Ich will nicht bleiben wie ich bin!

Die meisten Menschen sind mit dem Durchschnitt ganz zufrieden. Gerne denken wir: „Warum sollte gerade ich anders leben, wenn es doch viel einfacher ist, sich der Mehrheit anzupassen?” Vielleicht denken Sie, das Beste für Jesus anzustreben, sei unrealistisch oder nur etwas für Träumer. Aber das stimmt nicht. Das Beste anzustreben, lohnt sich immer!
Augen

Vergessen Sie dabei nur eines nicht: Das Beste ist nicht zwingend verwandt mit Erfolg. Es ist etwas völlig anderes, ob ich ein zielgerichtetes Leben führen will und einen Charakter anstrebe, der Gott gefällt oder ob ich den Erfolgsphilosophien des 21. Jahrhunderts folge. Es gibt genügend Kurse und Seminare zum Thema Erfolg, aber die Ausbildung eines gottgefälligen Charakters führt nicht über die Schnellstrasse. Wer das Beste als Christ anstrebt, muss sich ganz bewusst dafür entscheiden und völlig anders leben – egal, was es kostet. Denn mit seinen Nachfolgern hat Gott viel Grösseres im Sinn, als wohltemperierte, religiöse Mittelmässigkeit. In der Bibel in Römer 8,29 heisst es: „Sie alle, die Gott im Voraus ausgewählt hat, die hat er auch bestimmt, seinem Sohn gleich zu werden.” Werden wie Jesus? Ist das nicht ein bisschen viel verlangt? Damit wir uns nicht falsch verstehen: Es geht nicht darum, sich den Himmels durch gute Werke zu verdienen oder Gott zu beeindrucken. Den Himmel schenkt Jesus jedem, der ihm vertraut. Doch darüber hinaus wünscht sich Gott, dass seine Kinder etwas von seiner Güte, Liebe und Weisheit spiegeln.

Langer Atem

Jesus ähnlich werden, das passiert nicht über Nacht. Es ist ein Prozess, an dem wir massgeblich beteiligt sind und der nie abgeschlossen ist – zumindest nicht auf der Erde. Darum: Wer werden will wie Jesus, der muss Weitblick und einen langen Atem haben. Ohne den Blick auf das Ziel und die nötige Ausdauer wirft man sonst nur allzu schnell entmutigt das Handtuch. Deshalb hier ein paar Tipps, wie ein Jünger Jesu Stolpersteine erkennt und ihnen frühzeitig ausweichen kann:

1. Nutzen Sie Gottes Kraftquelle!
Stellen Sie sich zwei Gefangene vor, die in einer Gefängniszelle sitzen. Diese Gefängniszelle hat nur ein kleines Fenster, durch welches lediglich wenige Lichtstrahlen eindringen. Die beiden Gefangenen sitzen dort tagein, tagaus und schauen auf dieses Fenster. Dabei schaut der eine nur auf die Gitterstäbe, die stumme und hässliche Zeugen seiner Lebensrealität sind. Von Tag zu Tag wird er mutloser. Er verliert jede Hoffnung, jede Zukunftsperspektive, jeden Sinn. Der andere schaut an den Gitterstäben vorbei auf die Sterne, die am fernen Himmel zu sehen sind. Er fängt an nachzudenken über den Tag, an dem er einmal frei sein wird und es kommen Hoffnung, Erwartung und Freude bei ihm auf. Beide Männer schauen auf dasselbe Fenster. Doch der eine blickt kurzsichtig auf das, was direkt vor Augen ist, der andere weitsichtig auf das, was kommen wird. Diese unterschiedliche Sichtweise macht den einen grossen Unterschied aus. Auch wir sind oft Gefangene unserer selbst, doch wir können von uns und unseren Grenzen wegschauen und auf Gott und seine unbegrenzten Möglichkeiten hinschauen.

2. Setzen Sie Erkanntes um!
Psychologen führten einmal ein Experiment durch, mit dem sie zeigen wollten, wie ein Mensch mit Gruppenzwang umgeht. Dieser Test verlief folgendermassen: Gruppen von je zehn Leuten wurden in ein Zimmer geführt, in dem mehrere Tafeln hingen, die unterschiedlich lange Linien zeigten. Sie wurden aufgefordert, dann ihre Hand zu heben, wenn der Versuchsleiter auf die längste Linie zeigen würde. Was einer aus der Gruppe nicht wusste, war, dass die anderen neun im Vorfeld angewiesen worden waren, ihre Hand dann zu heben, wenn auf die zweitlängste Linie gezeigt würde. Wie würde die eine Person reagieren, wenn sie von mehreren umgeben ist, die gegen die Fakten stimmten? Der Test begann. Immer, wenn die Mehrheit für die zweitlängste Linie stimmte, schaute sich die übrig gebliebene Versuchsperson zwar etwas verdutzt um, hob aber mit der Gruppe die Hand. Diese Anpassung an die Mehrheit wurde in zirka 75 Prozent der Fälle beobachtet. Und das nur, weil die betreffende Person nicht den Mut hatte, gegen die anderen zu stimmen. Viele von uns bewerten Anerkennung höher als die Wahrheit. Doch wer Jesus folgen will, ignoriert nicht, was er als richtig und gut erkannt hat, nur weil er in der Minderheit ist, sondern verfolgt sein Ziel mit Mut und Treue.

