Warum war der Tod Jesu eigentlich notwendig?

jesus gesicht gemälde


Die Frage nach dem Kreuzestod Jesu und seiner Bedeutung für uns heute ist in der jüngsten Zeit heftig in die Diskussion gekommen. Über Jahre hinweg wurde in der evangelischen Kirche vorrangig über ethische Fragen gestritten: die Frage des Friedens in der Welt, das Problem der Atomenergie, der politische Auftrag der Kirche. Oder die Sozialpolitik, die Asylfrage, Ehe und Homosexualität.

Das Zentrum des Glaubens, die Frage nach der Rechtfertigung vor Gott, nach der Versöhnung und dem ewigen Heil berühren sie aber nur am Rand. In der letzten Zeit sind die Akzente der Diskussion von der Ethik wieder mehr auf die Dogmatik gerückt, dorthin, wo es um den Grund unseres Glaubens geht. Wir streiten in der Frage des Kreuzestodes Jesu im Zentrum unseres Glaubens. Hier stehen wir an dem Punkt, mit dem der christlicher Glaube steht und fällt. Deshalb ist die Diskussion um die Bedeutung des Kreuzestodes Jesu ein notwendiger und ein lohnender Streit.

An der Frage, was der Tod Jesu für uns bedeutet, wird unser Glauben und Bekennen existentiell. Hier können wir uns persönlich nicht mehr hinter Autoritäten oder Mehrheitsmeinungen verstecken. Deshalb nötigt uns die gegenwärtige Auseinandersetzung, tiefer in die Heilige Schrift einzudringen und Klarheit in dieser Frage zu suchen. Es muß für uns eine lebendige Überzeugung sein, wenn wir mit Martin Luther sprechen: "Ich glaube, daß Jesus Christus, wahrhaftiger Gott, vom Vater in Ewigkeit geboren, und auch wahrhaftiger Mensch, von der Jungfrau Maria geboren, sei mein Herr, der mich verlorenen und verdammten Menschen erlöst hat, erworben und gewonnen von allen Sünden, vom Tod und von der Gewalt des Teufels, nicht mit Gold oder Silber, sondern mit seinem heiligen, teuren Blut und mit seinem unschuldigen Leiden und Sterben ..." Darum und um nichts weniger geht es heute. Was ist konkret mit dem Streit um die Bedeutung des Kreuzestodes Jesu gemeint? Wir haben im Ohr, was Martin Luther als Erklärung des Zweiten Glaubensartikels über Jesus Christus, seinen Weg und sein Werk formuliert hat. Auf diesem Hintergrund nenne ich nun einige wenige Äußerungen von Theologen aus Aufsätzen im Deutschen Pfarrerblatt. Wir werden dann rasch erkennen, daß die unterschiedliche Bewertung des Todes Jesu und seiner Ursachen gewichtige Ausstrahlungen hat, etwa im Blick auf das Gottesbild, auf das Verständnis von Sünde, auf die biblische Rede von der Verlorenheit des Menschen vor Gott oder auf die Bedeutung des Heiligen Abendmahls.

"Was ist das für eine Vergebung, die mir für meine Sündenschuld zuteil wird, wenn nur der Opfertod eines Sündlosen mich vor dem Zorn des vergebenden Gottes rettet, wenn Gott mir nur dadurch vergeben kann, daß er einen Sündlosen für mich zur Sünde macht? ... Der väterliche und mütterliche Gott Jesu vergibt grundlos und bedingungslos, ohne Blut, ohne Sühne und ohne Gewalt. Die Sühnopfertheologie dagegen ist Ausdruck einer patriarchalen und ‚abstrakten Omnipotenztheologie' (M. Welker), in der Gottes Liebe und Gottes Zorn bzw. Heiligkeit in unversöhnlichem Widerstreit zueinander liegen" (J. Vollmer).

