Juden begegnen, aber ausgewogen

Unsere Haltung gegenüber dem jüdischen Volk muss ausgewogen sein. Christen sollten Juden nicht verachten, aber auch nicht vergöttern. Juden dürfen nicht in einer Form von ,christlichem' Antisemitismus abgelehnt werden. Genauso falsch wäre es, sie zu verherrlichen in einer Art von umgekehrtem Rassismus, der eine jüdische Person näher bei Gott sieht, bloss weil sie der Abstammung nach jüdisch ist.

Christen haben durch die Haltung, die sie den Juden gegenüber eingenommen haben, viel Extremismus und Verwirrung an den Tag gelegt. Ein Extrem ist die "Gemeinde-Ersatz"-Lehre. Sie besagt, dass Gott seine Absichten mit der Nation Israels zugunsten der Kirche als nicht-jüdischer Institution aufgegeben hat. Damit wird das jüdische Volk zu einer verworfenen Rasse in einem verfluchten Zustand degradiert. Das andere Extrem zeigt sich in der "Zwei Bünde"-Doktrin. Nach dieser verfährt Gott auf ganz besondere Weise mit dem jüdischen Volk, vor allem durch das mosaische Gesetz und den Bund mit Abraham. Das geht so weit, dass Juden gar nicht mehr an Jesus als ihren Messias zu glauben brauchen, um gerettet zu werden.

Einige Christen lehnen es ab, dass Gott Israel erwählt hat. Sie verwerfen die Rolle, die Gott Israel zugedacht hat und legen die Bibel so aus, indem sie die vielen Stellen übergehen, wo die Wichtigkeit von Israels Wiederherstellung und Erneuerung beschrieben wird. Andere Christen überreagieren in die entgegengesetzte Richtung. Sie sind so bezaubert vom jüdischen Volk, dass sie selbst Juden zu sein wünschen. Einige gehen gar so weit, dass sie Anzeichen einer jüdischen Abstammung in ihrem Stammbaum erfinden und vorgeben, sie seien Juden. Beide Arten von Reaktionen sind falsch. Die Rolle des jüdischen Volkes muss biblisch ausgewogen betrachtet werden. "Hinsichtlich des Evangeliums sind sie zwar Feinde um euretwillen, hinsichtlich der Auserwählten aber Geliebte um der Väter willen. Denn die Gnadengaben und die Berufung Gottes sind unbereubar." (Römer 11,28-29) Beides - ein positives und ein negatives Element - existiert in der Geschichte der Juden. Das negative Element ist, dass sie der Verkündigung des Evangeliums dauernd Widerstand geleistet haben. Dieser Widerstand stammt einerseits von religiösen Einwänden des orthodoxen Judentums gegen den christlichen Anspruch, dass Jesus der Messias ist, andererseits von den Forderungen liberaler jüdischer Humanisten, die jede Art von Religion von einer säkularen Gesellschaft getrennt wissen wollen. Das positive Element ist die vielseitige Geschichte des jüdischen Volkes als Verwalter der Bündnisse und Offenbarungen Gottes (vgl. Römer 9,4-5). Gott hat das jüdische Volk berufen, eine priesterliche Rasse zu sein unter den Nationen. Wir Juden waren dieser Berufung weithin ungehorsam, aber die Berufung Gottes bleibt dieselbe. Letzten Endes wird Gott dafür sorgen, dass sich diese Berufung für die Juden erfüllt.


Asher Intrater, Generalsekretär der messianisch-jüdischen Allianz in Israel.

Datum: 29.03.2002
Quelle: Christliches Zeugnis

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