Neujahr 2016: Doris Lindsay

«Eine der grössten Aufgaben für Christen in Europa»

Ein neues Jahr mit vielen Möglichkeiten und Herausforderungen liegt vor uns. Livenet fragt Persönlichkeiten aus Gemeinden und Werken, was sie vom Jahr 2016 erwarten. Den Anfang macht Doris Lindsay, Missionarin in Südafrika, Leiterin in
Doris Lindsay
Doris Lindsay ist mit vielen Kindern unterwegs.

All Nations Cape Town.

Livenet: Was war für Sie das Highlight des letzten Jahres?
Doris Lindsay: Das Leben ist nicht immer nur geprägt von Highlights und Höhenpunkten. Mein letztes Jahr war ein herausfordernes Jahr mit einigen Rückschlägen auf verschiedenen Ebenen. Diese Erfahrungen lehrten mich neu, einfach mein Herz Gott hinzuhalten und den Schmerz auszuhalten. Gott ist im Schmerz gegenwärtig und stärkt uns von innen heraus.

Ich lernte mich neu kennen und erfuhr Gott als den Gott, der in den Schwachen mächtig ist. Ich kaufte mir einen grossen Wandkleber mit der Botschaft «Heute bin ich dankbar» und klebte ihn an den prominentesten Ort in unserer Wohnung. Ich sprach Dank aus an jedem Tag für alles, was mir in den Sinn kam. Gelebte Dankbarkeit verändert unsere Sicht und dadurch auch unsere Situation. Ich lernte, dankbar zu sein in den Momenten, in denen ich traurig oder enttäuscht war. Gott ist gut – und bleibt gut –, dieses Wissen und diese Erfahrung ist mein Highlight des letzten Jahres! 

Was sind Ihrer Meinung nach im neuen Jahr besondere Chancen und Herausforderungen für uns Christen?
Die Kriege im mittleren Osten betreffen jeden von uns. Die Menschen strömen zu Tausenden in neue Gebiete und suchen Zuflucht und Schutz. Seit Jahren haben wir als Christen für das 10/40-Fenster gebetet und gefleht, dass Gott die Türen zu diesen Menschen auftut und sie Gott finden. Gott hat jedes dieser Gebete ernst genommen und handelt nun auf eine Art und Weise, wie wir es nicht erwartet haben. Er lässt es zu, dass Kriege ganze Landstriche unbewohnbar machen und die Menschen fliehen müssen. Flüchtlingsströme führen die Menschen in christliche Länder, wo sie die Chance bekommen, Gott in Freiheit kennen zu lernen. Diese neue Situation in Europa ist herausfordernd. Zurückblickend war das Gebet wahrscheinlich die einfachere Aufgabe als nun auch mit Taten im eigenen Land zu handeln.

Ich glaube ganz fest, dass wir als Christen in Europa von Gott eine der grössten Aufgaben der letzten Jahrzehnte bekommen haben: diesen Menschen Jesus nahe zu bringen und Licht und Salz zu sein. Gott liebt alle Nationen und will mit jedem Meschen eine Beziehung haben, egal, woher dieser Mensch kommt. Wenn wir als Christen Ja sagen zu dieser Aufgabe und diese Menschen zu Jesus hin lieben, dann kommt eine neue Erweckung auf uns zu. Diese Chance ist einmalig – und Gott traut es uns zu, sonst hätte er die Menschen nicht zu uns geführt.

Man kann auch politisch anderer Meinung sein und trotzdem die Flüchtlinge lieben. Wir sind herausgefordert, unseren Glauben echt werden zu lassen und den Fremden zu dienen, auch wenn wir mit der Asylpolitik nicht einverstanden sind. Unsere Herzen werden nicht durch kritische Diskussionen verändert, sondern indem wir uns mutig auf Krisen einlassen.

Welche Herausforderung wartet 2016 voraussichtlich auf Sie persönlich?
Ich lebe sehr stark im Hier und Jetzt und lasse das 2016 auf mich zukommen. Herausforderungen wird es sicher massenhaft geben – sei dies in meiner Aufgabe im Township oder im Gefängnis. Im Township Ocean View planen wir, ein «House of Hope» aufzubauen, das den jungen Menschen praktische Hilfe im Bereich Bildung und handwerklichen Fertigkeiten anbietet. Die Vision für dieses Haus tragen wir nun schon einige Jahre in unserem Herzen und nun ist der Zeitpunkt gekommen, um es Realität werden zu lassen. Dies ist ein grosses Projekt, finanziell und auch im Bezug auf menschliche Ressourcen. Doch wenn Gott uns Träume anvertraut, wird er auch die nötigen Mittel zur Verfügung stellen.

Was liegt Ihnen für Ihr Land am meisten am Herzen?
Ich lebe in Südafrika, in der Regenbogen-Nation. Mir liegt auf dem Herzen, dass Versöhnung zwischen den verschiedenen Nationen geschehen kann, dass soziale Gerechtigkeit Wirklichkeit wird und neue Leiter Verantwortung übernehmen und das Land wahre Freiheit erleben kann. Ich träume davon, dass Menschen, die von der Gesellschaft aufgegeben wurden, Jesus finden und leidenschaftliche Jünger von Jesus werden. Obwohl ich in Südafrika lebe, trage ich auch eine grosse Leidenschaft für ganz Europa in mir. Ich wünsche mir, dass die Schweizer Gott suchen und sich nicht auf ihren Wohlstand konzentrieren, sondern auf die Nächstenliebe.

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Datum: 01.01.2016
Autor: Doris Lindsay
Quelle: Livenet

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