Ausserirdische

Erlösung aus dem All?

Religiöse Sehnsüchte gehören zur Natur des Menschen. Glaubende an Ausserirdische halten sich nicht für religiös, sondern für «wissenschaftlich». Andererseits gibt es ein emotionales Manko in der Welt, den ein trostloser Rationalismus nicht sättigen kann. Die Folge ist ein unersättlicher Hunger nach allem, was aussergewöhnlich ist.
Sehnsucht nach Erlösung aus dem All.

Ich glaube auch, dass es UFOs gibt. Nur, was dahintersteckt interpretiere ich anders. Deshalb werden UFOs aber keine Ersatzreligion für mich. Aber sag das einem UFO-Anhänger, dass er einer Art Ersatzreligion anhängt - er wird einem an die Gurgel gehen, weil er sich ja für rational denkend hält.

Die UFO-Gläubigkeit bereitet sich halt dennoch wie eine Ersatzreligion rund um den Globus aus: Hunderte Filme, tausende Bücher und hunderttausende Zeitungsartikel finden ihr überzeugtes oder zweifelndes Publikum.

Ausserirdische werden in diesen Veröffentlichungen entweder zu rettenden Friedensaposteln oder zu strafenden Rachengeln erklärt. Nachdem in den früheren Filmen und Büchern Ausserirdische noch als todbringende Monster gezeichnet wurden, setzte sich nun immer mehr die Botschaft durch, dass UFOs Hilfe bringen, dass sie freundliche Brüder sind.

Doch eine Ersatzreligion?

Der Soziologen Gerald Eberlein behauptet: «Wissenschaftliche Untersuchungen ergaben, dass Menschen die keiner Glaubensgemeinschaft angehören, aber doch zum Religiösen neigen, besonders empfänglich für den Gedanken sind, dass es möglich ist, dass Ausserirdische existieren. Für diese Menschen kann die Ufologie eine Ersatzreligion werden.»

Auch Rudolf Henke vom «Forum Parawissenschaften», ein weiterer Skeptiker, der sich auf die Untersuchung von UFO-Fällen spezialisiert hat, berichtet über eine von ihm finanzierte demographische Untersuchung, die er zusammen mit zwei österreichischen Psychologen durchführte. Die Resultate scheinen die Auffassung zu stützen, dass der Glaube an UFOs eine Ersatzreligion darstellen kann. Im Vergleich zu den skeptisch eingestellten Leuten hatten die UFO-Gläubigen ihre Religionszugehörigkeit viel öfter gewechselt oder waren aus der Kirche ausgetreten.

Warum entwicklen sich UFO-Theorien nicht zu grösseren Religionen?

Aus der Sicht der Forschung zur Religion gibt es eine interessante Fragestellung: Wenn doch immer wieder populäre UFO-Mythologien entstehen - warum wurden diese bislang nicht zu echten Konkurrenten etablierter Religionen? Aus einigen gingen immerhin kleine Religionsgemeinschaften wie die Raelianer hervor, in wenigen Fällen kam es auch zu furchtbaren Scheitern, wie der Massenselbstmord der Gruppe «Heaven's Gate». Aber es blieben immer Minderheiten.

Bisher ist das Hauptproblem von UFO-Theorien, dass sie sich ja gerade «nicht» als religiöse Erzählungen, sondern als wissenschaftliche Beobachtungen verstehen. Klassischer Religionen entwickeln seit Jahrhunderten immer wieder Deutungen, die mit dem Stand der Wissenschaft in Einklang gebracht werden können. UFO-Glaubende haben ihre festen Überzeugungen für nichtreligiös und wissenschaftlich. Die stehen fest und die Anhänger sichern sich gegen anderslautende Befunde durch das Urteil «Verschwörung» ab.

Sehnsucht nach Erlösung

Das Versagen der menschlichen Vernunft, die uns täglich in den Medien vorgeführt wird und die unüberschaubaren Gefahren durch Kriege, Terrorismus und Naturkatastrophen, macht alles bedrohlich. Es ist deshalb nicht überraschend, wenn alle möglichen Zeichen und Wunder im Himmel gesehen werden oder wenn ein wundersames Eingreifen vom Himmel erwartet wird, wo menschliche Mühe versagt. Fliegende Untertassen im Himmel hat man seit Urzeiten gesehen, aber die jetzige, überwältigende Häufung dieser Erscheinungen kam erst, als die Möglichkeit globaler Zerstörung entstand.

Mit anderen Worten: Das menschliche Herz produziert das, was es braucht. Das Herz hat Sehnsucht nach ausserirdischer Intervention, nach einer Erlösung, nach Beistand der vom Himmel kommt. Deswegen tönen Aussagen, wie beispielsweise aus der Fernsehserien «Akte X», wo es immer wieder um ausserirdisches Leben geht, wie ein Glaubensbekenntnis: «Die Wahrheit ist irgendwo da draussen.»

Datum: 28.05.2010
Autor: Bruno Graber
Quelle: Livenet.ch

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