der Islam behauptet, die Gemeinschaft zu sein, über der der Schöpfer seine Herrlichkeit aufgehen lässt. Für Muslime ist der Vorrang ihrer Gemeinschaft, der Umma, noch viel früher gegeben, da sie statt Isaak Ismael als den bevorzugten Sohn Abrahams sehen. Von daher muss Allah – so die islamische Erwartung – der Umma, der globalen Gemeinschaft der Muslime, Aufstieg und schliesslich Weltgeltung verleihen.

Gar kein Licht!

Kurz: Wenn Gott herrlich in der Welt erscheint, dann hat er es bei uns zu tun. In dieses (von Verachtung von Gottes geschichtliches Handeln geleitete) Verlangen schleicht sich fatalerweise ein anderes Bestreben ein: dass gar kein Licht aufgehen soll, welches alle überstrahlt und alles ausleuchtet.

Wenn die jüdischen Empfänger von Gottes Segen und Gunst (Römer 9,4) wegen eben dieser Zuwendung beneidet werden, keimt daneben in unheimlicher Weise ein grundsätzliches Nein zu Gottes Herrlichkeit auf – als würden Menschen sagen: Nein, so viel Licht ist zu viel; das wollen wir gar nicht.

Geschäfte im Dunkeln

Wer seine Geschäfte im Halbdunkel, in ethischen Grauzonen oder ganz im Finsteren betreiben will, erwartet Gottes strahlendes Licht nicht. Er fürchtet, dass seine Taten offenbar werden, und versucht das zu verhindern. Ein aktuelles Beispiel ist der neapolitanische Autor Roberto Saviano, der sich mit dem Mafia-Roman ‚Gomorrha’ den Zorn der Unterwelt zugezogen hat und Bodyguards und ein gepanzertes Auto braucht.

So kristallisieren sich im Antisemitismus wie im Kampf gegen die Verbreitung des Evangeliums hintergründige Abwehrstrategien von Menschen gegen Gottes angekündigtes Kommen aus. Kerzen ja – aber bitte nicht zu viel Licht. Lichterketten vielleicht – aber bitte keine Transparenz, die mir mein Treiben unmöglich macht.

Im Zeichen des Advents leben

Der Apostel Paulus erinnert die jungen Christen von Ephesus und Umgebung daran, woher sie kommen (Epheserbrief 5,8-14), und ruft sie auf, adventlich zu leben: „Einst wart ihr Finsternis, jetzt aber seid ihr Licht im Herrn. Lebt als Kinder des Lichts – das Licht bringt nichts als Güte, Gerechtigkeit und Wahrheit hervor –, indem ihr prüft, was dem Herrn gefällt. Und beteiligt euch nicht an den fruchtlosen Werken der Finsternis, sondern deckt sie auf… Darum heisst es: Wach auf, der du schläfst, und steh auf von den Toten, so wird Christus dein Licht sein.“

Wir dürfen im Advent warten und hingehen auf Gottes grosses Licht. Dazu gehört, dass wir uns ihm aussetzen. Gott meint es gut mit uns – wie die Engel an Weihnachten sangen: „…und Friede auf Erden unter den Menschen seines Wohlgefallens.“

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Das Weihnachtsdossier von Jesus.ch

Datum: 19.12.2008
Autor: Peter Schmid
Quelle: Jesus.ch

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