"Abwegig ist nicht nur die Sühnetheologie, sondern die Kreuzestheologie überhaupt. Der Tod Jesu am Kreuz läßt sich nicht nur nicht als ein Sühnegeschehen denken, er läßt sich theologisch überhaupt nicht verstehen und erklären. Jeder Versuch, das Kreuz in irgendeiner Weise positiv als ein ‚für uns' heilvolles, die Botschaft Jesu beglaubigendes oder als ein zwangsläufig aus der Praxis der Liebe resultierendes Geschehen interpretieren zu wollen, ist mit der Reich-Gottes-Verkündigung des Gekreuzigten unvereinbar ... Der Kreuzestod ist Folge der römischen Diktatur, nie und nimmer aber Resultat eines Lebens für das Reich Gottes. Verantwortlich dafür ist nicht Gott und seine Liebe, sondern die menschenverachtende Gewalt eines Unrechtssystems ...

Nicht Jesus hat sein Leben geopfert, weder Gott noch uns, sondern die Römer haben Jesu Leben geopfert, und zwar in ihrer Machtbesessenheit ... Das Kreuz war nicht Heil, sondern Unheil in jeder Weise. Es steht in absolutem Widerspruch zur Botschaft Jesu vom Reich Gottes" (C. Petersen).

Diese beiden Zitate, die leicht zu vermehren wären, zeigen die heutige Diskussionslage im Blick auf die Bedeutung des Todes Jesu. Wir müssen deshalb fragen, was es mit der biblischen Überlieferung von Jesu Tod auf sich hat und was dieses Geschehen für uns bedeutet.

Was ist am Kreuz zu sehen?

Jahr um Jahr bekommen wir es in der Karwoche vor Augen geführt, was an Jesu Kreuz zu sehen ist. Wir hören Bachs Passionen und singen die Choräle von Paul Gerhardt, in denen alles auf den Höhepunkt zuläuft, daß am Kreuz vor Jerusalem einer auf schreckliche Weise stirbt. Nehmen wir zunächst einmal in Augenschein, was sich dort ereignet hat. Da opfert einer sein Leben für andere. Das ist heute wahrlich nichts Außergewöhnliches. Daß ein Mensch sein Leben für andere riskiert, die sich in Not befinden, oder daß er es aufs Spiel setzt, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen, ein wissenschaftliches, ein berufliches, ein humanitäres, das begegnet uns immer wieder. Daß eine Mutter sich aufopfert für ihre Kinder, Ärzte und Schwestern für ihre Kranken, ein Wissenschaftler für ein Forschungsziel, daß eine Frau sich verzehrt in ihrem sozialen Beruf, das geschieht gar nicht selten. Daß Polizeibeamte und Feuerwehrleute oder Männer der Bergwacht ihr Leben einsetzen für Menschen in Gefahr, das nehmen wir oft in gedankenloser Selbstverständlichkeit hin. - Was ist am Kreuz zu sehen? Daß einer sich für andere opfert - eigentlich nichts Besonderes.

Was ist am Kreuz zu sehen? Daß ein Mensch einen qualvollen Tod stirbt. Aber was heißt das schon in einer Zeit, in der der Terrorismus weltweit seine Opfer fordert, eines so unschuldig wie das andere. Wo arglose Flugzeugbesatzungen und ahnungslose Bankkunden als Geiseln genommen, seelisch gequält und dann erschossen werden? Daß Menschen unschuldig und qualvoll sterben - nichts Besonderes.

Was ist am Kreuz zu sehen? Daß ein Mensch sein Leben opfert für andere, daß da einer qualvoll stirbt und unschuldig zu Tode kommt, lauter Dinge, die überall in dieser Welt vorkommen. Und so hat es denn zu allen Zeiten Menschen gegeben, die geschrieben, gesagt oder wenigstens gedacht haben: Jesu Tod am Kreuz - eigentlich nichts Besonderes. Ein Mensch, der für seine Idee in den Tod geht, ein Mensch wie andere.

Wenn das so wäre, wenn Jesus nur einen Tod gestorben wäre, wie wir alle ihn einmal sterben werden, dann würde es sich in der Tat nicht lohnen, so viel Aufhebens über diesen Tod zu machen. Aber hier stirbt ja nicht ein Mensch wie andere. Hier stirbt mehr als ein Mensch. Das ist am Kreuz zu sehen.

Wie ist das zu verstehen?

