Simson Junior und der rätselhafte Pharao – Teil 7

"Simson Junior und der rätselhafte Pharao" ist eine Fantasy-Geschichte, die sich an die biblische Person Simson anlehnt (nachzulesen in der Bibel, Richter, Kapitel 13-16). Lesen Sie hier den siebten und letzten Teil der Geschichte.
Simson erhascht eine Schrift mit Hieroglyphen. (Foto: pdphoto.com)

Die weiteren Teile der Geschichte finden Sie hier.

Margalit war unschlüssig. Sollte sie auf eigene Faust zurück zu den Rebellen und die Spur wieder aufnehmen? Mittlerweile war der Mond aufgegangen und tauchte die Landschaft in ein fahles Licht. Niemand war um diese Zeit mehr in der Wildnis anzutreffen; kein Bauer, kein Jäger, niemand. Ausgerechnet sie sollte sich den Gefahren der Nacht aussetzen?

Zurück zu den Eltern?

Auf einmal dachte sie an ihre Eltern. Sie würden sich inzwischen sicher grösste Sorgen um sie machen oder schon nach ihr suchen. Das wird ein Donnerwetter geben, wenn sie nach Hause kommt. Aber Zorah, ihr Heimatort, lag ebenfalls rund eine Stunde Fussweg entfernt, und auch dieser Weg führte durch menschenleere Einöde.

Ihre Geschichte würde man ihr ohnehin nicht glauben. Durch die Sache mit dem verkleideten Löwen hatten sie und Simson so gut wie allen Kredit verloren. Aber ihre Eltern waren die einzigen, an die sie sich jetzt noch wenden konnte. Irgendwie musste das einfach klappen. Es gab keinen anderen Weg.

Inzwischen hatte sie sich schon weit vom Armeestützpunkt entfernt. Der Schein der Fackeln verflüchtigte sich in ein fernes Flackern. Allein auf ihre Intuition vertrauend, folgte sie dem kaum wahrnehmbaren Pfad Richtung Westen, der sich zwischen hüfthohen Grasbüscheln, Gruppen dorniger Sträucher und vereinzelten Bäumen dahinschlängelte.

Unverhoffte Hilfe

Weit draussen im Feld schien sich etwas zu regen. Täuschte sie sich? Spielten ihr die spärlich beschienene Szenerie und ihre müden Augen nur einen Streich? Zuerst bemerkte sie die Bewegung nur aus den Augenwinkeln. Verunsichert blickte sie in diese Richtung und versuchte krampfhaft, Genaueres wahrzunehmen. Es gelang ihr nicht. Aber da musste etwas sein, irgend eine Sache, die nicht in diese Gegend passte. Etwas Befremdliches erfüllte die Luft; es war kein Wind, der mit den Baumwipfeln sein Spiel getrieben hätte.

Ihr wurde angst. Ein beklemmendes Gefühl beschlich sie. Aus dem Unterholz nicht weit vor ihr drang ein sanftes Rauschen, gleich einem tieftönenden Hauchen. Geräuschlos verliess Margalit den Pfad und näherte sich mit vorsichtigen Schritten dem Ort, wo diese Laute herkamen. Und dann sah sie es: das grünblaue Feuer.

Ein Schauder durchzog ihren ganzen Körper, und kalter Schweiss schoss aus ihren Poren. Entsetzt taumelte sie mehrere Schritte zurück. Schon sprach eine milde Stimme aus dem Feuer: "Hab keine Angst. Ich bin es; ich führe dich zu Simson." Sofort erkannte Mara diese Stimme wieder. Sie kam von niemand anderem als von dem Engel des Herrn. Das Feuer nährte sich nicht vom Unterholz; es schien frei in der Luft zu schweben. "Ich habe die Bedrängnis gesehen, die dein Land zu vernichten droht. Doch ich werde dir und Simson beistehen."

Auf zu Simson!

Einer Säule ähnlich glitt nun das Feuer eine kleine Strecke weiter und lud sie ein, ihm zu folgen. Geschmeidig ging es über jede Unebenheit am Boden hinweg. Mara vertraute sich ihm an. "So eine Feuersäule muss es gewesen sein, die meine Vorfahren aus der Sklaverei geführt hatte. Mein Vater hat es uns genau so überliefert", durchfuhr es Mara. "Jetzt habe ich so eine Säule in klein ganz für mich selber", dachte sie und lächelte insgeheim.

