Der Minister für religiöse Angelegenheiten der neuen Regierung
im Sudan hat angekündigt, dass der Besitz von Christen, der unter Al-Bashir
konfisziert wurde, zurückgegeben werden wird. Auch Juden wurden eingeladen, ins
Land zurückzukehren.
Nasr al-Din Mufreh
Nasr al-Din Mufreh
wurde am letzten Sonntag in der internationalen arabischen Zeitung Asharq
Al-Awsat mit der Feststellung zitiert: «Unter dem Regime des früheren
Präsidenten Omar al-Bashir wurden Christen verfolgt und mussten sehr schlimme
Praktiken erdulden». Er kündete an, gestohlenes Eigentum von Christen würde durch Gerichtsbeschlüsse
wieder zurückgegeben werden. Bereits im September hatte er mitgeteilt, dass
enteigneter kirchlicher Besitz wiedererstattet wird.
«Christen keine Minderheit»
Al-Awsat lud ebenfalls
vertriebene Juden ein, in den Sudan zurückzukehren, wie er es bereits im
September - unter harscher Kritik muslimischer Hardliner - getan hatte. «Christen
und Menschen anderen Glaubens sind frei, ihren Glauben im Sudan zu
praktizieren», hielt der Minister fest.
«Christen sind
Sudanesen, und ihre Religion ist himmlisch mit ihren Werten und
Glaubensvorstellungen», erklärte Mufreh gegenüber der Zeitung. Die Christen
hätten eine solche Präsenz im Sudan, dass man sie nicht als Minderheit
bezeichnen solle. Damit hoffen sudanesische Christen, dass nach der jahrelangen
islamistisch motivierten Schreckensherrschaft von Ex-Präsident Al-Bashir eine neue Ära
begonnen hat. Nachdem er abgesetzt worden war, wurde das Land zunächst von
einem Militärrat regiert. Nach intensiven Protesten wurde schliesslich am 8.
September eine Übergangsregierung aus zivilen und Militärpersonen eingerichtet
– mit der Perspektive, dass in drei Jahren eine voll zivile Regierung
demokratisch gewählt werden soll.
Terrorismus und Extremismus bekämpfen
Der neue
Premierminister, der Ökonom Abdalla Hamdok, erklärte, es sei eine «echte
Herausforderung», jahrelange Korruption und einen «tiefen islamistischen
Zustand» auszurotten, den Bashir in 30 Jahren im Land verwurzelt hatte.
Religionsminister Mufreh will mit seinem Ministerium Terrorismus, Extremismus und
«Takfiri», also die Bestrafung für das Verlassen des Islam, bekämpfen. «Die
sudanesische islamistische Bewegung ist im politischen und Alltagsleben
besiegt», erklärte Mufreh. Der Islamische Staat (IS) habe keine Zellen im Land;
allerdings würden eine Anzahl islamistischer Elemente radikale Ideen in
Moscheen verbreiten. «Aber wir werden diese Moscheen überwachen und ernsthaft
ermahnen, sich zu mässigen und den Extremismus zu bekämpfen», erklärte er in der
arabischsprachigen Zeitung. Mufreh war bisher Leiter der Al-Ansar-Moschee im
Süden von Khartoum.
Der Sudan stand bisher auf dem Weltverfolgungsindex von Open Doors an vierter Stelle - eine Platzierung, die sich nun deutlich verbessern dürfte.