Solange wir unter Jesu Kreuz stehen wie der Besucher eines Museums vor einem Gemälde, bleibt das Geschehen am Kreuz für uns stumm. Die Tür zum Verstehen ist uns verschlossen, bis wir einen Schlüssel finden, der uns das Verständnis des Kreuzestodes Jesu öffnet. Und diesen Schlüssel hält das Neue Testament für uns bereit. Es sind die Worte, die an vielen Stellen im Zusammenhang des Todes Jesu erscheinen: "Für uns", oder: "für unsre Sünden". In Hebräer 9,24-28 wird das in der kultischen Sprache des alten Israel so ausgedrückt: "Christus ist ... eingegangen ... in den Himmel ..., um jetzt für uns vor dem Angesicht Gottes zu erscheinen ... Er ist ein für allemal erschienen, durch sein eigenes Opfer die Sünde aufzuheben ... Christus ist einmal geopfert worden, die Sünden vieler wegzunehmen."

Im Hintergrund dieser Sätze steht ein Ritual, das jedem Israeliten gegenwärtig war. In 3. Mose 16 ist es nachzulesen. Einmal im Jahr, am Großen Versöhnungstag, lud der Hohepriester symbolisch alle Sünden und Verfehlungen des Volkes auf einen Ziegenbock und ließ diesen dann abführen in die Wüste. Er gab ihn als "Sündenbock" dem Verderben preis. Ein Tier trug die Sünden des ganzen Volkes. Dieser Vorgang stand den Lesern des Hebräerbriefes vor Augen. Und sie wußten nach dieser kultischen Handlung: Unsere Schuld ist gesühnt, wir dürfen ohne "Altlasten" in ein neues Leben gehen.

Aber nicht nur die Geschehnisse am Großen Versöhnungstag standen den Israeliten vor Augen. Im Ohr hatten sie ein altes Lied, das uns im Zweiten Jesajabuch aufbewahrt ist und das nach der Überzeugung zahlreicher Ausleger, von den Kirchenvätern der frühen Christenheit über Martin Luther bis heute, ein Stück Prophetie auf Jesus und seinen Kreuzestod ist, das Gottesknechtlied von Jesaja 53: "Fürwahr, er trug unsere Krankheit und lud auf sich unsere Schmerzen. Wir aber hielten ihn für den, der geplagt und von Gott geschlagen und gemartert wäre. Aber er ist um unsrer Missetat willen verwundet und um unsrer Sünde willen zerschlagen. Die Strafe liegt auf ihm, auf daß wir Frieden hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilt." Hier begegnen wir dem weiten Bogen der Versöhnungstat Gottes, der sich vom Alten Testament in das Neue hinüberwölbt und in dessen Mitte das Kreuz Jesu steht.

So hat es auch Paulus, der älteste schriftliche Zeuge des Neuen Testaments, gesehen, wenn er Römer 3,25 schreibt: "Gott hat Christus Jesus für den Glauben hingestellt als Sühne in seinem Blut zum Erweis seiner Gerechtigkeit, indem er die Sünden vergibt." Vom Römerbrief aus können wir zeitlich noch einen weiteren Schritt zurückgehen und stoßen in 1. Korinther 15,3-5 auf eine alte Bekenntnisformel aus den Tagen der allerfrühesten Gemeinde: "Ich habe euch weitergegeben, was ich auch empfangen habe: Daß Christus gestorben ist für unsre Sünden nach der Schrift; und daß er begraben worden ist; und daß er auferstanden ist am dritten Tage nach der Schrift; und daß er gesehen worden ist."

In den Evangelien begegnen wir im Zusammenhang der dritten Leidensankündigung Jesu bei Markus, dem ältesten der vier Evangelien, einem Jesuswort, in dem er seinen bevorstehenden Tod selbst deutet: "Der Menschensohn ist nicht gekommen, daß er sich dienen lasse, sondern daß er diene und sein Leben gebe als Lösegeld für viele" (Markus 10,45). Und am Eingang des vierten, zeitlich jüngsten Evangeliums, bekennt der Täufer Johannes vor seinen Jüngern, als ihm Jesus begegnet: "Siehe, das ist Gottes Lamm, das der Welt Sünde trägt!" (Johannes 1,29). Die Anklänge an 3. Mose 16 und Jesaja 53 sind an beiden Stellen unverkennbar.

