Die Qual der Wahl: Was willst du, Gott?

Der Jahreswechsel steht vor der Tür. Und mit ihm jede Menge neue Pläne und Hoffnungen. Entscheidungen müssen getroffen werden. Wichtige und unwichtige. So richtig kompliziert wird es, wenn wir uns zu all dem auch noch fragen, was Gott von uns will: Will er, dass ich eine neue Arbeitsstelle antrete? Will er, dass ich heirate oder soll ich Single bleiben? Will er, dass ich umziehe?

Was ist Gottes Wille für mein Leben? Diese so wichtige Frage, die jeden umtreibt, der Jesus nachfolgen will, quälte die Autoren der Bibel erstaunlicherweise gar nicht so sehr. Der Apostel Paulus machte zu dem Thema eine grundsätzliche Aussage: "Weil ihr Gottes Barmherzigkeit erfahren habt, fordere ich euch auf, liebe Brüder, mit Leib und Leben für Gott da zu sein. Seid ein lebendiges und heiliges Opfer, das Gott gefällt. Einen solchen Gottesdienst erwartet er von euch. Nehmt nicht die Forderungen dieser Welt zum Massstab, sondern ändert euch, indem ihr euch an Gottes Massstäben orientiert. Nur dann könnt ihr beurteilen, was Gottes Wille ist, was gut und vollkommen ist und was ihm gefällt." (Die Bibel, Römer 12,1-2).

Zwischen Wissen und Tun

Der Wille Gottes ist also erst einmal nicht etwas, das wir erst mühsam herausfinden müssen. Nein, er ist offensichtlich: Es ist sein Wille, dass wir unsere Sünden bekennen, an die Bibel glauben, seine Gebote befolgen und - besonders wichtig! -, dass wir ihn und einander lieben. In den seltenen Momenten, in denen ich völlig ehrlich mit mir bin, wird mir klar, dass meine verkrampften Versuche, Gottes Willen zu erkennen, mich davon abhalten, mich den wirklich wichtigen Dingen zu stellen. Mein Problem ist nämlich nicht, dass ich den Willen Gottes nicht kenne - sondern dass ich den Willen Gottes, den ich bereits kenne, nicht tue. Es ist nicht Unwissenheit, die mich plagt, es ist oft mein mangelndes Vertrauen.

Das Problem mit der Zeit

Es mag uns schwer fallen, den Willen Gottes für unser Leben zuerkennen, weil wir das biblische Prinzip von Zeit missverstanden haben. Gott lebt in der Ewigkeit und ist nicht an die Zeit gebunden. Alle Zeiten sind Gegenwart für ihn. Nur für unser Empfinden gibt es daneben eine Vergangenheit und eine Zukunft. Und genau das wird für uns zum Problem.

Wie wir die Zeit betrachten, beeinflusst, wie wir den Willen Gottes verstehen. Wenn wir den Willen Gottes gedanklich mit einer falschen Entscheidung aus der Vergangenheit verbinden, plagt uns meistens Reue: "Wenn ich doch nur nicht diesen Job angenommen hätte." "Wenn ich doch nur nicht so schnell und unüberlegt geheiratet hätte." Und ganz schnell glauben wir, dass wir den Willen Gottes für unser Leben auf Grund jener falschen Entscheidung verpasst haben. Verbinden wir andererseits den Willen Gottes mit einer Entscheidung, die wir noch in der Zukunft treffen müssen, dann beginnen uns schnell die Sorgen zu zerfressen. Was, wenn Gott keine klare Richtung vorgibt? Was, wenn all unsere Möglichkeiten gut sind, von denen jede Gottes Wille sein könnte? Was, wenn wir die falsche Entscheidung treffen?

Mit der Vergangenheit leben

Doch wenn wir den Willen Gottes mit Entscheidungen verbinden, die wir in der Gegenwart treffen müssen, leiten wir all unsere Energien in das Jetzt und Heute, um das vom Willen Gottes umzusetzen, was wir bereits kennen. Mehr noch: Wir können leichter mit der Vergangenheit leben. Denn obwohl wir sie nicht mehr rückgängig machen können, können wir immer noch entscheiden, wie wir mit ihr umgehen. Nur Gott kann uns vergangene Sünden vergeben und uns von der Vergangenheit erlösen, indem er sie als Werkzeug benutzt, um uns zu verändern. Ein Mensch kann für vergangene Verbrechen im Gefängnis sitzen und dennoch den Willen Gottes in der Gegenwart tun. Ähnlich ist es mit der Zukunft: Natürlich können wir nichts tun, um sie zu kontrollieren. Doch dass wir uns ständig Sorgen machen, wird die Zukunft nicht verändern. Sorgen können uns höchstens davon abhalten, das Einzige zu tun, was uns Einfluss auf die Zukunft verspricht: Uns in der Gegenwart auf sie vorzubereiten.