Aller Schrecken und alle Unruhe waren von ihr gewichen. Trotz ihrer nach wie vor misslichen Lage wusste sie sich nun geborgen. Sie schien laufen zu können, ohne müde zu werden. Ihr Herz schlug schnell wie kaum je in ihrem bisherigen Leben. Sicheren Schrittes zog sie mit ihrem göttlichen Pfadfinder durch die Steppe.

Wieviel Zeit vergangen war - Mara wusste es nicht. Längst war es tiefe Nacht, als Rauch in ihre Nase zog und sie ganz in ihrer Nähe ein Feuer entdeckte. Man hatte es auf tiefer Flamme gehalten. Rasch duckte sie sich. "Dort ist das Lager. Du findest Simson an einen Baum gebunden. Binde ihn los", befahl ihr der Bote.

"Hallo, Feinde! Seht ihr mich?"

Mara entsetzt: "Was soll ich machen?" Das Mädchen traute seinen Ohren nicht. "Die fallen über mich her, bevor ich dieses Lager überhaupt recht betreten habe!"
"Traust du mir so wenig zu?" fragte die Stimme. "Als Simson sich das erste Mal anpirschte, da verschloss ich der Schlange ihre Augen, damit sie ihn nicht entdeckt. Nun geh zu Simson, binde ihn los, und dann rennt zu euren Eltern. Alarmiert zusammen mit ihnen das Armeelager in Beth Shemesh. Dort wird man mit euren Hinweisen umzugehen wissen."

Simson wähnte sich von allen seinen Sinnen verlassen, als er Margalit plötzlich auf den Lagerplatz der Staatsfeinde zumarschieren sah. Mitten aus dem Dunkel war sie aufgetaucht und schritt geradewegs auf die Rebellen zu. Unfassbar! Warum versuchte sie nicht, sich anzuschleichen? In Sekunden würden die Verbrecher sie überwältigen, und dann sassen sie noch mehr in der Patsche. Simson war starr vor Schreck.

Nein, das war nicht möglich, was er da sah. Sicher würde dieser seltsame Wachtraum gleich zerplatzen und ihn wieder in die Realität entlassen. Aber die glockenhelle Stimme von Mara, die ihm im nächsten Augenblick entgegenschlug, war echt. Und für Simsons Ohren und Lage viel zu laut. "Hallo, du Held. Du hast dich ja ganz schön in die Patsche geritten!" Leibhaftig stand das Mädchen vor ihm und stubste mit seinem Zeigefinger keck auf seine Nase.

Fast wie auf Engels Flügel

"Die werden dich gleich niederringen. Sei still! Bist du verrückt?", flehte er sie an. Er konnte es nur schwer unterdrücken, sie genauso laut anzuschreien. Simson war entsetzt.
"Wer soll mich denn anfallen? Ist sonst noch jemand hier?", fragte Margalit göttlich selbstbewusst. "Hallo, ist da noch jemand?" rief sie in Richtung des Lagerfeuers. Unweit davon mussten sich die Aufrührer schlafen gelegt haben.

Simson war völlig vor den Kopf geschlagen. Seine Verwirrung konnte Mara nicht länger entgehen. Sie beschloss, ihren Freund endlich aus seiner Ungewissheit zu erlösen. "Tut mir leid, ich wollte dich nicht so erschrecken. Der Auftritt war eigentlich auch nicht meine Idee. Der Engel des Herrn ist mir unterwegs erschienen und sagte, ich solle schnurstracks zu dir hin und dich losbinden. Er hält unseren Feinden Augen und Ohren zu. Sie merken nicht, was hier vor sich geht. Wenn sie hierher schauen, sehen sie nur dich allein, wie du am Baum angebunden bist."

Noch während des Redens hatte sie sich an den Knoten zu schaffen gemacht. Sie waren straff gebunden, aber mit dem ganzen Einsatz ihrer geschickten Hände gelang es ihr schliesslich, die Fesseln zu lösen. In Simsos Augen erschien diese kleine weibliche Person nun noch viel edler und anmutiger als ohnehin schon.

Die Mutprobe

Simson war befreit. Sie Fesseln fielen von ihm ab, und er versuchte, wieder paar Schritte zu gehen. Er taumelte. Seine Glieder waren noch taub und schmerzten. Doch rasch kehrte das Leben in sie zurück. Noch etwas unbeholfen folgte er seiner Befreierin - mitten durch das Lager. Überall sassen die Feinde: manche am Lagerfeuer, das ein geisterhaftes Licht auf ihre verstohlenen Gesichter warf, andere weiter weg im Halbdunkel.

