Mitten im Nahostkonflikt aufeinander zugehen: Nichts ist wichtiger als das Bürgerrecht bei Gott

Symbol der jüdisch-chrsitlichen Versöhnungsarbeit
Salim and Kay Munayer, Leiter der Musalaha-Arbeit

Bethlehem - Gewalt, Hass und Verbitterung machen es Israelis wie Palästinensern sehr schwer, auf der anderen Seite noch Menschen zu sehen. Doch es gibt weiterhin Brückenbauer; zu ihnen gehören die Leute der christlichen Versöhnungsarbeit 'Musalaha' (das arabische Wort bedeutet Versöhnung). "Die Geschichte einmal von der anderen Seite zu sehen, hat mir geholfen, Mitleid zu empfinden." Dies schreibt Sandy Shoshani, eine messianische Jüdin aus Maale Adumim östlich von Jerusalem, nach einem Treffen mit palästinensischen Christen im neusten Musalaha-Rundbrief. "Der Glaube der arabischen Geschwister und ihre Liebe für das Evangelium haben mich sehr berührt. Der Gedanke war nicht neu, dass das Reich Gottes unser eigentliches Zuhause ist, aber die Konferenz hat dieses Bild noch ausgemalt. Seither passen wir sorgfältig auf, dass nichts wichtiger wird als dieses Bürgerrecht bei Gott."

Für Salwa Salman, eine palästinensische Christin aus Beth Jala bei Jerusalem, war es ein Wunder, dass sie und ihre Familie überhaupt teilnehmen konnten (zur Zeit der Belagerung der Geburtskirche in Bethlehem). "Wir mussten mit unseren Taschen über Erdwälle steigen, um nach Jerusalem zu gelangen." Das Treffen fand wegen der Kontrollen und Einschränkungen in - Holland statt!

Salwa Salman spürte einen Geist der Liebe und Einheit. "In den Gebetszeiten konnten wir uns über die Situation austauschen. Es war hart, wieder in unser Land zurückzukehren und uns wieder den Schwierigkeiten zu stellen. Aber jetzt sehe ich, dass es auch für die andere Seite schwierig ist. Immer wieder stellen wir die politische Lage in Frage, aber in Holland konnten wir über das, was zwischen Israelis und Palästinensern vorgeht, reden. Dadurch sehen wir klarer und es ist viel einfacher, für einander zu beten."

Salwa Salman spricht von veränderten Beziehungen: "Wir bleiben telefonisch in Kontakt. Einige Familien, die mit uns in Holland waren, haben uns besucht und Hilfe geleistet (Lebensmittel und Geld). Das war für uns eine ganz besondere Erfahrung."

Der Leiter der Musalaha-Arbeit, der palästinensische Theologe Salim Munayer, schreibt, dass der Versöhnungsgedanke nicht populär ist. "Diejenigen, die Beziehungen zu den 'Feinden' aufbauen wollen, erhalten dafür nur selten Anerkennung von ihrem eigenen Volk. Eher vermutet man Verrat und Unterminierung der eigenen Interessen und der eigenen Identität. Das Misstrauen ist allgegenwärtig, die Angst wächst, das Vertrauen ist verloren. Für die meisten hat Versöhnung in dieser Zeit keinen Platz. Jetzt ist Selbstschutz gefragt. Es herrscht die fatalistische Haltung vor, dass schon Generationen vor uns in Kriegen gekämpft haben und dass das vorläufig nicht anders wird."

Um die logistischen Hürden für Treffen zwischen messianischen (christusgläubigen) Juden und palästinensischen Christen zu lösen, wird 'Musalaha' laut Munayer immer kreativer. Man weicht ins Ausland aus; so gab es neben dem Treffen in Holland auch einen Wüstentrip für Studenten in Jordanien. Dort lernten die Teilnehmer laut einem Bericht, "was es bedeutet, in der Wüste zu sein: alles, was einem wichtig ist, loslassen zu müssen, damit wir Gott hören können". Die Aehnlichkeit der hebräischen Worte für Wüste 'midbar' und für reden 'dabar' ergibt einen tiefen Sinn:

"Die Bibel redet zu uns, wenn wir bereit sind, zu fragen, zu hören und zu tun... Für mich ging es in diesen Tagen um Verantwortung - meine Fehler aus der Vergangenheit anzuerkennen, einzugestehen, dass ich vor Gottes leisen Stimme davongelaufen bin. Er möchte mich verändert sehen und ich glaube, dass Er mir auf der schwierigen, aber befreienden Wegstrecke, die vor mir liegt, helfen will. An unserer Liebe werden Christen erkannt."

In den Treffen, die Musalaha organisiert, spielt die Anbetung eine grosse Rolle. Sie stellt auch eine besondere Herausforderung dar: "Meistens schweigt die eine Seite (während die andere in ihrer Sprache singt), weil sie den Text weder verstehen noch aussprechen können. Manchmal ist es aber ein besonderer Ausdruck der Einheit, gemeinsam Lieder in der Sprache des 'Feindes' zu hören und zu singen. Darum erstellen Musiker, Mitarbeiter und Volontäre von Musalaha nun ein dreisprachiges Liederbuch (hebräisch, arabisch, englisch).

Der Leiter Salim Munayer ist nach einem schwierigen halben Jahr zuversichtlich: "Immer wenn es so aussah, als ob wir unsere Aktivitäten aufgrund der politischen Spaltung zurückschrauben müssen, war doch die Anzahl der Veranstaltungen und die Zahl der Teilnehmer höher als vorher... Auch unter ungeheurem Druck kommen die Gläubigen zusammen, wollen einander helfen und nahe sein. Daran wird zweierlei deutlich. Erstens: Gottes Geist ist lebendig und wirkt unter den Gläubigen. Und zweitens: Die Gläubigen gehorchen dem Gebot, Glieder am Leib des Messias zu sein."

Datum: 29.06.2002

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