Ja oder nein?

Dennoch: Dass Entscheidungen getroffen werden müssen, ist klar. Und dass der Wille Gottes manchmal unklar ist, ist ebenso offensichtlich. Was tun? Wir können bezüglich unserer Zukunft ganz frei unsere Entscheidungen treffen und darauf vertrauen, dass sie dem Willen Gottes entsprechen - vorausgesetzt, wir erfüllen unseren Teil der Bedingungen:

1. Geben Sie Gott den ersten Platz! Das wichtigste Prinzip: Wir sollen Gott den ersten Platz in unserem Leben geben. Wir sollten dafür beten, dass er uns seinen Willen zeigt. Wir sollten uns Ratschläge von erfahrenen Christen holen. Wir sollten auf Gott warten, an Weisheit wachsen, über das Wort Gottes nachdenken und Gott anbeten. Das alles ist bereits der Wille Gottes. Gott zu suchen, um seinen Willen zu erkennen, ist erst einmal zweitrangig. Doch Gott selbst zu suchen ist der wichtigste Sinn unseres Lebens.

2. Folgen Sie Ihrer Bestimmung! Dabei geht es um mehr als nur einem speziellen Beruf oder einer Karriere. Ich zum Beispiel bin Witwer und Vater. Die Umstände zwingen mich dazu, meinen Haushalt allein zu führen und meinen drei Kindern ein Vater zu sein. Dazu bin ich auch ein aktives Mitglied meiner Kirche und Universitätsprofessor. Und mir liegt der Kontakt mit der jüngeren Generation am Herzen. Um in diesem Fall Gottes Willen zu tun, muss ich Entscheidungen treffen, die meinen verschiedenen Verantwortungen gerecht werden. Ich kann nicht guten Gewissens etwas tun, dem ich zum Beispiel das Wohlergehen meiner Kinder opfern müsste.

3. Hören Sie auf Gottes Wort! Die Bibel setzt ethisch-moralische Grenzen. So ist es zum Beispiel bestimmt nicht Gottes Wille, dass ich Anwalt werde, wenn ich dabei von Gier und Stolz angetrieben werde, obwohl der Beruf des Anwalts selbst durchaus ehrbar ist.

4. Seien Sie offen gegenüber Gottes Eingreifen! Manchmal spricht Gott tatsächlich sehr klar und deutlich über unsere Zukunft zu uns und zeigt uns, was wir tun sollten. Zum Beispiel, in dem sich im übertragenen Sinn Türen schliessen oder öffnen. Oder durch Intuition, indem wir einfach wissen, was wir tun sollen. Oder auch durch einen Traum oder eine Vision. Wenn Gott so klar spricht, müssen wir für ihn offen sein und bereit sein zu tun, was er befiehlt.

5. Vertrauen Sie weiter! Wenn Gott schweigt, heisst das nicht dass wir ihm gleichgültig sind. Ich bin überzeugt, dass Gott deutlich wird, wenn es wirklich sein muss.

Die Freiheit, Gottes Willen zu tun

Gottes Wille hat sich uns in der Bibel offenbart. Doch selbst dann, wenn die Menschen ihn ignorieren, kann Gott die Dinge noch immer zu einem grossartigen Ende führen. Und auch wir werden Gottes grossen Plan verstehen, wenn wir im Himmel einmal alle Dinge aus seiner Perspektive betrachten können. Bis dahin haben wir an jedem Tag neu die Möglichkeit, seinen guten Willen zu tun.

Mehr zum Thema:
www.jahreswechsel.livenet.ch
www.ratgeber.jesus.ch

Autor: Gerald L. Sittser, verwitwet, Professor für Geschichte und Vater dreier Kinder

Datum: 27.12.2005
Quelle: Neues Leben

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