Simson fürchtete, dass sie jeden Moment entdeckt würden. Ein Geistesblitz machte alles nur noch schlimmer: "Moment", hörte Simson sich selber sagen. Margalit hielt inne und sah zu ihrem Freund. Der näherte sich flugs Rahmos. Sein Blut drohte vor Anspannung in den Adern zu gefrieren und seine Nackenhaare standen senkrecht gen Himmel, als Simson unmittelbar neben seinem Widersacher anhielt. Behutsam wie ein Taschendieb öffnete er den breiten Lederbeutel, der direkt neben Rahmos lag, und zog zwei Pergamente heraus.

Rahmos räusperte sich. Simson zuckte zusammen, als hätte ihn ein Blitz mit voller Wucht getroffen. Doch Rahmos bemerkte ihn nicht. Seine Augen waren blind für Simson. Niemand sah die beiden Freunde, wie sie sich aus dem Lager davonmachten. In ihren Augen war er immer noch an den Baum gefesselt und seine Gefährtin nicht anwesend. Doch die packte ihn nun am Arm, und gemeinsam stürmten sie in Richtung ihrer Heimat Zorah.

Nichts wie weg von hier

Sie waren bereits eine ganze Strecke weit weg, als sie plötzlich Geschrei aus dem Lager hörten. Jetzt mussten sie dort entdeckt haben, dass ihr Gefangener weg war. Freilich würden sie nun sofort nach Simson suchen; von Mara wussten sie nichts. Doch die beiden waren von der Dunkelheit verschluckt. Die Widersacher wussten nicht, in welche Himmelsrichtung sie überhaupt entkommen waren. Ausserdem hatten sie inzwischen einen beträchtlichen Vorsprung vor möglichen Verfolgern.

Den Weg nach Hause legten Simson und Margalit im Laufschritt zurück, und es schien ihnen, als könnten sie gar nicht matt werden. Endlich erreichten sie Simsons Vater Manoach. Augenblicklich wollte der den beiden eine Standpauke halten, doch er bemerkte rasch, dass auf den Seelen der beiden etwas Schweres lastete. Simson hatte die Aufmerksamkeit seines Vaters wiedergewonnen.

Er zog die Pergamente von Rahmos aus seinem Gewand und hielt sie seinem Vater vor. Mit wenigen Worten, die er sich auf der Flucht zurechtgelegt hatte, schilderte er, was geschehen war. Und vor allem, was geschehen würde, wenn sie nicht bald gemeinsam handelten.

Alles nur Hieroglyphen

Manoach schaute das Schriftstück kurz und verwundert an. Dann sagte er: "Das sind Hieroglyphen. Wer kann die schon lesen?"
"Mein Vater", warf Mara ein. Manoach wägte kurz ab und musterte die beiden. Dann meinte eindringlich: "Und wenn das wieder ein Trick ist? Wie das mit dem Löwen?"
"Vater, nein!" Simson hielt dem Blick seines Vaters stand. Er merkte, dass sich die Teenager bei einem Streich anders verhalten würden. "Also, Mara: Gehen wir zu deinem Vater."

Die Siedlung war klein, und das andere Haus rasch erreicht. Beeindruckt von der Schilderung der beiden jungen Leute und entsetzt vom Inhalt des Pergaments, sprach er mit bebender Stimme:"Rahmos wird hier bereits mit "Herrscher des Nordostens" angesprochen." Nervös strich er sich durchs Haar. "Es ist so, wie die Kinder sagen. Nein, es ist noch schlimmer. Wir müssen unsere Regierung verständigen. Und zwar auf der Stelle."

Soldaten aus anderem Holz

Beth Shemesh, wohin sie der Engel gewiesen hatte, war der Nachbarort von Zorah. Die Armeeobersten waren entsetzt angesichts der Ausführungen der beiden Väter und vom Inhalt der Schrift. Schon graute der Morgen, als mehrere Streitwagen aus dem Stützpunkt rauschten: ein halbes Dutzend zu den umliegenden Stellen und zwei in Richtung der Hauptstadt Jerusalem. Zivilisten war es verboten, auf diesen Gespannen mitzufahren. Doch dieses Mal ging es nicht anders; die beiden jungen Leute und ihre Väter mussten diesen Fall unbedingt persönlich dem König berichten.