3. Behalten Sie das grosse Ziel vor Augen!
Der schottische Prediger Oswald Chambers sagte: „Die Alltagsarbeit – die ganz gewöhnlichen, schmutzigen Dinge – ist einer der feinsten Prüfsteine für den Charakter. Wir müssen in den gewöhnlichen Dingen aussergewöhnlich sein; wir müssen in den elenden Vierteln unter ärmlichen Leuten heilig sein – und das lernt sich nicht in fünf Minuten.” Wenn Sie das beherzigen, dann verlieren Sie weder durch das Schöne, noch durch das Unangenehme, das täglich auf Sie einstürzt, Gottes Ziel mit Ihnen aus den Augen. Mitten in der rauen Wirklichkeit – zwischen überfüllten Schreibtischen und Wäschekörben – geschieht das Wunder: Genau hier werden wir von Tag zu Tag „... mehr und mehr in sein Bild” verwandelt und bekommen „mehr und mehr Anteil an seiner Herrlichkeit. Und all das „bewirkt der Herr durch seinen Geist” (Die Bibel, 2. Korinther 3,18). Wer Jesus folgt, braucht diesen grossen Zusammenhang, den Mut machenden Blick in die Zukunft, um sich an seinen Grenzen nicht aufzureiben.

4. Verlieren Sie sich nicht im Alltag!
Bleiben Sie innerlich frei. Das heisst: nicht gefangen sein, nicht gefesselt, nicht total verplant, nicht total fixiert sein auf irgendetwas oder irgendjemand. Es gibt ein gutes Sich-Sorgen, aber sich falsche Sorgen machen heisst, Dingen nachgehen, die nicht von Nöten sind und uns von der Hauptsache ablenken.

Leben Sie ungeteilt. Gott wünscht sich, dass wir in allen Rollen, die wir zu erfüllen haben, mit unserem Herzen ganz bei ihm sind, denn in erster Linie sind wir Kinder Gottes! Wenn wir unsere Rolle als Kind Gottes immer voranstellen, leben wir gemäss unserer Berufung: Wir spiegeln Gottes Art in allen Lebensbereichen wider.

Lassen Sie sich nicht von Trauer gefangen nehmen. Wenn uns eine „Unregelmässigkeit” oder gar ein Unglück trifft, ist die erste Reaktion ist häufig: „Warum ich? Warum so? Warum jetzt?” Natürlich gibt es eine Zeit zum Trauern. Doch wenn wir uns von Trauer überwältigen lassen, verlieren wir den Weitblick. Wir vergessen, dass Gott schon längst Lösungen hat und uns helfen will. Ein Mensch, der sein Leben mit Weitblick betrachtet, kann sagen: „Ja, ich habe ein Problem, vielleicht sogar ein dickes Problem! Aber kein Problem ist grösser als Gott!”

Lassen Sie sich nicht von Freude gefangen nehmen. Es mag komisch klingen, doch auch Freude kann uns vom Eigentlichen ablenken. Gott freut sich mit uns, wenn wir glücklich sind – aber er möchte dennoch nicht, dass wir uns in der Freude über irgendwelche Dinge wie Geld, Haus, Kind, Partner usw. vollkommen verlieren.

Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm

Warum aber sagt Gott das alles? Warum legt er es uns so sehr ans Herz, uns nicht mit Mittelmässigkeit und dem gängigen Status Quo zufrieden zu geben? Weil er nicht will, dass unser Leben „am Ziel vorbei gleitet” (Die Bibel, Hebräer 2,1). Schliesslich hat er Grosses mit uns vor: In einer Welt, die ihn nicht kennt, sollen seine Nachfolger, „die Wohltaten dessen verkündigen”, der sie „aus der Dunkelheit in sein wunderbares Licht” gerufen hat (Die Bibel, 1. Petrus 2,9). Um Menschen zu Jesus zu führen, ist Charakter gefragt. Gottes Charakter. „Der Apfel fällt nicht weil vom Stamm”, sagt das Sprichwort. Christen sind Gottes Empfehlungsschreiben an die Welt. Charles H. Spurgeon hat es einmal auf den Punkt gebracht: „So wie die Menschen in ein Schaufenster blicken, um zu sehen, was es in einem Laden zu kaufen gibt, so schauen sie auch in dein Gesicht, um zu sehen, was tief in deinem Herzen wohnt.”

Autorin: Doris Schulte, Referentin bei Frühstückstreffen für Frauen und Buchautorin.

Datum: 12.12.2005

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