So zeigt uns das Alte wie das Neue Testament in immer neuen Bildern und Begriffen, was der Kreuzestod Jesu für uns bedeutet: Stellvertretung und Sühneopfer, Loskauf, Rechtfertigung und Versöhnung. Allen diesen Aussagen liegt die Überzeugung zugrunde, daß an Jesu Kreuz etwas geschehen ist, das "für mich" und "für uns" Heil bedeutet. Und in all diesen Bildern und Begriffen erscheint ein Bild von Gott, das dessen Wesen und Eigenschaften nicht auseinanderreißt, wie man das heute tut, wenn man nur noch von dem liebenden, verstehenden, alles verzeihenden Gott redet. Die Bibel zeigt uns, daß Gott immer ein liebender und ein heiliger Gott zugleich ist, daß bei ihm Barmherzigkeit und Gerechtigkeit, Gnade und Gericht untrennbar zusammengehören. Der Gott der Bibel ist deshalb keine "blutrünstige Gottheit" und der Tod Jesu am Kreuz kein "sadomasochistisches Geschehen". Gott ist voller Liebe zu uns Menschen - und er bleibt gleichzeitig der heilige, gerechte Gott. Diese zweite Linie im Bild Gottes kann nicht ausgeblendet werden. Wir dürfen das breite biblische Zeugnis von einem richtenden Gott nicht unterschlagen, sondern müssen es dem Wort vom barmherzigen und liebenden Gott in der rechten Weise zuordnen. Erst dann können wir der tiefen Bedeutung des "für uns" geschehenen Todes Jesu auf die Spur kommen.

"Für uns gestorben" - warum sind diese Worte im Blick auf Jesu Tod am Kreuz so bedeutsam? Wir Menschen können, wie wir uns von Natur vorfinden, mit Gott nicht in Verbindung treten. Durch einen tiefen Abgrund sind wir von ihm getrennt. Und warum das? Ich kann darauf nur mit einem Vers Jochen Kleppers antworten (EG 379,1): "Gott wohnt in einem Lichte, dem keiner nahen kann. Von seinem Angesichte trennt uns der Sünde Bann."

Das ist der Grund: der Sünde Bann. Was ist damit aber gemeint? Sünde - das sind ja nicht zuerst die mancherlei Pannen und "Betriebsunfälle", unser Versagen, unser Schuldigwerden und Schuldigbleiben, all das, was uns reichlich und täglich unterläuft. Sünde - das ist der dunkle Schatten des Getrenntseins von Gott, unserem Schöpfer und Vater. Sünde - das ist der tiefe Sund, der "Meeresgraben", der ursprünglich Zusammengehörendes trennt. Sünde - das ist unser natürliches Sein fern von Gott, das uns immer wieder zu Verhaltensweisen führt, die uns selber oft rätselhaft und unerklärbar sind. Es gibt ja - wenn wir ehrlich sind - Augenblicke im Leben, wo man nur den einen Wunsch hat, Geschehenes ungeschehen machen zu können, einmal Ausgesprochenes wieder zurückzuholen. Es gibt Zeiten, wo man gerne noch einmal ganz von vorne anfangen möchte, ohne die Schatten der Vergangenheit, ohne das, was durch unsere Schuld falsch gelaufen ist im eigenen Leben und im Leben anderer. Wir werden diese Vergangenheit aus eigener Kraft nicht los. Es gibt Lasten, die wir nicht abschütteln, Bilder, die wir nicht verdrängen können. Das, was die Bibel Sünde nennt, sitzt zu tief in unserem menschlichen Wesen fest.

Von daher gewinnt die Tatsache ihre Bedeutung, daß an zahlreichen Stellen des Neuen Testaments, die vom Tod Jesu schreiben, die Worte stehen: "für uns" oder "für unsre Sünden". Jesus hat durch seinen Tod am Kreuz die Macht der Sünde besiegt und die abgebrochene Brücke zu Gott neu aufgerichtet.

Paulus beschreibt das so: "Gott hat den, der von keiner Sünde wußte, für uns
zur Sünde gemacht, damit wir in ihm die Gerechtigkeit würden, die vor Gott gilt"
(2. Korinther 5,21). Einen "seligen Tausch" hat Martin Luther diese Gottestat genannt. Seit Jesus für unsre Sünden gestorben ist und uns mit Gott versöhnt hat, müssen wir nicht länger mit unsrer Sünde verbunden bleiben. "Dir sind deine Sünden vergeben" (Markus 2,5) - mit diesem Wort zeigt Jesus einen neuen Weg, stiftet er neue Gemeinschaft.