Simson und sein Vater standen auf dem vorderen der beiden Rennwägen, Mara und ihr Vater auf dem hinteren. Jeder Stein auf der Strasse liess die Wägen in die Höhe schnellen, und bei jedem Loch glaubte Simson, das Gefährt würde unter seinen Füssen in die Tiefe fallen. Den Bruchteil einer Sekunde später schlug das Gefährt wieder in die Höhe.

Die Pferde schienen um ihr Leben zu rennen. Die Staubwolken hinter ihnen liessen auch einen unbeteiligten Zuschauer erahnen, dass es um sehr viel gehen musste. Schon viele Streitwagen hatte Simson auf der Strasse gesehen - aber noch keinen, der dermassen rasant unterwegs war. Und der Grund dafür waren er und Margalith. Simson freute sich. Würde nun doch alles noch ein gutes Ende nehmen? Ein Lächeln huschte über sein Gesicht.

Eine Blitzaudienz - kein Problem ...

Der Weg zum Staatsoberhaupt in Jerusalem war rasch gebahnt. Ein Diener kündigte ihm den dringenden Besuch an, und wenige Minuten später stand die kleine Schar vor dem Richter Gideon, dem Herrscher über Israel. Ausgiebig bedankte sich dieser bei den jugendlichen Helden. Sie sollten für die nächsten Stunden in seiner Nähe bleiben. Dadurch erlebten Simson und Margalith hautnah, wie Meldeläufer eine Nachricht um die andere hereinbrachten.

Aus nächster Nähe hörten sie die Anweisungen zu einer breit angelegten Fahndung nach Rahmos und seinen finsteren Gefährten. Gleichzeitig wurde ein starkes Aufgebot der Armee an die ägyptische Grenze geschickt, und auch die anderen Aussenregionen wurden verstärkt. Niemand sollte plötzlich von einer anderen Seite ins Land eindringen können.

"Vielleicht haben sich die Ägypter ja heimlich mit einem weiteren Volk verbündet. Wir wollen keine Überraschungen erleben", erklärte Gideon und weihte die beiden in seine strategischen Überlegungen ein. Alle Soldaten des Landes waren auf den Beinen.

Der Aufstand ist gescheitert

Und das nicht ohne Grund, wie sich bald herausstellt. Rahmos hatte nach Simsons Flucht seine Pläne geändert, wie die israelischen Späher bemerkten. Er versuchte, sofort zuzuschlagen. Doch die Feldherren von Israel waren gewarnt. In kürzester Zeit vermochten sie mehrere Rebellen zu fassen. Zwar gelang es dem Boten des verhinderten Pharao noch, sich rechtzeitig nach Ägypten abzusetzen. Doch die Armee des südlichen Nachbarn hütete sich, zum Angriff auf Simsons Volk zu blasen.

Sie hatten bemerkt, dass sie nun keinem führerlosen Haufen mehr würden gegenüberstehen, sondern einer gefestigten Front, bereit und entschlossen, ihre Heimat zu verteidigen. Einige von Rahmos Anhängern ergaben sich, andere zeigten Reue. Es war ihnen doch gutgegangen im Land, aber von einem Aufwiegler hatten sie sich zu einem Komplott verführen lassen. Ihre Strafen fielen entsprechend milde aus.

Für ein starkes Israel

Als Rahmos sah, dass sein Putschversuch grandios am Scheitern war, flüchtete er in die Hügel südlich von Jerusalem. Wie die Verhöre ergaben, hatte er vor, sich irgendwann nach Ägypten abzusetzen, sobald die Grenzkontrollen wieder gelockert wären. Doch sein Versteck wurde rasch entdeckt und der Anführer verhaftet. Er ergab sich der Übermacht.

Sein ägyptisches Nordreich bestand bald schon aus einer kleinen Kerkerzelle. Nun hatt er uneingeschränkte Führungsmacht, ganz wie ein Pharao - doch ohne Volk und Prunk. Ganz anders sah es für Simson und Margalit aus. Sie hatten nun das Staatsoberhaupt Gideon zum persönlichen Freund. Immer wieder bekannte der: "Unsere Nation wurde nicht geschwächt oder ausgelöscht, sondern sie ist jetzt stärker denn je. Dank euch, meine Freunde."

 

Datum: 20.10.2007
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Jesus.ch

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