Bevor die Steine schreien

Michael Freund

«Die Diplomatie hat versagt. Die Politik hat uns enttäuscht. Und die Welt hasst uns.» So schreibt Michael Freund, Direktor der jüdischen Rückkehrer Organisation «Amishav» in der «Jerusalem Post». Doch er weiss einen überraschenden Ausweg.

„Wir setzten unser Vertrauen in Menschen und das war vielleicht der grösste Fehler. Es ist niemand da, dem wir trauen können, Keiner ausser Gott. Es mag dumm oder naiv tönen, aber weder Hightech-know-how, noch militärische Stärke, noch wissenschaftliches Vorgehen haben Erfolg gehabt, Israel aus seiner dauernden Klemme herauszuziehen. Die modernen Lösungen haben nichts gebracht. Warum also nicht zur Weisheit von früher zurückkehren?“ Fragt Freund. Er ruft Christen und Juden auf, für Israel zu beten.

Livenet.ch: „In der «Jerusalem Post» publizierten Sie zweimal einen Text, der den Titel «Call to Psalms» trägt. Sie rufen darin Christen und Juden zum Gebet für Israel auf. Wie wurde das hier aufgenommen?“
Michael Freund: Ich versuchte darin herauszuarbeiten, dass das Gebet ein grundlegendes Werkzeug ist, das jeder von uns hat, um etwas für Israel zu tun. Ob man ein Jude oder Christ ist, was immer das Glaubenssystem ist, Gott, der die Erde und jeden von uns kreierte, hat uns die Möglichkeit gegeben, sich im Gebet an ihn zu wenden und im Zwiegespräch mit ihm zu verstehen, was wir als Menschen planen und tun sollen. Wenn wir zu ihm beten erlaubt er uns die Realität zu verändern. Durch die Kraft des Gebets und unserer Herzen.“

Ich will die Leute ermutigen die sich um Israel sorgen. Sie sollen sich nie kraftlos fühlen, denn da ist etwas, das sie tun können und das jeder von uns tun kann das von Gott gesegnet ist. Es ist so einfach, du kannst es am Morgen oder in der Nacht tun. In der Behaglichkeit zuhause in einer Synagoge oder Kirche. Wann immer man sich danach fühlt, kann man sich an Gott wenden und für Israel beten. Und ich denke, dass wir das häufiger bewusst tun müssen. Ich erhielt Reaktionen aus der ganzen Welt. E-Mails, Telefonanrufe aus Deutschland, Holland und den USA. Von Juden und Christen. Ich hörte, dass Leute Gebetsgruppen in ihren Kirchen organisieren, sie entschieden sich, einen jährlichen Gebetstag zugunsten Israels in ihrer Gemeinschaft zu organisieren. Und ich rufe auch die Leser hier auf, das gleiche zu tun. Nie aufzugeben und nie zu verzweifeln. Und zu wissen, dass Gott immer bereit ist, unsere Gebete zu hören. Alles war wir tun müssen, ist ein erster Schritt zu Gott zu gehen, dann können wir Dinge durch unser Gebet ändern.

Sehen Sie schon Auswirkungen? Dass es zum Beispiel leichter geworden ist, den Stamm Manasse zurückzubringen?
Ich verbinde nie jemandes spezielles Gebet mit einem speziellen, politischen Ereignis. Es sind wohl Zeichen der Verbesserung vorhanden. Und ich denke, dass ein Teil davon die Folgen der Gebete sind. Die unzähligen Freunde und Unterstützer, Juden und Nichtjuden die da draussen beten wissen wohl, dass ihr Gott lebendig ist. Ich glaube auch, dass das Gebet eine Rolle spielt, beim öffnen der Tore für den Stamm Manasse.

Das Buch Samuel ist für die Juden über die Jahrhunderte hinweg immer eine Quelle des Trostes gewesen. Gerade in den Zeiten nationaler Tragödien und Traumas. So ist es bis heute geblieben. Zum Beispiel seit dem Beginn der palästinensischen Terrorkampagnen oder der Intifada. Viele Synagogen rund um die Welt und hier in Israel wiederholen jede Woche verschiedene Kapitel von Samuel am Sabbat und finden darin Trost und Hoffnung. Denn Samuel bedeutet den Juden eine tiefe Verbindung zu Gott. Sein Wort verbürgt, dass Gott immer da ist und uns schützt. Darum nahm ich Bezug auf Samuel. Es ist eine schöne, poetische Sprache, mit der jede Person, religiös oder spirituell, sich identifizieren kann und in der man viel Kraft findet.

Sie rufen Juden wie Christen gemeinsam zum Gebet auf, führt das nicht zu Spannungen?
Ich sehe da keine Probleme. Ich versuche klarzumachen, dass ich niemanden aufrufe, seinen Glauben oder das Gebetssystem zu wechseln. Juden sollen als Juden beten, Christen als Christen. Ich suggeriere nicht, dass etwa Juden und Christen gemeinsam in einer Synagoge oder zusammen am Sonntag in einer Kirche beten sollen. Beide sollen in ihren eigenen Religionssystemen und Glaubenskonzepten bleiben und für Israel beten. Das kann doch keinen stören.

Kennen Sie palästinensische Christen?
„Ich kenne da fast niemanden ausser Walid Shoebat. Er war früher PLO-Terrorist und konvertierte vom Islam zum Christentum. Für ihn sei es eine gute Sache, er bete für Israel und versuche dieses Anliegen weiterzugeben, sagte er mir. Aber ausser durch ihn habe ich keinen Bezug zu palästinensischen Christen.

Wie sieht es aus mit Christen aus anderen muslimischen Ländern?
Auch da muss ich passen, denn ich kenne auch hier niemanden persönlich. Ich habe von ihnen auch keine Feedbacks. Ich weiss natürlich nicht, wie viele Menschen in arabischen Ländern die Jerusalem Post lesen. Wir wissen natürlich, dass in Teilen der arabischen Welt Christen belästigt werden oder dass es ihnen verboten ist, ihren Glauben auszuüben. Ich denke, dass sich manche vor Vergeltungen ihrer Regierungen fürchten, wenn sie sich mit Israel oder den Juden solidarisieren. Darum leben sie ihren Glauben im Stillen, was ich gut verstehe.

Wie sehen Sie die Zukunft Ihrer Organisation?
Ich plane die Arbeit fortzusetzen und Gruppen wie die Bnej Menashe (den Stamm Manasse) zu unterstützen. So lange mir Gott die Möglichkeit, Kraft und Gesundheit gibt, werde ich dies tun. Ich denke, dies ist der Grund, warum ich auf diese Erde gestellt wurde, das ist mein Ruf. Also werden wir unsere Aktivität fortsetzten. Wenn ihre Leser mehr herausfinden möchten, so kann man sich bei uns melden. Wir stellen gerne Informationen zur Verfügung, über unsere Arbeit generell oder diejenige mit den Bnej Menashe oder allgemein über die zehn verlorenen Stämme Israels.

Bisherige Artikel der Serie:
2700 Jahre im Exil – jetzt dürfen die Söhne Manasse heim
Söhne Israels in Afghanistan

Datum: 21.10.2004
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet.ch

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