Was damals in Jerusalem an Jesu Kreuz geschehen ist, gilt ein für allemal:
"Sind wir aber mit Christus gestorben, so glauben wir, daß wir auch mit ihm leben werden ... Denn was Christus gestorben ist, das ist er der Sünde gestorben ein für allemal; was er aber lebt, das lebt er Gott. So auch ihr, haltet dafür, daß ihr der Sünde gestorben seid und lebt Gott in Christus Jesus" (Römer 6,8-10). Wir brauchen uns also nicht länger zu quälen mit den dunklen Stellen in unserem Leben. Wir dürfen im Glauben dazu ja sagen, daß das "für uns" auch uns persönlich gilt. Und wenn Nächte des Zweifels auf uns fallen und unser Glaube wankt, dieses eine steht fest: Jesus starb für mich! Nun ist er als der auferstandene Gekreuzigte bei mir - an allen Tagen und in allen Nächten meines Lebens, auch in der letzten. Darum kann Jochen Klepper sein oben erwähntes Lied mit der Strophe schließen: "Nun darfst du in ihm leben und bist nie mehr allein, darfst in ihm atmen, weben und immer bei ihm sein."

Was soll nun geschehen?

Kehren wir noch einmal zu Luthers Erklärung des Zweiten Glaubensartikels zurück! Sie hat uns die Richtung gegeben zur Beantwortung unserer zweiten Frage: "... der mich erlöst hat, erworben und gewonnen, nicht mit Gold oder Silber, sondern mit seinem heiligen teuren Blut und mit seinem unschuldigen Leiden und Sterben." So nur können wir verstehen, was am Kreuz zu sehen ist.

Dieselbe Erklärung Luthers kann uns auch helfen bei der dritten Frage: Und was soll nun geschehen? Luthers Antwort ist knapp und klar: "Auf daß ich sein eigen sei und in seinem Reich unter ihm lebe und ihm diene ..." Das Sterben Jesu ist für uns die Brücke zu neuem Leben. Deshalb, weil das Kreuz nicht das Letzte war, was Gott getan hat. Auf Karfreitag folgt Ostern. Gott hat seinen Sohn aus dem Tode erweckt. Nun will er, daß wir ihm, dem Lebendigen, auf seinen Wegen durch diese Welt folgen und ihm dienen. Dienst für Christus, den Gekreuzigten und Auferstandenen, das ist die Konsequenz eines recht verstandenen Karfreitags. Paulus drückt das in seinen Briefen mit folgenden Worten aus: "Er ist darum für alle gestorben, damit, die da leben, hinfort nicht sich selbst leben, sondern dem, der für sie gestorben und auferstanden ist" (2. Korinther 5,15). Oder: "... damit wir etwas seien zum Lob seiner Herrlichkeit" (Epheser 1,12). Konkret gesagt: Daß ich als ein durch Christus Versöhnter Versöhnung stifte unter den Menschen, die heute vielfach zerstritten sind und unter Beziehungskrisen leiden. Daß ich als ein von ihm Geliebter Liebe übe an denen, die unter Lieblosigkeit und Hartherzigkeit seufzen. Daß ich als einer, mit dem Gott am Kreuz seines Sohnes Frieden geschlossen hat, nun den Frieden suche und zum Frieden helfe unter den Menschen, die heute von der Friedlosigkeit unserer Welt hin- und hergerissen sind.
Das alles kann und soll geschehen, wenn das Kreuz Christi in der Mitte unseres Lebens steht und wir von der Liebe des Gekreuzigten leben. Sein Sterben am Kreuz macht uns den Rücken frei für ein Leben in seiner Nachfolge. Seine Kraft der Auferstehung gibt uns die Hände frei zum Dienst an den Menschen, und sie legt uns zugleich den Blick frei für den Tag, an dem der in die Niedrigkeit unseres Menschenschicksals Gekommene wiederkommen wird in Herrlichkeit. So sind wir eingeladen zum Dank für Golgatha, weil wir im Glauben festhalten dürfen: "Dein Kampf ist unser Sieg, dein Tod ist unser Leben; in deinen Banden ist die Freiheit uns gegeben."

Datum: 29.03.2002
Autor: Theo Sorg
Quelle: idea Deutschland

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